Autorenlesung mit Elisabeth Zöller in der Wippinger Bücherei am 23.10.2002 |
Autorenlesung der Wippinger Bücherei begeisterte Schüler und LehrerInnen
Lachsalven der jungen Zuhörer und Zuhörerinnen schon nach den ersten vorgelesenen Sätzen aus ihrem Buch "Der Klassen-King" zeigten, dass die Sprache verstanden wurde. Vielleicht lag es aber auch an der Art, wie Elisabeth Zöller mit den Kindern der 3. und 4. Klasse sprach, dass die Aufmerksamkeit nicht nachließ, als es etwas ernster wurde.
Die Geschichte erzählte von Steffen, den alle nur Coolman nennen. Anfangs findet ihn Hanna ganz toll, andererseits stört er ständig den Unterricht, piesackt die Mädchen und macht Schwächeren das Leben zur Hölle. Elisabeth Zöller erarbeitete im Gespräch mit den Kindern die Fragen: Was fasziniert uns an solchen Coolen, die sich einfach über alle Grenzen und Regeln hinwegsetzen und eigene brutale Regeln durchsetzen wollen.
Was stört uns an diesen Coolen? Wo sind Regeln festgehalten? In den 10 Geboten? Im Kopf? Im Gewissen? Im Gesetz? Warum dürfen wir nicht stehlen? Warum macht der Coole das? Manche Kinder vermuteten, dass der coole Steffen damit Freunde sucht, aber mit seiner Art nur erreicht, dass ihn niemand mehr mag.
Erst mit 43 Jahren angefangen zu schreiben
Vor ihrer eigentlichen Lesung hatte Elisabeth Zöller schon eine halbe Stunde mit den
Kindern im Gespräch verbracht und sich und ihre Schriftstellerei vorgestellt. Auf die
regen Fragen der Kinder eingehend, erzählte sie, dass es schon mit 8 Jahren ihr Traum
gewesen sei, Schriftstellerin zu werden. Mit 12 Jahren habe sie in ihr Tagebuch
geschrieben, dass sie erst später als Erwachsene schreiben könne, weil sie erst
Geschichten, Wörter, Ideen und überhaupt Schönes sammeln müsse.
Nach dem Abitur wollte sie Medizin (Psychiatrie) studieren, weil die Psychotherapie viel mit Sprache und Geschichten erzählen zu tun habe. Aber um nicht auf immer an eine teure Praxis gebunden zu sein, sei sie dann doch lieber Lehrerin geworden. Dieser Beruf habe ihr großen Spaß gemacht. Mit 43 Jahren (vor 13 Jahren) habe sie dann mit dem Schreiben begonnen. Ihre Kinder seien jetzt groß, und so könne sie auch reisen und von Zuhause fortbleiben.
Die Ideen zum Schreiben kommen vom Schauen beim Unterwegssein. In ihrer Buchreihe "Die Chaosfamilie" beschreibe sie vieles aus ihrer Familie und verbinde das mit ihrer Phantasie. Für das Buch "Der Klassen-King" habe sie Bewegungsstudien gemacht. Sie habe typische "Coole" mit ihrem charakteristischen Gang im Straßenbild beobachtet. In einer Einrichtung, wo jugendliche Gewalttäter behandelt wurden, habe sie mehrere Wochen verbracht. Schließlich habe sie viel Zeit in der Schule bei den Kindern der Klassen 3 bis 6 verbracht.
Für ein Buch eineinhalb
Jahre
Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung könnten für ein Buch gut eineinhalb Jahre
vergehen. Ein halbes Jahr brauche sie, um Ideen und Material zu sammeln. Ein halbes Jahr
vergehe, um das Material zu sortieren und die Figuren zu entwickeln. Ein halbes Jahr
brauche sie schließlich zum Schreiben.
Die Figuren ihrer Bücher fertige sie am Anfang aus Pappmaché an. Diese Figuren begleiteten sie bis zur Fertigstellung.
40 Bücher (davon 10 schmale Bände für Leseanfänger) habe sie bisher geschrieben. Das Durchführen von Lesungen und das Schreiben machen ihr immer noch Spaß und ist für sie immer wieder spannend. Nur solche Routinearbeiten, wie das Korrekturlesen, seien langweilig.
"Und wieviel verdienen Sie mit einem Buch?"
Auch die Frage, wieviel sie mit dem Bücherschreiben verdiene, beantwortete Elisabeth
Zöller. Sie habe jetzt ungefähr soviel Geld, wie sie früher als Lehrerin gehabt habe.
Die Hälfte ihres Einkommens komme aus den Lesungen. Sie sei im Herbst zweimal 6 Wochen
unterwegs und im Frühling noch einmal 6 Wochen.
Die andere Hälfte des Einkommens stamme aus dem Erlös der Bücher. Als Autorin bekomme sie 10% des Verkaufserlöses. Das halte sie für gerecht. Der Buchhändler bekomme die Hälfte des Erlöses und der Verlag die restlichen 40%. Die Herstellung des Buches koste den Verlag ca. 25%. Die Werbung verschlinge noch einmal 5%, so dass dem Verlag ebenfalls ein Gewinn von ungefähr 10% bleibe.
Belohnung für erfolgreiche Arbeit
Organisiert wurde die Lesung von der Fachstelle für kirchliche Bibliotheken in Meppen,
einer Einrichtung des Bistums Osnabrück. Sie konnte hierfür auf die finanzielle
Unterstützung der Sparkasse Emsland bauen. Inge Seget, die zuständige
Büchereireferentin, erklärte bei der Begrüßung, die Durchführung der Autorenlesung in
Wippingen sei auch eine Belohnung für die erfolgreiche Arbeit von Gaby Bicker, der
Leiterin der Wippinger Bücherei.
Elisabeth Zöller verabschiedete sich von den Kindern mit einem Ausschnitt aus dem Buch "Otto und das 3-Meter-Brett", in dem es vor allem lustig zu ging. Zum Schluß signierte sie für jedes Kind eine Autogrammkarte.
jdm