EL Am Sonntag vom 08. Juli 2007

 

 

"CO2-Schleuder und Rußrakete"

 

Kohlekraftwerk in Dörpen ‑ Nur Kritiker melden sich zu Wort

 

Papenburg/Dörpen (eb) ‑ In der letzten Ausgabe des ELKuriers haben wir unsere Leser ermuntert, ihre Meinung zum Kraftwerk in Dörpen mitzuteilen.

 

„Segen oder Fluch für die Region", lautete die Frage. Keiner der Bürger, die uns ihre Meinung mitgeteilt haben, sieht einen Segen in dem geplanten Steinkohlekraftwerk in Dörpen. Die Einzelmeinungen bringen dabei die möglichen Nachteile zum Ausdruck. Nachfolgend einige der Stellungnahmen, die bei uns eingegangen sind:

 

„Das Kohlekraftwerk in Dörpen ist für mich ein Fluch", so Martin Hauschke. Rechne man den kostenintensiven und umweltschädigenden Transport der Kohle zum Wirkungsgrad der Anlage hinzu, so mache dies energietechnisch keinen Sinn. Zudem würden sich bei einem Bahntransport die Schranken in Aschendorf kaum mehr öffnen.

 

In die Zeit von 1950 zurückversetzt fühlte sich Günter Böker bei der Bürgerversammlung („diesem Theater")‑ in Dörpen. „Alle Menschen reden über Klimawandel, C02-Ausstoß, Feinstaub, Rauchverbote, Rußfilter für Diesel‑Fahrzeuge und Fahrverbote in den Städten. Und wir wollen im Emsland die nachweislich größte C02‑Schleuder sowie Rußrakete bauen, für die es keinerlei Filtersysteme gibt? Das hätte ich im Jahr 2007 nicht geglaubt."

 

Andreas Beckering schlägt vor, dass der Tourismusverband Emsland die Bürger zu einer Wochenendbustour nach NRW einlädt. „Dann können sich die Bürger ein Bild von den Zuständen dort machen. Ich würde Herne, Castrop‑Rauxel, Wanne‑Eikel und Hermer vorschlagen. Man muss das gesehen haben. Welch ein Staub und Dreck fast wie in China."

 

Für Johann Kruth aus Dörpen steht fest: „Ein Fluch natürlich! Aktionärsinteressen contra Umweltschutz. Die Gewinne für die Betreiber, den Dreck und die Gifte für unsere Region. Warum baut man kein Gaskraftwerk wie in Bochholt? Einen Abnehmer für die Abwärme hätte man mit Nordland, und wir behalten unsere saubere Luft."

 

„Viele Bürger sind besorgt und gegen den Bau des Kohlekraftwerkes, wie ich bei meiner Unterschriftensammlung festgestellt habe", schreibt Heinz Overberg. „Und ich bin nicht der Meinung, dass eine solche Unterschriftensammlung nur auf den Jahrmarkt oder auf die Kirmes gehört, Herr Wacker!"

 

Hans‑Georg Rothenhagen aus Walchum will die CDU nicht mehr wählen. „Fünf Millionen C02 (Kohlendioxid) stößt die Anlage im Jahr aus und die Bundesregierung redet von Klimaschutz und will den C02‑Ausstoß reduzieren." Das sei doch alles nicht mehr nachvollziehbar.

 

„Unter Umweltgesichtspunkten ist ein Steinkohlekraftwerk absolut unvertretbar", schreibt Bernd Lorenz aus Dörpen. Wenn die Gutachter die Umweltbelastungen unter der Unbedenklichkeitsschwelle sähen, so sprächen die Unterlagen der Planer der Krafwerkes eine andere Sprache. „Dort ist das Unbedenklichkeitskriterium gleich in mehreren Punkten überschritten. Unter anderem trifft dies auf das hochgiftige Schwermetall` Quecksilber zu." Da die Kommunlapolitiker über diese Aspekte infomiert gewesen seien, „frage ich mich, ob es nicht die Pflicht der gewählten Vertreter gewesen wäre, dies in einer öffentlichen Veranstaltung zur Sprache zu bringen."

 

Unverständlich findet Marilies Kempkes aus Sögel, dass der Ernergieaufwand für den Kohletransport aus Übersee für die Betreiber des Kraftwerkes nicht der Rede wert sei. „Die Kohle wird unter zum Tei menschenunwürdigen Bedingungen gefördert . ... Das ist auch eine Form der Entwicklungshilfe. Vermutlich wird die Kohle dann auf Schiffen, die unter Billigflagge fahren, auf denen ebenso ,billige' Arbeitskräfte angeheuert haben, nach Emden oder Rotterdam gebracht. Diese armen Menschen. Sie tun uns schon leid, aber wir beruhigen unser schlechtes Gewissen dann mit einer Spende für Misereor oder Brot für die Welt." Zudem sei es bei der weit verbreiteten Meinung, ,die da oben tun sowieso was sie wollen' kein Wunder, dass die Zahl der Nichtwähler immer größer werde.