Ems-Zeitung vom 8.10.2002
08.10.2002
Kreis Emsland
Gemeinde Dörpen bricht der größter Steuerzahler weg

Von Klaus Dieckmann
Dörpen
Die ,,Hiobsbotschaft" erreichte Dörpens Gemeindedirektor Hermann Korte gestern Vormittag: Der finnische Papierkonzern UPM-Kymmene Oyj strukturiert seine deutschen Beteiligungen um. In der Folge brechen der Emskommune die Gewerbesteuerzahlungen der Nordland Papierwerke zum 1. November in vollem Umfang weg.

Voraussichtlich in den nächsten fünf bis sieben Jahren dürfte Nordland weder Gewerbe- noch Körperschaftssteuer entrichten, schätzte die Unternehmensleitung der mehr als 1.800 Mitarbeiter zählenden Papierfabrik die Situation ein. Im gleichen Atemzug stellte Nordland-Geschäftsführer Dr. Bernd Eikens aber auch klar, dass es sich bei der Maßgabe der Kymmene-Chefetage zu aller erst um ein ,,finanztechnisches Manöver" handele. Arbeitsplätze am Standort Dörpen sowie mögliche Investitionen, die bereits fest angedacht seien, seien von den Veränderungen nicht betroffen.

Nach den Plänen des finnischen Mutterkonzern wird die Nordland Papier GmbH ab November in die deutsche Holding, die UPM-Kymmene Beteiligungsgesellschaft (UBK), mit Sitz in Augsburg eingebracht. Bislang war Nordland die einzige deutsche Tochter, deren Anteile direkt von der Muttergesellschaft in Finnland gehalten wurden. Mit der Neustrukturierung sei das Ziel verbunden, die Steueraufwendungen in Deutschland zu koordinieren, beziehungsweise zu ,,minimieren" (Dr. Eikens).

In der Augsburger Beteiligungsholding fänden sich neben den Dörpener Papierwerken unter anderem UPM Sales, Walki Wisa sowie die Haindl-Gruppe ein, die Kymmene vergangenes Jahr übernommen hatte, erläuterte Nordland-Finanzdirektor Wolfgang Birlin. Dieser Unternehmenspool sei als ,,steuerliche Organschaft" zu betrachten, in den alle Gewinne und Verluste einfließen würden. Doch solange dort ,,Verlustvorträge" bestünden, würden keine Steuern gezahlt. Verändere sich die Situation, könne die Gemeinde Dörpen auch wieder mit Gewerbesteuerzahlungen rechnen, zumal Nordland der größte Produktionsstandort in Deutschland sei.

Welche Auswirkungen die Entscheidung von UPM-Kymmene für Dörpen konkret nach sich ziehen werde, vermochten Gemeindedirektor Korte und Bürgermeister Hermann Wacker gestern noch nicht abzusehen. ,,Wir müssen sehen, wie wir damit fertig werden", räumten die kommunalen Spitzenvertreter jedoch ein, dass ,,einschneidende Veränderungen" zu erwarten sein. Eilends einberufen wurde indessen für gestern Abend der Gemeinderat.

Die Entwicklung ,,ist bitter für uns", zumal die Gemeinde über Jahre in den Ausbau von Gewerbe- und Industrieflächen investiert habe und nun nicht mehr wie erhofft Nutznießer der Bemühungen sei, sagte Korte weiter. Angaben zur Höhe des Betrags, der künftig im Gemeindesäckel fehlen wird, machte der Verwaltungschef mit Vereis auf das Steuergeheimnis nicht. Im laufenden Etat sind im Verwaltungshaushalt Gewerbesteuereinnahmen von insgesamt 7,5 Millionen Euro veranschlagt. Davon dürfte im kommenden Jahr nach Schätzungen ein Betrag in Millionenhöhe fehlen.

,,Nordland bleibt ein Teil der Samtgemeinde Dörpen, wir wollen uns nicht zurückziehen", machte Geschäftsführer Dr. Eikens noch einmal deutlich. Aber es sei ein ,,legaler Schritt" der Finanzexperten des Konzerns, nach Einsparmöglichkeiten im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zu suchen und dieses Potenzial auch zu nutzen. Dem stimmte gleichfalls Betriebsratsvorsitzender Alois Soring zu. In dieser Richtung sei auch umgehend nach Bekanntwerden der Umstrukturierung die Nordland-Belegschaft informiert worden.

Ems-Zeitung vom 08.10.2002

 
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