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Direktor: Prof. Dr. Lutz Wicke

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Dr.-Ing. Jan-Uwe Lieback

 
Institut für UmweltManagement (IfUM)

an der                                                                        

      Lutz Wicke

             Prof. habil., Dr. rer. pol., Dipl.-Ing.                             Privat:            Grimmelshausenstr. 54

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Hinweis: Presseerklärung ging nicht raus, den Journalisten wurde nur S. 2-4 zugeleitet. Dort wurde – 30.8. – etwas ergänzt!

Presseerklärung

CO2-freies/-armes Braunkohlekraftwerk:

„Klimaschutz-Kraftwerk 2015 ff. –

Europäisches Leuchtturmprojekt in Berlin“

 

Friedbert Pflüger, CDU-Fraktionsvorsitzender in Berlin und Vorstandsmitglied der CDU Deutschlands, erklärte anlässlich eines Pressegesprächs am Freitag, 24.8.07:

 

Vattenfall sollte aus der selbstverschuldeten Glaubwürdigkeits- und Imagekrise die richtigen zukunftsweisenden Schlüsse ziehen:

·        Eine wesentlich kundenfreundlichere Preispolitik und

·        die Umsetzung einer großen Leuchtturm – Umweltschutzaktion in Gestalt der Errichtung des weltweit ersten kommerziellen CO2-freien bzw. –armen Kohlekraftwerks in der deutschen Hauptstadt (Nachfolgekraftwerk Klingenberg).

Die Berliner CDU fordert Vattenfall dazu auf und wird den Konzern dabei ausdrücklich unterstützen.

Statt in geradezu unflätiger Weise auf einen der Hauptsteuerzahler und Haupt-Dienstleister der Stadt einzudreschen, sollten der Berliner Senat und die Regierungsparteien SPD und Die Linke gemeinsam mit der Bundesregierung und der EU dafür sorgen, dass in Berlin und Deutschland – gerade auch mit und durch Vattenfall – unabweisbar wichtige Zukunfts-Umweltschutzinvestitionen als „Leuchtturm“ -Projekt in der deutsche Hauptstadt realisiert werden!

 

Von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – und verdeckt durch sein eigenes Fehlverhalten – hat sich Vattenfall in zwei Punkte an die Spitze des klimapolitischen Forschritts gesetzt: Mit seinem CO2-freien Pilot-Kraftwerk in der Lausitz und seinen bahnbrechenden Vorschlägen für einen weltweiten Preis für CO2 und ein wirklich funktionierendes Kyoto-Nachfolgesystem nach 2012. Durch die hier vorgeschlagene klimapolitische Großtat sollte Vattenfall im Sinne der genannten Konzeptionen „Flagge zeigen“ und sein negatives Image nachhaltig korrigieren.

Die für eine weltweit nachhaltige, d.h. sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung unabdingbare Nutzung der Kohle, die noch für hunderte von Jahren zur Verfügung steht, kann und muss – weltweit – so klimafreundlich wie irgend möglich gestaltet werden.

Aus Berlin und Deutschland können dazu entscheidende Impulse kommen – in Gestalt des ersten kommerziellen CO2-freien Kohlekraftwerks und eines Kyoto PLUS-Klimaschutzsystems. Kyoto PLUS sorgt durch einen weltweiten CO2-Preis dafür, dass CO2-freie Kohlekraftwerke UND die Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien zu DEN „Klimaschutzkraftwerken“ der Zukunft werden! Denn die Atmosphäre stellt dann nicht länger die kostenlose Klimagas-Mülldeponie dar – ‚Strom CO2-frei’ wird zum MUSS!“


 

Einige Stichworte zur vorstehenden Presseerklärung von Friedbert Pflüger

 

·         Vattenfall hat durch

o        seine extrem unsensible Preispolitik, die als arrogante, oligopol- bzw. monopolitische Gewinnmaximierungspolitik aufgefasst werden musste und

o        durch den PR-SUPER-GAU (fast vollständiger Glaubwürdigkeitsverlust) bei der Behandlung der beiden Kernkraftwerks-Unglücksfälle an der Elbe

ein unverständliches und auch unverantwortliches Fehlverhalten an den Tag gelegt.

Dies kann zwar nicht ungeschehen gemacht werden. Aber

·         Neben der Einsicht in das eigene Fehlverhalten und zwingender technischer und organisatorischer Verbesserungen – sollte Vattenfall auch zwei konkrete zukunftsweisende Schritte, zur Milderung und Beseitigung des entstandenen (Image-)Schadens zur unternehmen.

·         Das sind neben einer kundenfreundlicheren Preispolitik, die auch Preissenkungen einschließen muss,

·         vor allem die Verdeutlichung zweier „untergegangener“ Wahrheiten: Vattenfall steht in zwei entscheidenden Punkten unabweisbar an der Spitze des Klimafortschritts!

  1. Das CO2-freie (-arme) Braunkohle-Pilot-Kraftwerk auf dem Schwarze Pumpe-Gelände in BB,
  2. das progressivste weltweite Klimaschutzkonzept ‚CCC – Curbing Climate Change’ der internationalen Wirtschaft – Vattenfall fordert mit einer internationalen Wirtschaftsallianz klar und deutlich einen Preis für den CO2-Ausstoß! Sensationell: Vattenfall und die ‚Wirtschaft’ fordern einen Preis für Umweltverschmutzung!!!

 

Nachfolgend: Konzentration auf das

mögliche erste kommerzielle CO2-freie Kohlekraftwerk in Berlin

·         Der Ersatz bzw. die  Erneuerung des Vattenfall - Kohlekraftwerkes Berlin-Klingenberg steht an.

·         Die Oppositionsparteien unter Führung der CDU sind sich einig: Es darf kein klimabelastendes Kohle-Nachfolgekraftwerk geben – weder in Berlin noch sonst wo! Die denkbare, klimaschutz-akzeptable gasgetriebene Kraftwerk ist nach Vattenfall - Angaben wirtschaftlich nicht zu vertreten.

·         Auch bei Vattenfall schätzt man inzwischen realistisch ein, dass Vattenfalls Braunkohlereserven in Zukunft nur mit sauberer Verbrennung genutzt werden können.

 

Die politisch akzeptable, zukunftsweisende Alternative CO2-freies Braunkohlekraftwerk als

Europäisches Leuchtturm-Projekt „Klimaschutz-Kraftwerk (KKW) 2015ff.“

ist möglich und machbar:

1.      Die Pilotanlage mit dem ‚Vattenfallschen’ Oxyfuel-Verfahren ist auf dem Gelände der Schwarzen Pumpe ab dem nächsten Jahr einsatzbereit. (30 MWel) Das Gesamtsystem Oxyfuel bedeutet Kohlenstaubverbrennung nur mit Sauerstoff und zurückgeführten CO2, Auffangen des CO2, Verflüssigung  und unterirdische dauerhafte, klimaunschädliche Speicherung in geeigneten salzhaltigen ‚salinen Aquifieren, meist poröse Gesteinsschichten’ bzw. in Gas- oder Ölfeldern. (Das Oxyfuel-Verfahren ist eines der 3 CCS-Verfahren ‚Carbon (Dioxide), Capture and Storage’. (2. „CO2-Wäsche“, 3. Kohlevergasung und Wasserstoff-Erzeugung und -verbrennung))

2.      Nach – inoffiziellen – Aussagen des Vattenfall-Chefingenieurs Prof. Lars Strömberg (persönlich und ohne „offiziellen“ Vorbehalt gegenüber Prof. Wicke) wäre – sofort – eine entsprechende Oxyfuel-Anlage in großtechnischem Maßstab möglich gewesen. Im Grunde genommen handelt es sich – bis auf den Ersatz des Luft-Stickstoff durch recycliertes CO2 – um eine Zusammenstellung großtechnisch bereits erprobter Verfahren wie Sauerstoffgewinnung aus Luft, Verbrennung von Kohlestaub mit einem inerten Gas (CO2 statt N2), Abkühlung und Verflüssigung von CO2 und dauerhafte Speicherung.

3.      Derzeit allerdings würde sich dieses Verfahren aufgrund der Zusatzkosten von ca. 22,5 € pro Tonne CO2 nicht rechnen – wegen der fehlenden Anreize (der CO2-Ausstoß ist bisher kostenloser ‚Atmosphären-Abfall’ – für große Teile dieses Ausstoßes erhält man derzeit kostenlose CO2-Zertifikate!)

4.      Vattenfall plant – 2012/15 dem kommerziellen, großtechnischen Einsatz dieser ‚KKW-Technik, /Klimaschutz-Kraftwerks-Technik)’ – eine Demonstrationsanlage (mit EU-Beihilfen von bis zu 25%) in der Größenordnung von 300 MWel,. Der gewonnene Strom soll verkauft werden.

5.      Erst danach – so ca. 2020 – ist ein wirklich kommerzielles Kraftwerk geplant.

6.      Tatsächlich kann Vattenfall den großtechnischen Einsatz vorziehen – 2014 bis 2016 kann das kommerzielle CO2-freie Kohlekraftwerk in Berlin „stehen“: siehe 2., - die technischen Probleme und – vor allen die notwendigen Optimierungen – können sowohl in der Pilotanlage als auch im – verlängerten Probebetrieb – vor dem Dauerbetrieb gelöst werden.

7.      Das Speicherproblem ist lösbar: Die EU und die Bundesregierung (Energiegipfel-Beschluss!) wollen bis 2009 eine EU-Richtlinie bzw. die deutsche gesetzliche Grundlage schaffen, dass CO2 in salzhaltigen wässrigen Tiefenschichten sicher auf Dauer gespeichert werden kann. Dann können die Genehmigungsverfahren für diese Dauerspeicher bis zur Fertigstellung des ersten Klimaschutz-Kraftwerkes zwischen 2014 und 2016 abgeschlossen sein. Vattenfall trifft schon derzeit intensive Vorbereitungen zur Sicherung ausreichender, sicherer Speicherkapazitäten.

8.      Die Transportprobleme sind lösbar: Die Braunkohle kommt per Bahn aus der Lausitz, das CO2 wird per Binnenschiff in Richtung Speicher transportiert.

9.      Die Weiterentwicklung des Kyoto-Systems und des Europäischen Emissionshandelssystems wird zu einem Preis für den CO2-Ausstoß der Großindustrie führen. Das macht Klimaschutz-Kraftwerke – seien es CCS-Kohlekraftwerke ODER Kraftwerke auf Basis erneuerbarer Energien dauerhaft wirtschaftlich interessant!

10.  Auch wirtschaftlich ist ein CCS-Braunkohlekraftwerk sinnvoll:  (Angaben aus einer Diplomarbeit an der ESCP-EAP von Max von der Planitz, max@vdplanitz.de). Vattenfall selbst weist darauf hin:   Oxyfuel ist sehr wahrscheinlich das preiswerteste saubere Kohlekraftwerk.

o        Windenergie 4,5 bis 13 cents pro kwh,

o        (weitgehend ausgeschöpfte) Wasserkraft zwischen 3 und 8 cents/kwh,

o        Biomasse zwischen 5und 30 cents und bei

o        dGeothermie zwischen 7 und 14 cents/kwh.

11.  Mit Hilfe von EU-Zuschüssen und Zuschüssen bzw. anderweitigen Hilfen der Bundesregierung kann und sollte ein Teil der Entwicklungs- und Zusatzkosten für dieses Leuchtturmprojekt übernommen werden.

12.  OHNE Kohleverstromung KEINE dauerhaft sichere Grundlastversorgung in Deutschland und weltweit: Energiesparen, Energieeffizienzsteigerung und die Nutzung der erneuerbaren Energieformen reichen nicht aus!!! Kohle bleibt das Rückgrat der „Grundlast“-Stromerzeugung.

13.  Weltweit wird die für hunderte von Jahren zur Verfügung stehende Kohle ohnehin genutzt werden – aber bitte nur mit CCS!

14.  Last but not least: Eigentlich können nur „Verbohrte“ etwas gegen eine CO2-armes CCS-Kraftwerk haben, dass noch dazu riesige Mengen an Wärme ins Vattenfall-Fernwärmenetz einspeist!

 

Summa summarum:



[1] Die Teilkosten des Oxyfuel-Verfahrens sind die Folgenden:

·          Vattenfalls Chefingenieur Strömberg u.a. schätzen die Oxyfuel CCS-Gesamtkosten auf 20 bis 25 €/t CO2 . Man liegt auf der „sicheren Seite“, wenn folgende Kosten zugrunde gelegt werden:

o         Kohlendioxid-Erfassung (Capture), Verdichtung bzw. Verflüssigung: 14 €/t CO2

o         Transport: 4 € t/CO2

o       Sichere Speicherung: 4,5 €/t CO2