Ems-Zeitung vom 21.04.2006
NABU-Kampf gegen Gen-Knollen
ma Sögel/Werpeloh.
NABU-Vertreterinnen haben gestern dem Sögeler Samtgemeindebürgermeister Helmut Westermann 706 Unterschriften von emsländischen Bürgern im Rathaus überreicht. Alle Unterzeichner erheben Einwände gegen zusätzliche Genversuche der BASF Plant Science GmbH aus Ludwigshafen auf einem Acker in Werpeloh.
Foto: Ems-Zeitung vom 21.04.06, H-J. Mammes
Im Namen des NABU überreichten Christina Schulz (von links), Maria Feige und Jutta Over die Unterschriften gegen die Genversuche in Werpeloh an Samtgemeindebürgermeister Helmut Westermann.
Foto: Hermann-Josef Mammes

So hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Berlin dem Chemiekonzern bereits im vergangenen Jahr die Genehmigung bis 2010 für Versuche mit gentechnisch veränderten Stärkekartoffeln erteilt. Hiergegen hatten sich bereits damals rund 1500 Emsländer mit ihrer Unterschrift zur Wehr gesetzt.

Drei weitergehende Anträge sehen jetzt sogar eine Ausweitung der Versuchsreihe vor. Im Frühjahr will BASF im Emsland Freilandversuche mit Pflanzen durchführen, die eine erhöhte Resistenz gegen Kraut- und Knollenfäule aufweisen. Dabei sollen auch Speisekartoffeln zum Einsatz kommen. Die Anträge lagen bis gestern vier Wochen lang im Sögeler Rathaus zur Einsicht aus. "Fünf Privatpersonen und der NABU haben die Unterlagen eingesehen", berichtete Samtgemeindebürgermeister Westermann gestern den Vertreterinnen des Umweltverbandes. Die Samtgemeinde Sögel müsse sich neutral verhalten. Trotzdem ließ der Verwaltungschef die Frauen wissen: "Ich bin aber froh, dass Sie heute hier sind."

NABU-Regionalgeschäftsführerin Jutta Over zeigte sich überzeugt, dass rund 80 Prozent der Bürger vor Ort die Genversuche ablehnen. Zugleich wies sie auf den Erfolg der ersten Unterschriftenaktion hin: "Wir konnten antibiotikaresistente Pflanzen verhindern." Sie erinnerte daran, dass der Hümmling ein traditionelles Kartoffelanbaugebiet sei. Die NABU-Sprecherin des Kreisverbandes Emsland/Grafschaft Bentheim befürchtet einen "Durchwuchs" der Genkartoffeln mit den konventionell angebauten Knollen. Zudem ist die NABU-Verteterin der Überzeugung, dass es nicht "wirklich um Eigenschaften wie Stärkegehalt und Widerstandsfähigkeit der Kartoffel geht, sondern vorrangig um die Herbizidresistenz".

In Zukunft wollen die Umweltverbände auch noch stärker mit den Landwirten vor Ort kooperieren. Dazu NABU-Sprecherin Maria Feige: "Wir wollen konkret den Kontakt zum Landvolk aufnehmen."