Als Josef Speller für eine Demo bezahlt wurde

Wer die hiesigen Heiratsbräuche kennt, weiss dass Wippinger sogar zum Zweck der Partnersuche nur ungern die Dorfgrenzen verlassen. Und wenn doch, dann nicht zu weit.

Entsprechend schwer fiel es Hermann Gerdes (Daus) 1976 in der Anfangsphase der Bürgerinitiative Teilnehmer für eine der ersten Demonstrationen gegen das Atomkraftwerk Unterweser in Brokdorf zu gewinnen. Gerdes wollte sich aber nicht nachsagen lassen, ihn interessiere die Anti-Atom-Bewegung außerhalb Wippingens nicht. Deshalb suchte er Hilfe. Und so, wie er sich an Heinrich Wester sen. wandte, wenn er für Gemeinde oder Vereine Schweißarbeiten zum Materialpreis brauchte, wandte er sich auch diesmal an ihn.

Heinrich Wester sen. half. Er gab seinem Mitarbeiter Josef Speller den Schlüssel zum Dienstwagen und ordnete ihn ab, (natürlich mit Lohnfortzahlung) an der Demo teilzunehmen. Josef Speller freute sich: Das war doch mal ein gemütlicher und interessanter Arbeitstag. Er lud Anton Hempen und Jan Deters, die sich auch noch einfanden, in den Dienstwagen und war damit der vermutlich einzige bezahlte Demonstrant des Tages.

In Brokdorf fand der Versuch einer Besetzung des Baugeländes statt. Es gab kriegsartige Szenen, als die Polizei mit Hubschraubern und Pferden auf die Demonstranten losging. Die Wippinger Abordnung bekam davon nicht viel mit. Sie hatte ihre Anwesenheit demonstriert und machte sich frühzeitig auf den Rückweg  - wahrscheinlich um den Dienstschluß nicht zu verpassen.

 

JDM