Als erste Gemeinde will Heede ,,Sonderbauflächen für Tierhaltungsanlagen" ausweisen

Ems-Zeitung vom 04.07.2003

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Erste Sonderbauflächen für Massentierhaltung

Dörpen (ma)
Als erste Gemeinde will Heede ,,Sonderbauflächen für Tierhaltungsanlagen" ausweisen. Der Dörpener Samtgemeinderat hat in seiner öffentlichen Sitzung am Mittwochabend der notwendigen Änderung des Flächennutzungsplanes einstimmig zugestimmt.

Falls die entsprechende Fläche ausgewiesen wird, könnte die ,,gewerbliche Landwirtschaft" mit ihren großen Mastställen auf dieses Areal beschränkt werden. Der stellvertretende Samtgemeindedirektor Hans Hansen wies darauf hin, dass bislang in Heede lediglich eine Viehdichte mit 1,0 Großvieheinheiten je Hektar Gemeindefläche existiert. Heedes Bürgermeister Alois Soring teilte unserer Zeitung jedoch mit, dass Anträge zum Bau von zwölf weiteren Geflügelmastställen (davon acht allein vom Landwirt Hansen) vorliegen. Heede wolle keine Dersumer Verhältnisse, wo es bereits deutlich über 2,0 Großvieheinheiten sind. Ziel müsse es sein, in Heede weiterhin Wohn- und Gewerbefläche ausweisen zu können und den Fremdenverkehr rund um den ,,Heeder See" auszubauen. Die Privilegierung im Außenbereich zum Bau von ,,Mastställen" sei dabei sehr problematisch. Um diese Privilegierung aufzuheben, will Soring eine ,,Sonderbaufläche" in enger Abstimmung mit den Heeder Landwirten aussuchen. Es gebe in Heede elf Vollerwerbslandwirte. Es könne jedoch nicht angehen, dass diese die Entfaltungsmöglichkeiten einer Gemeinde mit 2400 Einwohnern vollkommen eingrenzen .
SPD-Fraktionssprecher Heinz Dirksen sprach von einer ,,vernünftigen Lösung, die für geordnete Verhältnisse" sorge. Sonderbauflächen für Hähnchenmastställe würde er sich auch für Dersum und Walchum wünschen. Demgegenüber befürchtete der Walchumer Bürgermeister Hermann Schweers: ,,Wenn wir dies in unserem Dorf ebenfalls praktizieren würden, stehen die holländischen Industriebetriebe sofort vor der Tür." Er habe bereits mehrfach Anfragen aus den Niederlanden erhalten. Samtgemeindebürgermeister Johann Franzen sprach sich dafür aus, den ,,Versuch in Heede zu starten". Er sehe jedoch die Gefahr, dass die Grundstückspreise in Sondergebieten in die Höhe schnellen und für hiesige Landwirte unerschwinglich werden.

Gegen den Willen der fünf SPD-Politiker beschloss die CDU-Mehrheit im Samtgemeinderat die Darstellung von Sonderbauflächen für Windenergie in Dörpen . Mit diesen Flächen im Bereich Neudörpener Straße und Füchtelmörte will die Gemeinde zugleich verhindern, dass anderorts in Dörpen Windkrafträder errichtet werden. SPD-Sprecher Hand Neufend sieht jedoch die Gefahr, dass ,,Hier bestimmte Personen benachteiligt werden". So wollen zum Beispiel auch Agnes Hegemann und Rudi Wacker außerhalb dieser Sonderflächen in Dörpen Windkrafträder errichten.

Einstimmig entsprach der Samtgemeinderat dem Vorschlag des Fischereivereins Steinbild und Umgebung und bestellte Christian Niehoff sowie Hermann Fißler (beide aus Walchum) zu Fischereiaufsehern.

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Kommentar zu Sonderbauflächen zur Massentierhaltung

Mutiger Schritt

Von Hermann-Josef Mammes

Einen mutigen Schritt nach vorn wagt die Gemeinde Heede mit der geplanten Ausweisung einer Sonderbaufläche für gewerbliche Tierhaltung. Man kann Bürgermeister Alois Soring nur wünschen, dass er das notwendige Verhandlungsgeschick besitzt, um in Absprache mit den Heeder Landwirten eine tragbare Lösung für beide Seiten zu finden.


Schafft Soring die Einigung mit den Landwirten, dann ist Heede die erste Kommune im Kreisgebiet, die einen realisierbaren Lösungsweg im Streit zwischen den Interessen der hiesigen Landwirtschaft und der restlichen Bevölkerung aufzeigt.
Heede will rechtzeitig vermeiden, was in der Nachbargemeinde Dersum durch den Bau zahlreicher Geflügelmastställe bereits eingetreten ist: Streit unter den Dorfbewohnern, der dann letztlich mit weit reichenden Folgen vor Gericht entschieden werden muss.

Die Heeder wollen frühzeitig planungsrechtliche Weichen stellen, um auch in Zukunft die weitere Entwicklung in den Bereichen ,,Wohnen, Gewerbe und Tourismus" voranbringen zu können. Die Heeder handeln, während anderorts abgewartet wird, ob nicht vielleicht doch der Gesetzgeber dem Bau von Massentierställen einen Riegel vorschiebt. Eine trügerische Hoffnung, wie das Beispiel Dersum zeigt.

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