Wundersame Heilung liegt 82 Jahre zurück |
Aus der Ems-Zeitung vom 14.09.2004
Wundersame Heilung liegt 82 Jahre zurück
Helene Stindt konnte nach sechsjähriger Lähmung wieder gehen - Hilfe von Pfarrer Herrmann
Werlte (tb) Lena kann wieder gehen!" Wie ein Lauffeuer hat sich vor nunmehr 82 Jahren diese Kunde in Werlte verbreitet, als die 25 jährige Helene Stindt in der Krankenhauskapelle von ihrer Lähmung geheilt worden ist.
Heinrich Hömme, einem Neffen von Helene Stindt, liegt sehr daran, dieses Ereignis in Erinnerung zu rufen, denn damals hat man wohl vermeiden wollen, dass aus dem Krankenhaus, das ja dem heiligen Raphael (hebräisch: Gott heilt) geweiht ist, eine Pilgerstätte wird".
Mündlichen Überlieferungen zufolge war es der 5. Januar 1922, als Helene Stindt von dem aus Werlte stammenden Geistlichen Rektor Wilhelm Ludwig Heermann zum Besuch des Gottesdienstes in der Krankenhauskapelle seiner Heimatgemeinde eingeladen worden war.
Da Helene aber schon sechs Jahre gelähmt war, erwies sich der Transport als äußerst schwierig. Ihr Bruder Hermann aber wusste Rat. Er spannte die Pferde an und, in ihrem Sessel sitzend, hob er sie mit anderweitiger Unterstützung auf den Ackerwagen. Das Anlegen einer Schnalle sorgte dafür, dass die Gelähmte nicht aus ihrem Stuhl rutschen konnte.
Dieselbe Prozedur wiederholte sich am Krankenhaus, aber schließlich saß Helene in der Krankenhauskapelle, wo Wilhelm Ludwig Heermann am Vortag des Dreikönigsfestes die heilige Messe feierte.
Helene Stindt war für ihre Frömmigkeit bekannt, und so war es für sie
selbstverständlich, die Kommunion zu empfangen. Danach hat sie auch das ist mündlich
überliefert eine seltsame Regung in ihrem Körper verspürt und nach Beendigung des
Gottesdienstes Rektor Heermann gebeten, die Schnalle zu lösen, damit sie aufstehen
könne.
Der Geistliche so berichtete nun gegenüber unserer Zeitung sein heute 79 jähriger Neffe
Bernhard Wilhelm Heermann habe sich sehr besorgt gezeigt und ihr den Wunsch auf Lösung
der Schnalle abgeschlagen. Von der außergewöhnlichen Situation aber beunruhigt, habe
sich sein Onkel sodann an die Schwester Oberin gewandt, die daraufhin die Schnalle gelöst
habe.
Was niemand für möglich gehalten habe, sei passiert: Helene sei aufgestanden und habe wieder gehen können. Binnen kurzer Zeit habe sich diese erfreuliche Nachricht im ganzen Dorf verbreitet. Aus Dankbarkeit auch das ist überliefert hat Helene Stindt den Ordensberuf ergreifen wollen, aber Rektor Heermann, der inzwischen eine Pastorenstelle in Ludwigslust zugewiesen bekommen hatte, ermutigte sie, ihm dort den Pfarrhaushalt zu führen und ihn bei seinen kirchlichen Aufgaben zu unterstützen. Auf diese Weise könne sie ebenso gut Gott dienen.
Diesem Wunsch ist Helene nachgekommen und dem Aufenthalt in Mecklenburg hat sich ein kurzer Aufenthalt in Bad Bentheim angeschlossen. 1930 ist Helene Stindt nach Wippingen gekommen, wo sie insgesamt 26 Jahre lang im Dienst der Kirche gestanden hat.
Schwer krank, kam sie 69-jährig nach Werlte zurück. Dort ist sie am 19. Januar 1967 nach langer, mit großer Geduld ertragener Krankheit verstorben. Auf ihrem Nachruf steht: Fromm und fleißig war Dein Leben, sanft und ruhig war Dein Tod. Der Herr hat Frieden Dir gegeben und Dich erlöst aus aller Not."
Ems-Zeitungvom 14.09.2004/jdm