Wer glaubt noch an den Transrapid? WaS vom 06.02.05 |
Wer glaubt noch an den Transrapid?
von Peter Hausmann
Auf dem Dienstweg ins Nirwana entschweben. Das hat nichts Transzendentales. Das ist
vielmehr die Geschichte von Beharrungsvermögen und Scheitern. Letzteres droht dem
Transrapid. Seit die bayerische Staatsregierung ihren Rückzug aus der BMG, der
Vorbereitungsgesellschaft für den schnellen Tiefflieger zum Flughafen im Erdinger Moos,
verkündet hat, frohlockt die Schiene-Rad-Fraktion der Deutschen Bahn. Mag Bahnchef
Hartmut Mehdorn seine unverbrüchliche Männerfreundschaft zu Wirtschaftsminister Otto
Wiesheu so oft beschwören, wie er will. Ein wichtiger Teil seiner Mitarbeiter plant, das
erklärte Lieblingsprojekt der beiden über die lange Bank direkt aufs Eis zu schieben.
Sie erzählen gern, wie lange es dauern kann, bis die BMG in die bahneigene DB
Magnetbahngesellschaft integriert ist. Vor allem dann, wenn sich Bayern Mitspracherechte
auf dem Verhandlungsweg sichern will. Die Folge: Die BMG muß aktuell darum bangen, ob sie
in diesem Monat die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren auf den Weg bringen
kann. Trotz aller Bemühungen, die Bahn zu einem modernen Unternehmen umzumodeln, ist es
dem Management offenbar nicht gelungen, das Credo des Amtsschimmels auszurotten, das da
lautet: Regierungen kommen, Regierungen gehen, Verwaltungen bleiben bestehen.
Ein verbales Hände-in-Unschuld-Waschen, das - frei nach den Kriterien des Eiskunstlaufs -
sowohl für die technische Ausführung als auch für den künstlerischen Ausdruck
Höchstnoten verdient hätte, demonstrierte Otto Wiesheu dieser Tage. Nach einem Gespräch
mit Landräten aus der Region Hochfranken und dem Hofer Oberbürgermeister, Dieter Döhla,
über die Zukunft des Flughafens Hof / Plauen, ließ der Minister verlauten, der Freistaat
stehe unverändert zu seiner Investitionszusage von über 31 Millionen Euro. Im gleichen
Atemzug erinnerte er an die Verpflichtungen der Hofer Flughafen-Matadore, schriftliche,
"tragfähige Zusagen von Touristikunternehmen beizubringen", die dem Projekt ein
nennenswertes Flugaufkommen garantieren. Bisher haben alle einschlägigen Adressen
abgewunken. Auch findet sich derzeit kein Airliner, der daran denkt, Hof / Plauen in
seinen Flugplan aufzunehmen. Wen wundert es? Hof ist umgeben von geschäftstüchtigen
Flughäfen in Nürnberg, Leipzig und Dresden. Da sind Zweifel am Entstehen eines
renditeträchtigen Passagieraufkommens angebracht. Schon der bestehende Flugverkehr
zwischen Hof und Frankfurt hält sich nur dank staatlicher und stattlicher Zuschüsse in
der Luft. Die Reaktionen aller Landtagsfraktionen fielen einmütig negativ aus. Doch das
ficht die gegen Sachargumente imprägnierten Epigonen aus Hochfranken nicht an. Selbst der
sonst auf die Förderung der Problemzone bedachte Landesvater Edmund Stoiber ließ sich
ziemlich schmallippig zitieren, wonach man zur Zusage stünde, weil die Vertreter der
Region den Flughafenausbau aus strukturpolitischen Gründen für unverzichtbar halten.
Solche Sätze werden in der Politik üblicherweise bei einer Beerdigung dritter Klasse
gesprochen.
Die Raute am Stiel ist verschwunden, ebenso wie die Bayerische Landesbank - aus dem
grafischen Erscheinungsbild. Die nennt sich ab sofort nur noch BayernLB und führt eine
deutlich angefettete Raute im neuen Logo. Landesbankchef Werner Schmidt stellte das neue
Firmenemblem den Mitarbeitern vor. Es soll nicht nur bayerisches Selbstbewußtsein
demonstrieren, sondern gleichzeitig die Kernbotschaft, "Maßgeschneiderte
Finanzlösungen - made in Bayern", vermitteln. Das neue Design setzt einen Punkt
hinter die Geschichte des seit 2002 andauernden Umbauprozesses. An dessen Ende in diesem
Jahr der von der EU erzwungene Abschied vom öffentlichen Auffangnetz steht. Zwischen die
dicke Raute und den Schriftzug BayernLB haben die Grafiker noch einen stilisierten Pfeil
gesetzt. Bei den Mitarbeitern wurde das bereits als "Vor uns die fetten Jahre"
interpretiert. Biblisch gesehen wären sie nach den mageren Jahren mit einer Reihe
problematischer Engagements von Fernost, bis zur Adria, von Kirch bis zu Walter-Bau an der
Reihe.
Welt am Sonntag vom 06.02.2005/kl