Eigenververantwortliche Schule"| Ems-Zeitung vom 30.03.05 |
Ziel ist, Gesamtkonferenz weitgehend zu entmachten"
Betrifft: Modellprojekt Eigenverantwortliche Schule und Qualitätsvergleich
in Bildungsregionen" und Einrichtung von Ganztagsschulen (EZ Berichte Rat
kritisiert Verhalten der Lehrer", Ausgabe vom 12. März und Westermann: Chance
vertan", Ausgabe vom 14. März).
Wussten die Ratsherrn der Samtgemeinden Nordhümmling und Sögel eigentlich, was sie
da an dem Verhalten der Lehrer kritisierten? Ich glaube nicht. Denn ihre Bürgermeister
erwecken den Eindruck, als hätten sich die Gesamtkonferenzen (also nicht nur die Lehrer,
sondern auch Eltern und Schülervertreter) gegen eine ,Verbesserung der Bildungsqualität`
und eine ,Stärkung der eigenen Schule` ausgesprochen.
Wer diesen Konferenzen eine solche Dummheit unterstellt, zeigt lediglich seine eigene
Unkenntnis des vom Kultusministerium geplanten Schulversuchs Eigenverantwortliche Schule
unter der Federführung der Bertelsrnannstiftung. Dieser Modellversuch sieht nämlich die
Änderung der Schulverfassung vor mit dem Ziel, die Gesamtkonferenzen weitgehend bis
vollständig (je nach Modell) zu Gunsten der Schulleiter zu entmachten, d. h. Lehrern,
Eltern und Schülervertretern alle wesentlichen Entscheidungskompetenzen zu nehmen und sie
auf die Schulleitungen zu übertragen.
Außerdem sollen die Schulleitungen zusätzlich einen großen Teil der Kompetenzen
erhalten, die bisher bei der Schulaufsicht der Bezirksregierungen lagen. Das hat
Kultusminister Busemann selbst sehr deutlich zum Ausdruck gebracht (siehe EZ Artikel vom
5. März: Busemann: Mehr Macht für die Schulleiter). Schulen sollen in Zukunft praktisch
wie Unternehmen geführt werden.
Dass die betroffenen Lehrer, Eltern und Schüler einer solchen Zerschlagung ihrer
Mitbestimmungsrechte und damit einer Entdemokratisierung der Schulverfassung nicht
zustimmen, sollte deshalb nicht verwundern. Ich kann ihnen nur dazu gratulieren, sich dem
Druck der Kommunalpolitiker und der Überrumpelungstaktik des Kultusministers widersetzt
zu haben. Notwendig ist m. E. gerade heute der Ausbau der demokratischen Strukturen
unserer Schulen und nicht ihr Abbau."
Roland Seemann
Friederikenstraße 17
Papenburg
jdm