24jähriger Landwirt übernimmt trotz schlechter Aussichten den Hof seines Vaters

Eine mutige Entscheidung für die Zukunft

24jähriger Landwirt übernimmt trotz schlechter Aussichten den Hof seines Vaters

Von Maike Duis
WIPPINGEN. Dass er Ahnung hat, erkennt man schnell. Flüssig gehen Johannes Hempen Fachbegriffe aus Landwirtschaft und Zucht über die Lippen. Wie mutig der 24 Jährige aus Wippingen ist, erfährt man beim längeren Gespräch. Wenn er auf das Jahr 2005 zu sprechen kommt. Denn im Frühling soll es endlich losgehen mit dem Bau eines großen Boxenlaufstalls für 98 Tiere. Der soll auf dem freien Platz rechts neben dem Hof stehen, wo 105 Hektar bewirtschaftet werden. Der neue Stall wird mehrere hunderttausend Euro kosten.

Johannes HempenNach reiflicher Überlegung hat sich Johannes Hempen für den Beruf des Landwirts entschieden und tritt die Nachfolge seines Vaters Johann an. Trotz verdorbener Marktpreise. Obwohl viele landwirtschaftliche Betriebe am Rande des Ruins stehen. Familie Hempen lebt schon seit Generationen von der Landwirtschaft. Der junge Selbstständige hätte sich auch anders entscheiden können. Alle Wege standen ihm mit dem Abitur offen. Doch er hat sich bewusst für die harte, viele Arbeit entschlossen. Ihm macht besonders die Arbeit mit den Tieren Spaß. 80 Kühe, Jungvieh und 70 Bullen müssen versorgt werden, so der Bauer, der auch politisch aktiv ist. Er ist Vertreter der Milchbauern bei einer Molkerei und seit zwei Jahren im Gemeinderat.

Deshalb hat er auch eindeutige Wünsche für die Zukunft und Meinungen zu Auflagen der Landwirtschaft, insbesondere zu jenen „die die Landwirtschaft kaputtmachen."
Er und seine Familie mussten schon feststellen, wie viel Aufwand und Papierkram notwendig sind, um eine Baugenehmigung für den Stall oder einen Antrag auf Fördermittel zu erhalten. Die Akten stapeln sich mittlerweile bei den Hempens. „Und es werden noch mehr", so Johannes Hempen. Von allen Seiten werde der Bauer geknebelt. Und doch wagt er die große Investition in den Stall. Warum? Weil er weiß, was er will und Dinge einschätzen kann. Realistisch meint er: „Wer sich nicht weiterbildet und stehen bleibt, ist verloren. Wer schläft und nicht wächst, ist bald vom Fenster weg."

Johannes Hempen, der im vergangenen Jahr seinen Meister machte, hat genaue Vorstellungen von der Zukunft. Ob die erfüllt werden, bleibt abzuwarten. „Die Zukunft der Landwirtschaft ist ungewiss", sagt er und fügt hinzu: „Wo ist das nicht?"
Er selbst findet, dass er mit seiner Entscheidung für die Selbstständigkeit Mut beweist. Man müsse schon zu den Besten gehören, um gut über die Runden zu kommen. Und das will Hempen.

„Ja, da gehört schon Mut und Risiko zu, sich auf so viele Jahre zu binden." Er schätzt, dass es 20 Jahre dauern wird, bis der neue Stall abbezahlt ist. Da wäre er 44 Jahre alt. „Daran merkt man, wie weitgreifend die Entscheidung ist." Mit dem neuem Boxenlaufstall komme etwas Neues und Großes, das vor allem die Arbeitsqualität und Haltung verbessern soll. „Ständig wird vom Kuhkomfort gesprochen", meint Johannes Hempen und erklärt weiter: „Wenn der besser wird, steigt auch die Leistung."

Die Familie hat sich für einen offenen Stall entschieden. Er wird in eine bestimmte Himmelsrichtung ausgerichtet, um vielleicht später Photovoltaikanlagen zu installieren. „Auf dem Dach wird eine Wetterstation angebracht, die Änderungen der Temperatur feststellt und entsprechend reagiert", erklärt Mutter Adelheid, die wie der Vater kräftig mit im Betrieb anpackt.

Dass er viel zu leisten hat, ist Johannes Hempen bewusst. Ein Landwirt müsse jeden Tag seinen Mann stehen. „Aber nur weil man Bauer ist, sollte man nicht am Leben vorbeileben", ist seine Meinung.

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