Region würdigt geistigen Vater des Transrapid

Region würdigt geistigen Vater des Transrapid (13.02.02)

Als einen ,,Freudentag" hat gestern der Osnabrücker Oberkreisdirektor Karl-Heinz Holl die Enthüllung der Hermann-Kemper-Gedächtnistafel auf dem Areal der Versuchsanlage der Magnetschwebebahn in Lathen betitelt. Der 1977 verstorbene geniale Erfinder gilt als ,,geistiger Vater des Transrapid".

Kemper prognostizierte schon vor über 70 Jahren, dass mit seinem Patent einmal Geschwindigkeiten von 500 km/h möglich sein würden. Zudem sollten in luftleeren Röhren ohne Luftwiderstände die Züge sogar über 1000 km/h schnell dahinschweben. Es ist einem gemeinsamen Kuraufenthalt von Kemper und dem MBB-Manager Ludwig Bölkow im Jahr 1966 zu verdanken, dass die Magnetschwebeahntechnik schließlich doch noch 2003 in Shanghai zur kommerziellen Anwendungsreife kommen wird. Die Einsatzfahrzeuge für China sind bereits bei ThyssenKrupp in Kassel im Bau.

Landrat Hermann Bröring wies gestern auf die großen Verdienste des Nortruper (Landkreis Osnabrück) Fleischwarenfabrikanten und genialen Erfinders Hermann Kemper für die Region Emsland-Osnabrück hin. Diese Region habe auch in Sachen Tourismus in besonderem Maße von der Versuchsstrecke profitiert. Zugleich monierte Bröring die oft zögerlichen Haltungen führender Landes- und Bundespolitiker, die dem Transrapid im Gegensatz zu den Verantwortlichen in der Region leider nicht immer die Treue gehalten hätten. Zudem hätte er ein ums andere Mal auch das Engagement der Konzerne Thyssen und Siemens vermisst.

An die Adresse der Familienangehörigen des 1977 verstorbenen Nortruper Elektro-Ingenieurs richtete Bröring seinen besonderen Dank und versprach: ,,Wir Osnabrücker und Emsländer fühlen uns der großartigen Erfindung besonders verpflichtet." Rainer Ribbentrop, Geschäftsführer der Versuchs- und Planungsgesellschaft für Magnetbahnsysteme mbH fügte hinzu: ,,Ohne Kempers Genialität wäre der Transrapid nicht möglich gewesen." Er wünsche sich , dass auch deutsche Politiker endlich den Mut fänden, diese Erfindung wie in China hierzulande schnell zu realisieren.

Der Enkel des Erfinders, Dr. Andreas Kühnl, betonte: ,,Mein Großvater wäre überglücklich gewesen, wenn er gesehen hätte, wie im Emsland Bahngeschichte geschrieben wird."

Hermann Kemper - Wegbereiter der Magnetschwebebahn

Was menschlicher Erfindungsgeist vermag, bewies der deutsche Diplomingenieur Hermann Kemper. Seit 1922 experimentierte der aus Nortrup im Landkreis Osnabrück stammende Ingenieur Hermann Kemper mit dem Phänomen des elektromagnetischen Schwebens und meldete im Jahre 1934 das eigentliche Prinzip des Transrapid zum Patent (DRP Nr. 64 33 16) an.

1933 entwickelte er die erste Schaltung für ein elektromagnetisches Schwebesystem. Seine Arbeit muß um so höher eingeschätzt werden, da viele technische Voraussetzungen, heute selbstverständlich, damals nicht zur Verfügung standen. Kemper erhielt 1934 das Reichspatent für eine "Schwebebahn mit räderlosen Fahrzeugen, die mittels magnetischer Felder an eisernen Fahrschienen schwebend entlanggeführt werden". Den Beweis seiner Überlegungen lieferte er ein Jahr später mittels eines funktionstüchtigen Modells. Außerdem entwickelte Kemper für die strömungstechnische Versuchsanstalt in Göttingen eine Magnetschwebebahn für 1500 km/h. Der Krieg unterbrach die Arbeiten. Kemper starb hochgeehrt 1977.

Die Grundlage des elektromagnetischen Schwebens sei kurz skizziert... . Das Fahrzeug trägt oben auf dem Dach einen Elektromagneten. Seine Wicklungen werden mit Gleichstrom beschickt. Es entwickelt sich dann eine Kraft FM, die das Fahrzeug gegen die oberhalb liegende Schiene zu ziehen sucht. Ist die Magnetkraft größer als das Gewicht des Fahrzeugs, so wird dieses angehoben und fest an die Schienen gepreßt, wenn keine besonderen Maßnahmen getroffen werden. Hier setzt aber die Erfindung ein. Durch elektrische Fühler wird der Abstand zwischen Magnetpolfläche und Schiene überwacht und der Magnetstrom rasch geregelt, so daß das Fahrzeug aus seiner Ruhelage wohl angehoben wird, dann aber in einem gewollten Abstand von der Schiene haltmacht. In dieser Lage wird es bleibend gehalten, das heißt es »schwebt« frei in der Luft.

Chronologie des Transrapid

1934: Hermann Kemper patentiert die Magnetschwebebahn
1969: Industrie und Universitäten intensivieren Forschung und Entwicklung zur Magnetschwebetechnik
1980: Im Emsland entsteht bei Lathen (siehe unten) eine 32 Kilometer lange Versuchsstrecke
1984: Beginn der praktischen Erprobung und Entwicklung der Schwebetechnik zur Serienreife
2000: das neueste Modell Transrapid TR08 ist serienreif
2001: China erteilt Thyssen-Krupp und Siemens den Auftrag für die erste kommerzielle Transrapid-Strecke in Shanghai

Weitere Links

Transrapid International
Transrapid Versuchsanlage in Lathen
Hans-Georg Raschbichler, der Vater des Transrapid

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