„Eigenververantwortliche Schule"| Ems-Zeitung vom 01.04.05

„Warum soll dieses Projekt so schnell durchgedrückt werden?"

Betrifft: Modellversuch des Landes „Eigenverantwortliche Schule".

„Inder Ausgabe der Ems-Zeitung vom 14. März 2005 stieß das ablehnende Votum der Gesamtkonferenz der Bernhardschule Sögel zur Teilnahme an dem Vorhaben ,Eigenverantwortliche Schule` beim Rat der Samtgemeinde auf Unverständnis. Dazu nimmt das Kollegium wie folgt Stellung:

Eine erste Informationsveranstaltung für Schulleiter und Vertreter der Schulträger fand Anfang des Jahres in Meppen statt, die allerdings kaum zur Klärung von Inhalten und Verfahren diente. Die Kollegien konnten erst kurzfristig über das Vorhaben Kenntnis bekommen. Dabei wurde an vielen Stellen deutlich, dass sowohl die Inhalte als auch die Vorgehensweisen bei dem geplanten Projekt unseres Erachtens lückenhaft, unklar und schwammig waren.

In zwei Dienstbesprechungen bzw. Gesamtkonferenzen mit einer der ,Eigenverantwortlichen Schule` positiv gegenüberstehenden Fachreferentin konnten die offenen Fragen nicht hinreichend beantwortet und grundlegende Bedenken nicht ausgeräumt werden. Dies sind u. a.: Welche Aufgaben kommen im Einzelnen auf die Schule zu? Wie viel Zeit beanspruchen Fragebogenaktionen und Evaluation? In welchem Umfang müssen Berichte an die ,zentrale Steuergruppe` verfasst werden? Wie setzt sich die Steuergruppe zusammen und welche Befugnisse hat sie? In welcher Form werden notwendige Fortbildungsmaßnahmen angeboten?

Wir befürchten, dass der vermutete bürokratische Zeitaufwand sehr umfangreich sein wird und die pädagogischen Kräfte dermaßen bindet, dass die Qualität von Unterricht nicht erhöht, sondern beeinträchtigt wird.

Mit dem Votum für das genannte Projekt wird gleichzeitig dafür gestimmt, dass schulgesetzliche Änderungen herbeigeführt werden sollen, deren Konsequenzen noch völlig unklar sind. So soll z. B. die Gesamtkonferenz abgeschafft werden, die das grundlegende Entscheidungsgremium einer Schule ist, in dem Lehrer, Eltern und Schüler vertreten sind.

Bei vielen Veränderungen, die die Bernhardschule in den letzten Jahren auf den Weg gebracht hat (Ganztagsschule seit mehr als 15 Jahren, Profilierung von Hauptschulen, Zielvereinbarung ,Hauptsache Hauptschule` mit Landkreis/Kreishandwerkerschaft, Verlässliche Grundschule, Faustlosprojekt, Ausbildung von Konfliktlotsen, Teilnahme an der ,Region des Lernens`, Kooperationsvertrag Johannesburg, u. Ä.), hat sich gezeigt, dass wir Neuerungen sehr wohl positiv gegenüberstehen, sie teilweise auch selber initiieren. Allerdings muss gewährleistet sein zu wissen, worauf sich die Schule bei einer Entscheidung einlässt. Bei der Einführung der „Eigenverantwortlichen Schule" ist dies nicht der Fall...

Warum wird versucht, ein Projekt mit solch weit reichenden Konsequenzen mit immensem Druck politisch durchzudrücken? Was steckt dahinter? Dass sich bisher nur sehr wenige Schulen freiwillig zur Teilnahme gemeldet haben, sollte zu denken geben..."

Kollegium Bernhardschule
Rektor Karl Heinz Kaplan
Clemens August Straße 9
Sögel

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