kopfl203

bild-li-202

hinterg3a03zurück zur Startseite

- Was bedeutet...

- Was bedeutet: Burloss

„Doar is Burloss.“ Die Information verbreitet sich wie ein Lauffeuer unter den jungen Leuten. Der geeignete Ort, um dies in Erfahrung zubringen, ist die Kirche, wo man sich Sonntagnachmittags nach der Andacht trifft, um Neuigkeiten auszutauschen. Es spricht sich schnell herum, wessen Eltern den Tag nicht zu Hause sind, sondern bei Verwandten oder Freunden verbringen werden. Aus allen Ecken des Dorfes kommen die Jugendlichen zu Fuß oder mit dem Fahrrad dort zusammen. Die „Musiker“ ziehen ihre Instrumente aus den Taschen, und während sie auf der Mundharmonika oder den Kamm die ersten Lieder improvisieren, wagen einige Mutige schon ein paar Tanzschritte. Getanzt wird „up de Deele“, die noch schnell gefegt wurde, oder in der „grooten Köke“.

Nicht alle Jugendliche des Dorfes sind willkommen, und denjenigen, die man ärgern oder ausschließen will, versperrt man die Tür: „Man dö de Döre up`t Schlott“.

 

Der Rest der Truppe aber singt und tanzt den Nachmittag zu bekannten Melodien:

„Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben,

Jung`,magst du dien Wicht woll lieden?

Nich to gern, nich to gern, schall mit Gott woll bäter werd`n.“

 

Erst der Ruf „de Olden koamt!“ beendet das Tanzvergnügen. Obwohl die meisten Eltern nichts dagegen haben, dass die Kinder in ihrer Abwesenheit feiern, macht man sich vorsichtshalber auf den Heimweg. Außerdem wartet zu Hause die Arbeit: Zum melken muss man wieder daheim sein.

- Was bedeutet: Hochtiedsnöger

Mit seinen bunt geschmückten Fahrrad und seiner „Berufsbekleidung“, die aus einem schwarzen Anzug, einem schwarzen Mantel und einem mit einer  bunten Schleife geschmückten Hut bestand, war er schon eine aufsehenerregende Erscheinung: der „Hochtiedsnöger“.

Auf Wunsch der Brautleute war er unterwegs, um den Gästen die Einladung zur Hochzeit zu überbringen - um „tou nögen“. Vom Brautpaar hatte er einen Handstock erhalten, ger mit bunten Bändern behängt war. In jedem Haus, das er besuchte, wurde eine weitere Schleife an den Stock gebunden. Seine Einladung brachte er in Versform. Überall, wo er auftauchte, wurde er festlich bewirtet und zu einem kleinen Umtrunk geladen. Der Heimweg verlief dann äußerst lustig und in Schlangenlinien.

Vierzehn Tage vor der „Hochtiedsnöger“ unterwegs, und alle Freunde und Verwandten des Brautpaares zur Hochzeit einzuladen. Da der „Hochtiedsnöger“ an einem Tag eine lange Strecke zurücklegen musste, hatte er als Wegzehrung immer eine Flasche Schnaps in der Tasche.

- Was bedeutet: Tunschere

Der Brauch, zum Jahresende eine Tunschere auszutragen, hat sich in einigen Familien bis heute gehalten.

Angeblich ist dieser Brauch darauf zurückzuführen, dass gewisse Privilegien von „tunscherige Lüde“ (alleinstehende unverheiratete Personen, die nicht an einen Hof gebunden aber zu Dienstleistungen verpflichtet waren) abgegolten werden konnten.

Heute bringen sich befreundete Familien eine Tunschere. Die Tunschere wird vor der Tür abgestellt und ein Sylvesterknallkörper abgeschossen. Die Bringer verstecken sich und müssen von der beschenkten Familie gesucht werden. Anschließend feiert man gemeinsam.

Die Tunschere wird als Glückssymbol für das neue Jahr gesehen.

Früher hat der Verehrer seiner Angebeteten zum neuen Jahr eine Tunschere gebracht.

- Was bedeutet: Kipp-Kapp-Käögel

Das Fest des Heiligen Martin gehört den Kindern. An diesem Tag kann es nicht schnell genug dunkel werden, und erst die frühen Abendstunden beenden die Ungeduld der Kinder. Ein letztes mal werden die Laternen überprüft, Kerzen hineingesteckt und angezündet. Warm eingepackt gegen die winterliche Kälte machen sich die Mädchen und Jungen auf den Weg zum gemeinsamen Treffpunkt, wo die Freunde schon warten. Die Älteren nehmen ihre jüngeren Geschwister an die Hand. Die kleinen tragen zwar schon eine Laterne, die Eltern haben ihnen aber nicht erlaubt, die Kerzen anzuzünden. Sobald die Gruppe komplett ist, setzt sich der Lichterzug in Bewegung. Fröhlich singend steuern die Kinder auf das erste Haus zu.

„Kipp-Kapp-Käögel, Sünner Martins Väögel.

Hier waohnt de rike Mann, däi us wall wat gäwen kann.

Nu laot us nich tou lange staohn.

Wi mäöt noch´n Hüsken wider gaohn.

Wi mäöt noch ganz na Posen.

Posen is`ne groote Stadt.

Door krieget all Kinner wat.

Krieg`w`ok wat?

Krieg`w`ok wat?

Krieg`w`ok wat in usen Sack?“

Erwartungsvoll strecken die kleinen Sänger den Erwachsenen die mitgebrachten Tüten entgegen. „Wat häöb`ieh jäh moij sungen“, heißt es immer wieder. Mit Süßigkeiten und Nüssen werden die Kinder belohnt, bevor sie laut und kräftig singend zum nächsten Haus weiter ziehen. Etwa zehn bis fünfzehn Häuser besuchen sie – ein volles Programm.

Je dunkler es wird, umso dringender brauchen die Mädchen und Jungen das Licht ihrer Laternen. (Jedenfalls früher, als von Straßenbeleuchtung noch keine Rede wahr.)Auch der Weg über die stockfinsteren Höfe zu den Häusern kann zu einem kleinen Abenteuer werden. Tiefe, festgefrorene Reifenspuren auf den ungepflasterten Höfen machen das Gehen unbeschwerlich. „Uppaßen! Hier is`n Paoul!“ Oft genug kommt diese Warnung zu spät, und man steht schon mitten im Paoul (Pfütze).Oder es reiht sich „Paoul an Paoul“. Da hilf nur tapferes Durchstapfen. Aber all das kann den Kindern die Freude nicht nehmen.

Der Spaß nähert sich allmählich dem Ende, die Tüten füllen sich, der Gesang wird schwächer, und einige Laternen hängen schon etwas schief im Wind. Langsam brennen die Kerzen aus und manche Laterne dazu. War man unvorsichtig oder wurde etwas nachgeholfen?

Egal! „Wenn miene Laterne ditt Joahr upfluckert, kriech ick nächstes Joahr ne neije!“

- Was bedeutet: Neijoahrroffwinnen

Der Beginn eines neuen Jahres ist immer etwas Besonderes. Bei uns feiert man den 1. Januar mit Freunden und Nachbarn beim sogenannten „Neijoahrroffwinnen“. An diesem Tag scheint was das ganze Dorf auf den Beinen zu sein.

Die Kinder beginnen gleich nach dem Mittagessen, gehen in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, wünschen allen „Glück sagen`s Neijoahr“ und erhalten dafür die beliebten „Neijoahrskaouken“.

Am späten Nachmittag machen sich auch die Erwachsenen auf den Weg. Die Nachbarn besuchen sich gegenseitig und setzen sich bei einen „Schluck“ für die Männer und einem „Uppgesetten“ für die Frauen zum Klönen zusammen. Auch die Jugendlichen feier das neue Jahr, in dem sie von Haus zu Haus wandern und „Glück sägen`s Neijoahr“ wünschen. Ihnen geht es mehr um den Spaß und die Geseligkeit, wenn sie in größeren Gruppen in die Häuser einfallen.

„Glück sägen`s Neijoahr,

is de Kaouken all goar?

Schluck de bi

Is gaout för mi.“

Daß der „Schluck“ vor allem in großen Mengen genossen, nicht immer so „gaout“ ist, erfährt der eine oder andere dabei schon mal am eigenen Leib. Der Heimweg wird dann mehr oder weniger schwankend zurückgelegt.

Alle Freunde und Bekannte an diesem Tag zu besuchen, ist einfach unmöglich. Aber das ist kein Problem: „Dän Neijoahrsschluck kann man sück ok noch läöter offhaolen.

- Was bedeutet: Palmbessen

"Ick wull jou wall`n Palmbessene bringen"

Der Kleine streckt der Nachbarin einen Palmstock entgegen. Die schlägt begeistert die Hände zusammen. "Nu kiek is änn, well door kummp. Dat is ja lüttge Jan. Unn du wuss us`n Palbessen bringen? Dei is ja noch net so moij. Dann mötwie uck is äben kieken, wat wi för die hebbt!"

Auf diesen Wortschwall antwortet lüttge Jan nicht viel, sondern hält lieber seine Tasche hin. Vier rohe Eier legt die Hausfrau hinein; in einer Woche feiert man schließlich Ostern. Jan könnte sich auch später die gekochten, buntbemalte Eier abholen. Er will seine Gabe aber jetzt.

"Kump`s du ock nächstet Joahr wäer un brings us`n Palmbessen?“ Joah, das wird lüttge Jan mie seinen Geschwistern besprechen. Sie haben die Nachbarn und Verwandten, die mit Palmbessen beschenkt werden, genau untereinander aufgeteilt, damit jeder gleich viel Palmbessen austragen kann.

Die Palmstöcke sind am heutigen Palmsonntag in der Kirche geweiht worden als Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem. Mit einer Palme hat der Palmstock allerdings wenig zu tun. Grundsätzlich besteht er aus  einem Weidenstock mit einem Kopf aus Buchsbaum. Daneben gibt es verschiedene Ausführungen, unter denen der „Krüss-Palmbessen“ wohl der bekannteste ist. Der “Krüss-(Kreuz-)Palmbessen“ hat drei Köpfe in Form eines Kreuzes, die mit Stuhlrohr im Karo gewickelt sind. Andere Palmstöcke werden in mühevoller Kleinarbeit mit Girlanden, Papierröschen usw. geschmückt, wodurch wunderschöne Gebilde entstehen. Zusätzlich sind die meisten Palmstöcke mit einem Apfel oder einer Apfelsine versehen. Nicht jeder kann Palmbessen herstellen, aber in der Nachbarschaft findet sich meistens jemand, der diese Aufgabe übernimmt.

Palmbessen hatten früher auch beim Hausbau eine Bedeutung. Nach dem Richtfest kam oben auf den Schornstein ein Palmbessen, der gegen Blitzschlag schützen sollte.

- Was bedeutet: Puppe lichten

An der Geburt eines Kindes nehmen Freunde und Nachbarn regen Anteil. Mit Glückwünschen und Geschenken finden sie sich ein, um dieses Ereignis zufeiern.

„Puppe lichten“ bedeutet etwa „Kind heben“, was besagen soll, dass das Neugeborene von jedem Besucher kurz auf den Arm genommen wird. Dieses ist dann eine willkommene Gelegenheit auf das Wohl des Kindes und der Mutter einen „Schluck“ zu trinken.

In den letzten Jahren beginnt der aus anderen Orten stammende Brauch, einen sogenannten „Kilberstuten“ mitzubringen, sich auch in Neubörger einzubürgern.

 

leiste204Defekten Link melden
Sebers Media

© 2003 by Gemeinde Neubörger

Kostenloser Besucherzähler von InterNetWORX