Nachruf auf Hermann Gerdes, verstorben am 13.12.2002 |
Am Freitag, den 13. Dezember 2002 verstarb Wippingens langjähriger Bürgermeister Hermann Gerdes (Daus) im im Alter von 72 Jahren, nach langer schwerer Krankheit.
In seiner 25-jährigen Amtszeit von 1961 bis 1986 hat er die Geschicke unserer Gemeinde mitgeprägt wie kein anderer.
In der Phase des Übergangs von der selbständigen Gemeinde Wippingen hin zur Eingliederung in die Samtgemeinde Dörpen gleich zu Beginn seiner Amtszeit stand an der Spitze des Gemeinderates ein Mann, der sich mit einer scheinbar unerschöpflichen Tatkraft für die Interessen Wippingens einsetzte, nicht nur innerhalb der Gemeinde Wippingen sondern auch in der Samtgemeindevertretung, der er bis 1981 angehörte. Er tat dies ausgestattet mit einem enormen Rückhalt in der Gemeinde und mit einer Autorität, die sich auf seine beinahe legendäre Einsatzfreude und Zielstrebigkeit gründete.
Wichtige Aufgaben, wie der Bau der Mehrzweckhalle und des Kindergartens fielen in seine Amtszeit. Daneben gehörte Hermann Gerdes seit 1973 dem Teilnehmervorstand des Wasser-und Bodenverbandes Wippinger Dever und Haardever an und arbeitete als Arbeitsgruppenleiter zusammen mit dem Dezernat des Amtes für Agrarstruktur in Meppen.
Zu den größten Herausforderungen seiner Amtszeit zählt sicherlich der Kampf der Wippinger gegen den Versuch der damaligen niedersächsischen Landesregierung, in Wippingen eine Kernbrennstoffwiederaufbereitungsanlage mit ober- und unterirdischer Lagerung nuklearer Abfallprodukte zu errichten. Es formierte sich schnell ein breiter Widerstand in der Region gegen dieses Vorhaben. Am 22.06.1976 wurde in der Mehrzweckhalle in Wippingen die „Bürgerinitiative ASD gegen industrielle Kernenergie“ aus der Taufe gehoben. Ihr Vorsitzender wurde Hermann Gerdes.
Spätestens hier wurde zwei weitere grundlegende Charakterzüge des Wippinger Bürgermeisters deutlich: Couragiertheit und Durchsetzungsfähigkeit. Dabei ging seine Kämpfernatur auch vor „Königsthronen“ nicht in die Knie. Ein veritabler Ministerpräsident, Parteifreund oder nicht, musste die Erfahrung machen, dass ein Hermann Gerdes nicht so einfach aus der Spur zu bringen war. Sein Meisterstück in diesem zunächst scheinbar aussichtslosen Kampf lieferte er in einem Akt der Bauernschläue, indem er im Zuge des Flurbereinigungsverfahrens kurzerhand einen zwei Meter breiten Graben zwischen Straße und dem für die Probebohrung vorgesehenem Gelände auswerfen ließ, so dass eine Zuwegung für die Bohrgesellschaft ohne weiteres nicht mehr möglich war, es sei denn durch weitere Verträge. Diese kamen aber dann nicht mehr zustande, denn der Wind hatte sich inzwischen gedreht ...
Hermann Gerdes war ein Mensch mit Ecken und Kanten und machte sich mit seiner robusten Art nicht nur Freunde; was er einmal als richtig erkannt hatte, wurde zielstrebig verfochten. Verwurzelt in einem tiefen christlichen Glauben, bescheiden in seiner persönlichen Lebensführung strebte er nicht an, es allen recht zu machen, sondern danach, seine Aufgabe zu erfüllen.
Wippingen hat ihm viel zu verdanken.