Nachgehakt:
Kommentar zur Gemeinderatssitzung vom 10. Juli 09 im
Wippinger Gemeindezentrum
Wie im Bericht über die
Gemeinderatssitzung vom 10. Juli 09 erwähnt, hatte der Bürger im Anschluss
an die Aussprache im Gemeinderat keine Möglichkeit des Nachfragens mehr.
Dies wäre möglich gewesen, wenn man der Bitte gefolgt wäre, die
Fragestunde nach hinten zu verlegen. Herhalten musste für diese Vorgehensweise
die Niedersächsische Gemeindeordnung (NGO)
Hier heißt es aber in § 43 , Absatz 1:
“Der Rat kann bei öffentlichen Sitzungen Einwohnerinnen und Einwohnern
die Möglichkeit einräumen, Fragen zu Beratungsgegenständen und
anderen Gemeindeangelegenheiten zu stellen.“
Wo also war das Problem?
Einwände und Fragen zu
den Äußerungen unserer Gemeindevertreter hätte ich also gerne
im Anschluss an die Aussprache der Ratsmitglieder an diese gerichtet. Dann wären
sie zielgerichteter gewesen. Die Ratsmitglieder hätten auf Nachfrage auch
ihre Ansicht klarstellen können. Alle hätten etwas davon gehabt.
Da dies an Ort und Stelle nicht möglich war, will ich mich hier mit einigen
Argumentationen näher befassen:
Noch
etwas zur Wirtschaftlichkeit des ganzen Vorhabens:
Ein Energieversorgungsunternehmen wie die ENBW ist eine Aktiengesellschaft.
Sie wird also von einem Vorstand geführt, der von der Aktionärsversammlung
bestimmt wird.
Damit der Vorstand sich auf seinem Stuhl behaupten kann, erwarten die Großaktionäre Gewinne oder die Aussicht auf Gewinne, sprich Kursgewinne. Solange die Kurse sich gut entwickeln, sitzt der Vorstand fest im Sattel. Sobald aber über einige Zeit hinweg die Kurse bröckeln, schwankt auch der Rückhalt, über den der Vorstand verfügt. Natürlich hat auch der Aufsichtsrat einen großen Einfluss. Bei der EWE sitzt z.B. ein Herr Bröring im Aufsichtsrat...
Wenn
beispielsweise der Vorstandsvorsitzende der EnBW AG, Hans-Peter Villis, dessen
Vertrag bis 30. September 2012 läuft, in den nächsten
Jahren sinkende Aktienkurse vorweist, kann er sich nach einem neuen Job umsehen.
Da geht es ihm nicht anders als einem Bundesligatrainer.
Was tut also ein angeschlagener Vorstand? Ein neues Projekt auflegen! Und wenn
es ein unsinniges Projekt ist? Macht doch nichts. Solange die Analysten, die
Broker und die Banker das Projekt positiv bewerten- und Ihr glaubt doch hoffentlich
an die Versprechungen dieser Illusionskünstler- steigen die Aktienkurse
und unser Vorstand ist gerettet. Wie sich das in 10, 20 oder 30 Jahren darstellt,
interessiert doch keinen. Dann ist unser Vorstand längst in Rente, oder
zu Karstadt-Quelle, Opel oder zur HSH Nordbank gewechselt.
Was hat das mit Dörpen zu tun? Wenn das KKW in Dörpen, sagen wir mal
in 10 Jahren, ins Schlingern gerät, wer steht dann am Ende gerade für
die Riesensummen an Infrastukturmaßnahmen, die als öffentliche Vorleistung
erfolgt ist? Genau!.
Und dabei haben der leitende Ingenieur und der Buchhalter immer so penibel gerechnet!
Was letzten Endes beweist, dass
es noch Gemeindevertreter in Wippingen gibt, die jeder einzelnen Stimme aus
der Bevölkerung einen hohen Wert zumessen.
Und das ist doch alles in allem ein schöner Abschluss einer unvergesslichen
Ratssitzung.
Natürlich sind die Gemeinderatsmitglieder, soweit sie der CDU angehören,
von ihren Parteioberen im Emsland ziemlich allein gelassen worden. Argumentationshilfen
gab es praktisch nicht. Ihre Rhetorik erschöpfte sich darin, den Gegenern
des Kraftwerks in Dörpen permanent Unsachlichkeit vorzuwerfen. Kann sein,
dass manch aufrechter Christdemokrat deshalb glaubte, seinen Parteigenossen
Solidarität schuldig zu sein, wenn ihnen der Wind ins Gesicht bläst.
Ein Blick über den Zaun nach Ostfriesland hätte aber ausgereicht,
um zu erkennen, dass der Kniefall vor der Kohlelobby keineswegs die oberste
christdemokratische Anstandspflicht ist.
Bleibt nur noch eine Frage:
Warum können eigentlich Menschen, die sich anscheinend nicht so sehr
mit der Materie beschäftigt haben- wer hat auch immer Zeit für so
was, außer Lehrer in den Ferien- nicht einfach mal sagen: „Tut mir leid,
ich bin die letzten beiden Jahre nicht dazu gekommen, ich hatte zu viel um die
Ohren und konnte leider keine Informationsveranstaltung besuchen. Ich bin mir
nicht sicher, wie ich mich entscheiden soll, zumal ja die Bevölkerung auch
großen Teils dagegen ist, wie man hört.
Ich enthalte mich einfach
der Stimme!“
Viele Wippinger hätten ihren Hut gezogen.
Alfons Deters