Tierliebe allein reicht nicht aus| Ems-Zeitung vom 03.06.2006 |
Tierliebe allein reicht nicht aus
Auszubildende und Mitarbeiter müssen starke Nerven haben
js SURWOLD. Urlaub nehme ich nicht. Die Tiere haben ja schließlich auch keinen Urlaub", sagt Danilo Winterfeld. Der 25 Jährige arbeitet als 1 Euro Jobber im Tierheim Surwold.1999 hat er als ehrenamtlicher Helfer hier angefangen und kümmert sich seither mit großer Begeisterung um Tiere verschiedenster Rassen. Ich habe es zwar auch mal als Koch und Autolackierer versucht", aber letztlich sei der Umgang mit Tieren der einzig richtige Job für ihn.
Danilos Typ ist ebenso sehr gefragt, wenn es darum geht kräftige Hunde zu bändigen, als auch, wenn es darum geht, die kleine Amsel aufzuziehen: Liebevoll füttert er den Wildvogel mit Katzenfutter und Maden, wann immer er nach ihm ruft.
Dass sich Danilo so rührend um die Aufzucht der Amsel kümmert, freut seine Chefin Bärbel Lohmann zwar. Dennoch weist sie nachdrücklich darauf hin, dass nur ein Faible für Tiere in einem Tierheim nicht genügt: Tierliebe allein reicht nicht aus. Es muss auch Sachwissen dazukommen." Zudem dürften die Mitarbeiter nicht zu weich sein und müssen starke Nerven haben, denn Tiere werden manchmal auch tot geboren oder müssen eingeschläfert werden." Wer mit solchen Bildern nicht fertig werden kann, hat schlechte Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern. Momentan werden mit Liska Lohmann und Florian Rautenberg zwei Auszubildende zum Tierpfleger in Surwold beschäftigt.
Wenn junge Menschen mehr über die Arbeit im Tierheim wissen wollen, gibt es die Möglichkeit, ein Praktikum zu absolvieren. So wie es die Realschülerinnen Sandra Schwarz aus Neubörger und Astrid Schulte aus Wippingen gemacht haben, die drei Wochen lang den tierischen Alltag kennen lernten.
Auch ehrenamtliche Helfer sind gerne gesehen. Aber der
Großteil der Arbeit muss letztlich von einer festen Truppe gemacht werden, die weiß,
wann in welchem Gehege nicht gesaugt werden darf, weil das Tier damit nicht zurechtkommt,
oder wie desinfiziert werden muss." Allerdings hätte Lohmann nichts dagegen,
Ehrenamtler stärker in die tägliche Arbeit einzubinden. Nur müsse sie sich eben darauf
verlassen können, dass der oder diejenige täglich fest einplanbar ist. Wer nicht so viel
Zeit habe, könne auch gerne kommen, um beispielsweise mit Hunden spazieren zu gehen,
Tiernäpfe zu reinigen oder den Flohmarkt vorzubereiten, der an jedem dritten Sonntag im
Monat von 11 bis 18 Uhr stattfindet. Am besten", so Lohmann, können die
Menschen dem Tierheim jedoch helfen, indem sie ihre eigenen Tiere vernünftig halten und
sich so um sie kümmern, dass sie nicht zu einem Tierschutzfall werden."
jdm/Ems-Zeitung vom 03.06.2006