General-Anzeiger

Die Firma </b>Prokon</b> Nord will im Biomasse-Heizkraftwerk in Papenburg auch Bahnschwellen verbrennen. Heute entscheidet der Stadtrat über die Genehmigung.

18.10.2007

„Haben einen Umsiedlungsantrag gestellt“


Von Elke Wieking

UMWELT Papenburger Betrieb: Produktionsausfälle durch Staubbelastung der Firma Biro

Der Unternehmer Werner Post hat den Anwalt Philipp Heinz eingeschaltet. Er schrieb gestern den Politikern einen Brief.

Papenburg - Alle habe er informiert, sagt Werner Post: Politiker, den Bürgermeister, das Gewerbeaufsichtsamt, die Berufsgenossenschaft, er habe die Staubbelastung über Jahre dokumentiert, aber bisher habe nichts geholfen, so der Papenburger Unternehmer.

Werner Post hat nach eigenen Angaben eine Werbeagentur mit 25 Mitarbeitern. Seit 1999 sitzt das Unternehmen in der Bahnhofsstraße unweit der Firma Biro. Dort werden die Holzschnitzel gelagert, die Biro für das Biomasse-Heizkraftwerk der Firma Prokon im Nordhafen von Papenburg anliefert. Brennstoffe sind Altholz, Treibsel und nachwachsende Rohstoffe. Der Staub, der beim Schreddern des Holzes, entstehe, belaste seinen Betrieb seit Jahren, sagt Post. Fünf Prozent Ausschuss seines gedruckten Werbematerials schreibt er der Staubimmission zu. Zeitweise könne man die Fenster nicht aufmachen, Mitarbeiter hätten schon gekündigt. Er habe bei der Stadt einen Antrag auf Betriebsumsiedlung gestellt, aber außer einem Informationsgespräch noch keine Reaktion bekommen. Er sei „maßlos enttäuscht“, so Post. „Wir sind auch ein Betrieb in Papenburg und haben eine Existenzberechtigung.“

Die sieht Post gefährdet, wenn der Papenburger Stadtrat heute über die Änderung des Brennstoffkataloges für das Prokon-Biomasse-Heizkraftwerk abstimmt. Darin soll das Wort „Bahnschwellen“ aufgenommen werden. Dagegen hat sich Protest in der Bevölkerung von Papenburg und der benachbarten Gemeinde Westoverledingen formiert (der GA berichtete). Ihre Befürchtung: Bei der Verbrennung der mit Teeröl behandelten Bahnschwellen könnten Giftstoffe und mit Giftstoffen belasteter Staub in die Umwelt gelagen.

In einer Testphase hatte der TÜV für Prokon ein Gutachten über die Verbrennung von Bahnschwellen erstellt. Das Ergebnis: Die Grenzwerte würden erheblich unterschritten.

Dennoch macht sich Skepsis breit : auch bei Werner Post. Er hat den Anwalt Philipp Heinz aus Berlin engagiert. Heinz hat gestern an alle Fraktionsvorsitzenden des Papenburger Stadtrates geschrieben. Er bittet darum, die Abstimmung noch einmal zu verschieben. Zuvor müsse untersucht werden, wie hoch der Schadstoffgehalt des Materials gewesen sei, das jetzt schon verbrannt werden darf. Sei dieser hoch, sei der Abstand zu den Messwerten von noch höher belastetem Material sehr gering : eine Frage, die auch der Fachjournalist und Sachverständige für Holzschutz, Dr. Johann Müller aus Dörpen, geklärt haben möchte (der GA berichtete). Biro-Geschäftsführer Andre Hamer hatte dem GA dazu gesagt, der TÜV sei genau über die Brennstoffe informiert gewesen, die im Testbetrieb eingesetzt worden waren.

Eine Nachfrage beim TÜV ergab, dass dort noch geprüft werden muss, ob diese Angaben vorlagen. Fakt sei aber, dass es die Aufgabe des TÜV gewesen sei, zu prüfen, ob die Grenzwerte bei der Verbrennen von Bahnschwellen eingehalten würden, erklärte Wolfgang von Daacke, Ingenieur des TÜV. Und herausgekommen sei, dass die Werte für Dioxine, Schwermetalle und Staub weit unterhalb der Grenzwerte geblieben seien.

Werner Post und sein Anwalt hoffen trotzdem, dass die Abstimmung im Stadtrat heute verschoben wird. Er sei keinesfalls gegen „die Bahnschwellen“ und gegen Biro, betont der Unternehmer. Doch den richtigen Schritt zu einer tragfähigen Lösung mit den Nachbarn sieht er nur, wenn der Schredderbetrieb von Biro, die Nebenanlagen und die Flächen „eingehaust“ werden, sprich: unter Dach und Fach kommen.