30.11.2001 - Der Namenspatron des neuen Pfarrhauses |
Pfarrer Schniers wurde in einer Wippinger Bauernfamilie (heutige Hofstelle Grüter-Deters) geboren. Er hatte drei Schwestern. Seine naheste noch lebende Verwandte in Wippingen ist seine Nichte Thekla Krüp.
LebenslaufNach seinem Studium war Pfarrer Schniers als Erzieher und Schulrektor tätig. Auch bei seiner langjährigen Kaplanstätigkeit in Lingen war er als Präses eng mit der Jugendarbeit verbunden.
Die Erzählungen, die über ihn als Pfarrer in Leer existieren, schildern ihn als einen Mann von umfassender Bildung und einem treffsicheren Gerechtigkeitssinn.
Andere Anekdoten schildern seine Menschlichkeit: Die Vorsitzende des
Elisabeth-Vereins Leer, dem Frauenhilfskreis der Kath. Gemeinde, erwähnte im Gespräch
mit dem Pfarrer nach einer Sitzung, in der im Hinblick auf die Erstkommunion Spendengelder
an bedürftige Familien verteilt worden waren, dass die Tochter einer Familie aus Mangel
am Schuhwerk nicht zur Erstkommunion kommen könne. Nach kurzer Überlegung nahm Pfarrer
Schniers den letzten Fünfzigmarkschein, den er noch hatte, und gab ihn dem Verein.
Andere Gemeindemitglieder erinnern sich an ihre Messdienerzeit, dass der Pfarrer ihnen
beim Äpfelstibitzen in seinem Garten erst die Ohren lang zog und sie dann an die Hecke
führte und sagte: "Dieser Korb ist doch schon für euch abgemacht."
"Aus seiner Abneigung gegen die Praktiken des nationalsozialistischen Regimes machte Pfarrer Schniers keinen Hehl," heißt in der Denkschrift, die Josef Kimmann 1980 anläßlich der Einweihung der Gedenkstätte für Pfarrer Schniers auf dem Wippinger Friedhof zusammenstellte.
Welche genauen Motive er für seinen Widerstand hatte, ist nicht bekannt. Die Katholische Kirche im Bistum Osnabrück war damals in Auseinandersetzungen begriffen. Es gab einen breiten Widerstand gegen jede Einmischung des Staates oder der Nazis in innerkirchliche Angelegenheiten. Politisch war der Katholizismus geprägt von der Zugehörigkeit zur katholischen Zentrumspartei. Die Zentrumspartei stützte die demokratische Verfassung der Weimarer Republik. Es herrschte aber auch noch das Staatsverständnis des 19. Jahrhunderts, das die Untertanen zum Gehorsam gegen die staatlichen Obrigkeiten aufforderte. Der Bischof Wilhelm Berning von Osnabrück begrüßte nach einem Gespräch am 26.4.1933 mit Hitler zunächst die Machtergreifung der Nazis, da dieser einen Staat auf christlicher Grundlage zusagte. Aber Anfang 1934 waren Bernings Illusionen über die Nazis wieder verflogen.
Die Pfarrer in den Gemeinden hatten keine Möglichkeit, auf die Übergriffe der Nazis mit politischen Ergebenheitsadressen zu antworten. Sie mussten sich konkret verhalten und ihre Gemeinden und das Gemeindeleben aufrechterhalten. Die Gestapo warf Pfarrer Schniers vor, er habe anlässlich eines Hausbesuches bei einer Familie in Leer Äußerungen getan, die die Familie in defätistischem Sinn beeinflussen konnten. Seine Meinung über die Nazis war bereits bekannt. Aber die Nazis waren Ende 1941 auf dem Höhepunkt ihrer Macht und glaubten wohl, sich jetzt auch diese Repressalien gegen Kirchenvertreter leisten zu können.
Drei Monate nach seiner Verhaftung am 19. März 1942 wurde Pfarrer Schniers in Sträflingskleidung durch Leer geführt. Nach dieser grausamen Demütigung verschleppten die Nazis ihn ins Konzentrationslager Dachau. Auf der Fahrt dorthin konnte er seinen drei Schwestern in Kluse noch ein letztes Lebewohl zuwinken. Am 30. August 1942 starb Pfarrer Schniers an Hunger und überschwerer Arbeit.
Verwendete Literatur:
Denkschrift zum 100 Geburtstag 1980, Josef Kimmann, Wippingen
Bischof Wilhelm Berning von Osnabrück am Ende der Weimarer Republik, Klemens-August
Recker, in Emsländische Geschichte 5, Dohren 1996
JDM