Gabriel will Orientierungsstufe abschaffen

"Pisa", die weltweite größte Schulleistungsuntersuchung hat das schwache Schulleistungsniveau in Deutschland deutlich gemacht. Deutsche Kinder sind weniger als andere in der Lage, schwierige Texte zu verstehen und Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Deutsche Schüler tun sich besonders schwer mit anspruchsvollen Aufgaben, bei denen es um Reflektieren, Bewerten und Anwenden von bisherigem Wissen geht.

In keinem anderen Industrieland ist die soziale Herkunft so entscheidend über den Schulerfolg wie in Deutschland. Anders als Staaten wie Kanada, Finnland, Japan, Korea und Schweden schafft es das deutsche Schulsystem nicht, herkunftsbedingte Lern-Nachteile auszugleichen. Auch die Ausgaben für die Schulen sind, vor allem im Kindergarten- und Grundschulbereich, wesentlich geringer.

In den meisten Ländern gehen die Kinder 9 Jahre gemeinsam zur Schule. Erst danach wird differenziert in die Schularten. Ministerpräsident Gabriel sind aber 6 gemeinsame Schuljahre schon zuviel. Er will die Orientierungsstufe abschaffen zugunsten einer Eliteförderung an den Gymnasien. Die Grundschule wird damit zur reinen Ausleseanstalt, wie wir sie aus z. B. Bayern kennen, wo schon Eltern von Grundschülern vor allem auf die Zeugnisse fixiert sind.

Die Schulpolitik der SPD in Niedersachsen ist schon seit Schröders Zeiten geprägt von Vernachlässigung der Schulen auf der einen Seite und unrealistischen Versprechungen auf der anderen Seite (Laptop für jeden Schüler, Lernmittelfreiheit ohne ausreichende finanzielle Ausstattung).

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wendet sich schon lange gegen die Unterfinanzierung der Schulen und die Zementierung ungleicher Bildungschancen.

Jetzt hat wohl auch die SPD Weser-Ems gemerkt, dass Gabriel sämtliche sozialdemokratische Vorstellungen von guter Bildung für alle über Bord geworfen hat und dass die Orientierungsstufe bei den Eltern und Lehrern hohe Akzeptanz besitzt.

Der Bezirksausschuss der SPD Weser-Ems sprach sich gegen die Gabrielsche Schulreform aus.

Spätestens aber, wenn der Spitzenmann der SPD von seiner Gefolgschaft bedingungslosen Gehorsam (parteiintern als Solidarität bezeichnet) verlangt, werden die Genossen aus unserem Bezirk wohl wieder lammfromm. So ist das zur Zeit halt bei der SPD.

Dass die CDU die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen - früher das Böse schlechthin - fordert, soll wohl davon ablenken, dass sie mit Gabriel und seinen rückwärtsgewandten Plänen eigentlich voll einverstanden ist.

JDM