Renkenberge bald schuldenfrei |
Renkenberge und Sustrum liefern finanzpolitisches Meisterstück ab
Beide Gemeinden bald schuldenfrei - Dennoch Fehlbetrag im Haushalt
Lathen/Renkenberge (ma)
"In vier Monaten ist meine Gemeinde schuldenfrei." Diese ungewöhnliche
Ankündigung hat in einem Pressegespräch jetzt der Bürgermeister von Renkenberge, Heiner
Bojer, getroffen. Sein Dorf ist damit die einzige schuldenfreie Kommune im gesamten
Landkreis Emsland.
Tatsächlich muss der Ort mit seinen 682 Einwohnern nur noch 900 Euro Schulden begleichen,
um erstmals in seiner Geschichte die roten Zahlen zu verlassen. Der zukünftige Lathener
Samtgemeindebürgermeister Karl-Heinz Weber blickt jedoch auch voller Stolz nach Sustrum.
Auch diese Gemeinde werde noch in diesem Jahr dem finanzpolitischen Meisterstück von
Renkenberge folgen und ohne Schulden sein. Bislang war dies im Emsland nur Hüven
gelungen. Dort schreibt man jedoch allerdings nach größeren Investitionen inzwischen
wieder rote Zahlen.
Für Karl-Heinz Weber trägt der seit zwölf Jahren konsequent verfolgte
Konsolidierungsprozess der Samtgemeinde Lathen seine Früchte. Zugleich bedauerte er
allerdings, dass die Gemeinden für ihren rigorosen Sparkurs nicht belohnt werden. So hat
nach Angaben von Bürgermeister Bojer die Gemeinde Renkenberge alle Sparmöglichkeiten
einschließlich der Anhebung der Grundsteuerhebesätze ausgereizt. Sein Resümee fällt
trotzdem alles andere als positiv aus: "Du sparst und sparst, aber trotzdem fehlen
dir noch knapp 8000 Euro, um den Verwaltungshaushalt ausgleichen zu können." So
mache Kommunalpolitik einfach keinen Spaß.
Die blanken Zahlen verdeutlichen die Misere. Die Steuereinnahmen von Renkenberge erreichen
lediglich 43,5 Prozent der Einnahmen vergleichbarer Gemeinden in Niedersachsen.
Hauptgründe sind die Arbeitslosenzahlen und niedrigeren Löhne. Auf der anderen Seite
wird Renkenberge als Folge des kommunalen Finanzausgleiches immer stärker zur Kasse
gebeten. So steigen auch die Samtgemeinde- und Kreisumlagen. "Wir haben
Gesamtausgaben von 162300 Euro. Davon erhalten Bund, Land, Landkreis und Samtgemeinde
über die Umlagen 70900 Euro", führte Bojer weitere Fakten an.
Die Konsequenz: Obwohl die sparsame Gemeinde ihre eigenen Ausgaben in diesem Jahr
gegenüber dem Vorjahr noch einmal um fünf Prozent auf 90600 Euro auf Beschluss des
Gemeinderates kürzen wird, bleibt ein Finanzloch von 7000 Euro, das mit einer Entnahme
aus dem Sparstrumpf (Rücklagen) gestopft werden muss. "Damit bleiben Projekte wie
der Wegebau auf der Strecke", zeichnete der Ratsvorsitzende die ganze Misere auf.
Gleichwohl blickt Bojer stolz auf die Leistungen der vergangenen Jahre zurück. Im Rahmen
von Dorferneuerung sowie den Hoch- und Straßenbaumaßnahmen wurden nicht weniger als
1332419 Euro im Ort investiert. Die Gemeinde selbst steuerte 658729 Euro bei. So wurden
die Dorfstraße und der Kirchenvorplatz komplett neu gestaltet. Weitere Gelder flossen in
die Umkleidekabinen des Sportvereins sowie in das Gemeindebüro.
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Ems-Zeitung vom 25.Februar 2005/kl