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„Keine neue Suche
nach Atommüll Endlager"
Wulff: Niedersachsen macht nicht mit
hab OSNABRÜCK. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) lehnt eine
Untersuchung von Standorten für ein Atommülllager in diesem Bundesland schroff ab.
„Wir werden keinerlei Standortsuche mehr mitmachen", sagte Wulff gestern in
einem Gespräch mit unserer Zeitung. Er reagierte damit auf Pläne von
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) für ein neuerliches Erkundungsprogramm und auf
eine im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellte Studie, die Niedersachsen drei
Viertel aller potenziellen Endlagerregionen zuweist. Dazu zählen auch der Salzstock Wahn
im Emsland und Tongesteinsvorkommen in der Region.
Wulff erklärte, sein Bundesland habe mit der Erkundung des Salzstocks Gorleben als
Deponie für hochradioaktive Abfälle sowie mit dem 'Schacht Konrad für schwach und
mittelaktive Stoffe ausreichend Beiträge zur atomaren Entsorgung in Deutschland
geleistet.
Der Ministerpräsident unterstrich, es komme auf keinen Fall infrage, dass der Bund an dem
Erkundungsstopp in Gorleben festhalte und gleichzeitig nach neuen Standorten in
Niedersachsen suchen wolle. „Wir sind nicht bereit, da auch nur in irgendeiner Weise
mitzumachen", unterstrich Wulff.
Der Regierungschef lehnte eine Prüfung niedersächsischer Salzstöcke oder
Tongesteinsvorkommen auch für den Fall ab, dass sich Gorleben als ungeeignet erweisen
sollte. „Dann sind andere dran", erklärte Wulff. Unterdessen verurteilte
Gabriel die von unserer Zeitung vorgestellte Standortstudie als „überflüssig und
ohne praktischen Nutzen".
Ems-Zeitung vom 26.08.2006
Gabriel: Geld für Studie rausgeworfen
Attacke auf Wirtschaftsressort
hab/dpa OSNABRÜCK. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hat dem
Bundeswirtschaftsministerium vorgeworfen, mit dem Auftrag einer Studie zu möglichen
Atommüll Endlagern „Geld rausgeschmissen" zu haben.
In einem Gespräch mit unserer Zeitung begründete Gabriel gestern diese Anschuldigung
damit, dass es „unsinnig" sei, „Standorte abstrakt zu untersuchen, ohne
dass vorher klare Kriterien für eine Standortsuche festgelegt wurden". Für ihn sei
daher die Studie belanglos: „Ich werde sie nicht mal lesen".
Verärgert zeigte sich der SPD Politiker darüber, dass die Expertise der Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe (GBR) von einem Ministerium in Auftrag gegeben wurde,
das „gar nicht zuständig ist für diese Frage". Er vermutete dahinter
„Manöver interessierter Kreise, um von denkbaren Standorten im Süden Deutschlands
abzulenken".
Dem emsländischen Landrat Hermann Bröring (CDU) empfahl Gabriel in diesem Zusammenhang,
bevor er zu öffentlichen Angriffen auf das Bundesumweltministerium blase, „sich erst
mal mit seinem Parteifreund Michael Glos in Verbindung zu setzen, denn in dessen
Zuständigkeit als Bundeswirtschaftsminister wird die Studie erstellt". „Mein
Haus hat damit nichts zu tun", versicherte Gabriel für das Umweltressort.
Der Minister bekräftigte seine Absicht, ein ergebnisoffenes und transparentes Verfahren
für die Endlagersuche zu erreichen. Die Koalition von SPD und Union sollte sich
„zeitnah" auf eine solche Untersuchung verständigen und dann die Kriterien für
einen Vergleich geeignet erscheinender Stätten für ein Atommülllager festlegen.
„Am Ende muss es nicht irgendeinen geeigneten Standort geben, sondern den am besten
geeigneten."
Nach seiner persönlichen Auffassung sollte dabei „kein Gestein ausgeschlossen"
werden, wie das noch die Bundesanstalt für Geowissenschaften im Zwischenbericht ihrer
Studie in Bezug auf kristalline Formationen (z. B. Granit) gemacht hatte. Im Übrigen
gelte: „Wenn Gorleben sich im Vergleich als bestgeeigneter Standort erweist, dann
kommt das Endlager nach Niedersachsen. Allerdings: Wenn ein anderer Standort besser ist,
dann kann man nicht bei Gorleben bleiben, nur weil man dort schon mal angefangen
hat."
Zuvor hatte sich Gabriel in Berlin alarmiert über Sicherheitsrisiken im Atomkraftwerk
Brunsbüttel gezeigt. Hier könne es womöglich zu einer ähnlich schweren Panne kommen
wie im schwedischen Meiler Forsmark.
Der Umweltminister forderte den Betreiber Vattenfall auf, bis Montag den Nachweis für die
Sicherheit der Notstromversorgung im Kernkraftwerk zu erbringen. Gabriel zufolge besteht
in Brunsbüttel anders als in anderen Atomkraftwerken eine technische Regeleinrichtung,
die bei der Einschaltung der Notstromdiesel auf Wechselstrom angewiesen sei. Bei dessen
Ausfall könne es zu ähnlichen Problemen wie in Schweden kommen. Die Grünen forderten,
Brunsbüttel abzuschalten.
Ems-Zeitung vom 26.08.2006
jdm