Heimatverein: Vortrag der Vermisstensuchgruppe IKARUS am 12.11.2003

Genau 20 Wippinger fanden am Mittwochabend den Weg ins Gemeindezentrum, um den Vortrag von Joachim Eickhoff aus Lingen mitzuerleben, der mit einigen seiner Freunde von der Vemisstensuchgruppe Lingen äußerst interessante und anschauliche Einblicke in die Arbeit ihres Vereines vermittelten.

Die engagierte Gruppe hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, die Identität vermisster, dh. in den meisten Fällen ums Leben gekommener Soldaten aufzuspüren und ihnen wieder "einen Namen zu geben". Für die Angehörigen bedeutet das, so Eickhoff, dass sie einen Ort des Trauerns haben und so wirklich Abschied nehmen können.

Bis es so weit ist, und die Identität und die Begleitumstände des Todes zweifelsfrei geklärt sind, bedarf es intensiver "Feldarbeit" im wahrsten Sinn des Wortes. Metallsuchgeräte, Bagger und Spaten  gehören zum Handwerkszeug der Forscher, Karten und Dienstpläne der jeweiligen Armeen bilden wichtige Unterlagen, um Hinweisen auf das Schicksal des Vermissten nachzugehen.
Was die Lingener Gruppe dann so alles zu Tage fördert, das konnte an diesem Abend besichtigt werden, denn Eickhoff und seine Mitstreiter hatten nicht die Mühe gescheut, kofferweise gefundenes Material mitzubringen.

Waren diese Darstellungen beeindruckend, so lösten Eickhoffs Ausführungen Betroffenheit aus, wenn er auf die persönlichen Schicksale der Betroffenen zu sprechen kam und die Begleitumstände eines Flugzeugabsturzes im Detail nachstellte.

Im Falle des Absturzes in Wippingen waren  sieben gerade mal 20 Jahre alte Besatzungsmitglieder der Halifax in Melbourne/Ostengland zu einem Nachtflug gestartet. Ihr Ziel war Hannover oder Berlin. Das Emsland und angrenzende Kreise bildeten die Anflugschneise, in der deutsche Jagdbomber den Nachthimmel nach feindlichen Bombern absuchten. Bei Rupennest gerieten die jungen Briten ins Visier des hochdekorierten Hauptmanns Geiger, der zu dem Zeitpunkt bereits 52 Bomber abgeschossen hatte. Die Maschine stürzte dann auf Wippinger Gebiet ab. Auf die Frage, warum die Besatzungsmitglieder der Halifax ihre Maschine nicht mit dem Fallschirm verlassen hatten, wies Eickhoff darauf hin, dass es sich um unerfahrene Kampfflieger gehandelt habe, die sich sehr davor fürchteten, in die Hände des Feindes zu geraten oder auch einfach Angst hatten, im Wasser zu ertrinken oder verletzt in Baumkronen hängenzubleiben. Auch mit mehreren ausgefallenen Motoren hoffte man immer noch, die Maschine hochziehen zu können und heil zurückzufliegen.

Anhand gefundener Maschinenteile wurde der Flugzeugtyp identifiziert, ein Abgleich mit den Dienstplänen der Einsatzkommandos in England führte dann zur Feststellung der Personalien. Es ist der Gruppe Ikarus ein Anliegen, auch hier an der Wippinger Absturzstelle eine Gedenktafel anzubringen, in der der jungen Opfer gedacht wird. Die Gruppe macht im Übrigen keinen Unterschied, welcher Nation die ums Leben Gekommenen angehören. Wichtig ist, dass die betroffenen Familien, die oftmals nur eine vage Vermisstenmeldung bekamen, eine Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen und den Ort ihres Todes erhalten.

Für Hauptmann Geiger übrigens, der Mann der mit der Halifax seine Maschine Nr 53 abschoss, war es sein letzter "erfolgreicher" Einsatz. Zwei Tage später erlitt er das gleiche Schicksal wie seine jugendlichen Kontrahenten.

Im Verlaufe des Abends kam es zu einem regen Informationsaustausch der Gruppe Ikarus mit Wippinger Zeitzeugen. Z.B. konnten an diesem Abend einige Details eines Flugzeugabschusses bei Neubörger und Herbrum geklärt werden.

Ikarus-Mitarbeiter Atze Bojer: Schon aus diesem Grunde hat sich unser Kommen gelohnt.
Demnächst evtl mehr von dieser Informationsveranstaltung.

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