Laufzeit ist auf 40 Jahre ausgelegt Ems-Zeitung vom 07.06.2007

Laufzeit ist auf 40 Jahre ausgelegt

kd Dörpen. Das geplante Steinkohlekraftwerk am Küstenkanal in Dörpen (Bauzeit vier Jahre) soll ab Ende des Jahres 2013 Strom für industrielle Großkunden liefern. Gleichzeitig hält sich der Betreiber eine Option für die Kraft-Wärme-Kopplung offen. Das hat gestern Christoph Frings, Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft der BKW FMB Energie AG mit Sitz in Bern (Schweiz), bei der Vorstellung von Projektdaten in Dörpen unterstrichen.

Geplant sei ein hocheffizientes Kraftwerk, das deutlich über dem Wirkungsgrad bestehender Anlagen liege. Die meistens bereits über 40 Jahre alten Kohlekraftwerke in Deutschland kämen auf eine Ausnutzung von 30 Prozent. Die Dörpener Anlage bringe es auf einen Wirkungsgrad von rund 46 Prozent. Eine zusätzliche Steigerung des Wertes könne in Verbindung mit der Abnahme von Wärme erreicht werden.

Von links: Landrat Bröring,  Christoph Frings (BKW), Bürgermeister Hermann Wacker, SG-Bürgermeister Hans Hansen Dass bei der Verbrennung von Steinkohle CO2 (Kohlendioxid) produziert werde, brauche man nicht verheimlichen, räumte Frings ein. Nach heutigem Stand der Technik gebe es aber noch keine Möglichkeit, diese Umweltbelastungen generell zu unterbinden. Sollten in naher Zukunft entsprechende Systeme entwickelt werden, könne das Dörpener Kraftwerk nachgerüstet werden. Dies werde bei den Bauplänen bereits berücksichtigt. Nach Angaben von Frings ist das Kraftwerk auf eine Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt.

Zu der Frage, warum der Investor sich erst ein Vierteljahr nach Bekanntgabe der Planungsabsichten zu erkennen gab, verwies Frings auf die Strukturen des BKW-Konzerns als börsennotiertes Unternehmen. Zwischenzeitlich seien die Überlegungen aber so weit gereift, dass BKW zusammen mit seinem Geschäftspartner, der Advanced Power AG aus Zug in der Schweiz, öffentlich auftreten könne. Gemeinsam haben die beiden Unternehmen (jeweils 50 Prozent Beteiligung) die Projektgesellschaft Energie Dörpen GmbH & Co KG gegründet. Diese wird das Kraftwerk erstellen und betreiben.

"Wir wollen nicht nur Transitland für Strom sein, sondern auch von der Schaffung des Mehrwerts profitieren", sagte Landrat Hermann Bröring. Für den Kraftwerksbau biete der Standort Dörpen mit der direkten Anbindung an Wasserstraße und Schiene ideale Voraussetzungen. Und mit den Nordland-Papierwerken sei auch noch ein potenzieller Abnehmer für die Abwärme vorhanden. Insgesamt werde das Projekt die Bedeutung der Emsgemeinde als Industriestandort weiter stärken.

Dies unterstrich gleichfalls Bürgermeister Hermann Wacker, der mit Hinweis auf die gestern erfolgte Einsendung der Scoping-Unterlagen an das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg von einer "wichtigen Etappe" auf dem Weg der Realisierung sprach. Einen Tag nach dem Scoping-Termin wollen Gemeinde und Investoren das Projekt auf einer Bürgerversammlung vorstellen, die am 26. Juni im Dörpener Schulzentrum stattfindet. Und dass die Investoren Dörpen nicht als bloße "Spielwiese" ansähen, verdeutliche die bereits für Ende Juli terminierte EU-weite Ausschreibung von Bauarbeiten, knüpfte Bröring an.
Markant bei Kohlekraftwerken (hier die Anlage im nordrhein-westfälischen Voerde) ist der Kühlturm mit der Wasserdampfwolke. Der Dörpener Turm wird 150 Meter hoch.
Begleitet wird das Genehmigungsverfahren, das bis Mitte 2009 laufen könnte, nach Darstellung von SG-Bürgermeister Hans Hansen indessen von einer umfassenden Umweltvertäglichkeitsuntersuchung. Diese betrachte unter anderem Immissionen wie Stickoxide und Feinstaub, Lärmbelästigungen und Auswirkungen auf Natur- und Landschaft. Untersucht werde ferner die Entnahme von jährlich 20 Millionen Kubikmetern Kühlwasser   aus Dortmund-Ems-Kanal beziehungsweise Ems-Seitenkanal. Etwa die Hälfte dieser Menge könne dem Wasserweg wieder zugeführt werden. Der Kühlturm der Anlage hat übrigens eine Höhe von 150 Metern. Zum Vergleich: Der Turm beim ehemaligen Kraftwerk in Meppen- Hüntel ist 120 Meter hoch. Der Untersuchungsraum für die Umweltstudie hat nach den Worten von Hansen einen Radius von 7,5 Kilometern um das Kraftwerk und berührt damit auch eine Reihe von Dörpens Nachbarkommunen.

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