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Lokalanzeiger Nord Donnerstag, 14. Dezember 2000
 
Regionale Informationen für Reinickendorf, Pankow und den Landkreis Oberhavel (Nord)

Ausgezeichnete Schwester

Pankower Nonne Maria Juvenalis mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt

Von Katja Wallrafen

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Ein feierlicher Moment für Maria Juvenalis: Bundespräsident Johannes Rau nimmt die Ehrung vor.

Foto: ddp

Pankow - Die Post Anfang November unterschied sich kaum vom üblichen Werbekram im Briefkasten. Nicht mal 'ne Briefmarke klebte drauf, und Schwester Maria Juvenalis legte den Umschlag achtlos beiseite, wollte ihn erst am Abend öffnen. Erst als ihre Mitschwester Bernhildis sie auf den Stempel des Absenders aufmerksam machte, beschloss die 63-jährige Franziskanerin, die sich in Pankow um Hiv-infizierte und an Aids erkrankte Menschen kümmert, den Brief aus dem Bundespräsidialamt sofort zu öffnen.

«Ja, und dann konnte ich es nicht fassen», schildert die kleine Frau, die in ihrem blauen Fleece-Shirt nicht so recht dem stereotypen Bild einer Ordensfrau entspricht, ihre Überraschung. Bundespräsident Johannes Rau hatte die gebürtige Emsländerin in die Bonner Villa Hammerschmidt eingeladen, um sie mit dem Bundesverdienstkreuz auszuzeichnen. «Das bin doch nicht ich, dachte ich in den ersten Tagen nach dieser Botschaft», erinnert sich Schwester M. Juvenalis Lammers. «Ich habe eine Mitschwester, die hat ein Hospiz aufgebaut, die hat auch das Bundesverdienstkreuz bekommen. Das war eine hervorragende Frau. Ich habe gedacht, an der kann ich mich doch nicht messen.»

Nach einigen Tagen überzeugte sie der Gedanke, die Auszeichnung stellvertretend für alle ehrenamtlich arbeitenden Menschen anzunehmen und sie konnte sich schließlich richtig darüber freuen. «Es ist so wichtig, dass ehrenamtliche Arbeit geleistet wird», betont Schwester M. Juvenalis. Und gibt zu bedenken: «75 Prozent der Ehrenamtler in Deutschland sind Frauen. Die Anzahl, die geehrt wird, ist verschwindend gering. Das ist eine bedenkenswerte Tatsache.»

In der vergangenen Woche war es soweit: Die Nonne aus Berlin machte sich in Begleitung ihrer Mitschwester Hannelore auf den Weg ins Rheinland. Die beiden Schwestern nahmen den Wagen, denn es galt noch wichtige Dinge auf dem Weg in die frühere Hauptstadt zu erledigen. Schwester M. Juvenalis übernachtete bei ihren Schwestern und Brüdern im Kloster, nicht etwa im vornehmen Maritim-Hotel wie die anderen 28 angehenden Träger des Bundesverdienstkreuzes, die mit ihr diese besondere Nadel an die Brust geheftet bekamen.

Vor dem ehrenvollen Moment wurde eine Stadtrundfahrt auf Regierungskosten angeboten. Eine gute Idee, denn die Ausgezeichnete «wusste gar nicht, dass Bonn so schön ist». Um 11.30 Uhr war es dann soweit, die Villa Hammerschmidt öffnete ihre Pforten. «Ich glaube, alle hatten Lampenfieber», erzählt Schwester M. Juvenalis, «obschon Johannes Rau sich sehr viel Mühe gegeben und für eine entspannte, freundliche Atmosphäre gesorgt hat. Es war schon ein sehr, sehr feierlicher Moment.» Mittags genoss sie das Festbankett, abends feierte sie mit ihrer Familie, die im Düsseldorfer Raum lebt und sich mit ihr über die Auszeichnung freute.

Wem sie die zu verdanken hat, weiß die 63-Jährige nicht. «Wir recherchieren noch», lacht sie vergnügt.

   

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