Ems-Zeitung vom | 23.11.2005 |
Was droht den Autofahrern? Wer mit Sommerreifen im Winter fährt, soll nach Planungen des Bundesverkehrsministeriums bald bundeseinheitlich mit 20 Euro bestraft werden. Wer durch ein solches Fehlverhalten liegen bleibt oder den Verkehr behindert, muss sogar 40 Euro zahlen.
Allerdings solle das Bußgeld erst nach einer Übergangszeit am 1. Mai 2006 erhoben werden. Eine Winterreifenpflicht sei nach Angaben des Ministeriums allerdings nicht vorgesehen, da die "Winterzeit" aufgrund der unterschiedlichen Winterlagen in deutschen Regionen einheitlich nicht bestimmt werden könne. Damit bleibt es für den einzelnen Autofahrer eine Gratwanderung, ob und wann er seine Sommer- durch Winterreifen ersetzt. Nähere Angaben zu den Planungen konnte der Verkehrssachbearbeiter der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim, Ernst-August Johanningmeier, auf Anfrage unserer Zeitung nicht machen. Zwar seien die Beamten von den Planungen informiert worden, es fehlten aber zurzeit noch die genauen gesetzlichen Vorgaben.
Martin Schubert vom Autohaus Schwarte hält die Nutzung von Winterreifen in der kalten Jahreszeit für unbedingt notwendig. Bereits bei einer Temperatur von sieben Grad Celsius würden die weicheren Winterreifen ein besseres Fahrverhalten auf den Straßen garantieren als die härteren Sommerreifen. "Wir empfehlen den Einsatz von Winterreifen daher von Oktober bis Ostern", so der Serviceleiter, der mehr als 300 Winterreifensätze für die Kunden eingelagert hat. Einer Winterreifenpflicht sieht er allerdings skeptisch gegenüber. Seiner Meinung nach gäbe es viel zu viele Menschen, die sich aufgrund der wirtschaftlichen Lage keine Winterreifen anschaffen könnten. Ein kompletter Winterreifensatz sei erst ab 500 Euro zu haben. Klaus Keller setzt auf Winterreifen in der kalten Jahreszeit. Für den zweifachen Vater ist vor allem die Sicherheit entscheidend. Das Fahrverhalten sei bei Eis und Schnee mit Winterreifen viel besser. "Der Staat sollte hier nicht notwendigerweise eingreifen, sondern eher an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer appellieren", so Keller.
Der gleichen Meinung ist ebenfalls Hans Lerchenfeld, für den die geplante Bußgeldverordnung "doch nur reine Abzocke" ist. "Viele Menschen, die nicht das Geld für Winterreifen haben, werden so zusätzlich bestraft", so der Rentner, der selten das Auto benutzt und daher keine Winterreifen besitzt. Für ihn greife der Staat damit viel zu sehr in die Rechte der Bürger ein.
Auch Monika van Oosten aus Haren denkt an Rentner und andere Bevölkerungsgruppen, die sich Winterreifen nicht leisten können und ihrer Meinung nach so zusätzlich belastet würden. Aus Sicherheitsgründen hält sie eine Winterbereifung für sehr sinnvoll und will auf diese auch in Zukunft nicht verzichten. Für die Hausfrau und Mutter sollte jeder Verkehrsteilnehmer selbst bestimmen können, ob er Winterreifen benötigt oder nicht.