Wippinger Katholische Öffentliche Bücherei wird 100 Jahre - Gaby Bicker Leiterin seit 26 Jahren - 13.11.2009 |
Am Wochenende 100-Jahr-Feier der Wippinger Bücherei
Vor genau
100 Jahren wurden zum ersten Mal aus der Katholischen Bücherei in Wippingen Bücher
verliehen. Das ist zumindest einem Einnahmebogen der Bücherei aus dem Jahr 1909 zu
entnehmen, der bei der Diözese Osnabrück verwahrt wird.
Wenn man diese seltsame Buchführung richtig deutet, hatte die Bücherei 1909 ganze 18
Bücher zu verleihen, die zusammen 105mal verliehen wurden. Die Einnahmen der Bücherei
bestanden aus 75 Mark. Der Einnahmebogen legt nahe, dass der Buchbestand sich später um die 250
Bände einpegelte.
Bücherei zuerst in altem Pfarrhaus
Die Bücherei hatte ihren Standort im alten Pfarrhaus in einem kleinen Raum unten rechts
mit eigener Außentür im Nordgiebel (Straßenansicht: das Fenster ganz links). Träger
der Bücherei war und ist die Kirchengemeinde. Fachlich beraten und mit Büchern beliefert
wurde die Bücherei stets vom Borromäusverein, einer katholische Institution zur
Volksbildung in Bonn, die,1844 gegründet, die öffentlichen katholischen
Büchereien/Bibliotheken in den einzelnen katholischen Pfarrgemeinden betreut und sie
zentral mit Büchern beliefert.
Im dritten Kriegsjahr des ersten Weltkriegs 1916 stellte die Bücherei in Wippingen ihre
Tätigkeit ein. Sie wurde erst 1924 wieder belebt. 1936 während der Nazizeit war wieder
Schluss. Für 1940 werden im Einnahmebogen zwar Mitglieder und
Einnahmen verzeichnet, aber wie die Bücherei tatsächlich arbeitete ist nicht bekannt.
In den 50er und 60er Jahren während der Pfarrzeit von Pastor Gilhaus war die Bücherei
regelmäßig geöffnet. Leiterin der Bücherei war die Pfarrhaushälterin Helene Stindt.
Dort wirkte sie jeweils nach dem sonntäglichen Hochamt als schwarz gewandete Matrone. Die
Bücher, die vorwiegend von Kindern ausgeliehen wurden, waren in schwarzem Umschlagpapier
eingebunden und auf dem Rücken mit verschiedenfarbigen Etiketten mit Nummern versehen.
Helene Stindts Leseempfehlungen
Dem regelmäßigen Nutzer der Bücherei war dadurch klar, ob das Buch für ihn geeignet
war. Denn bestimmte Farben waren für Erwachsenenbücher reserviert; andere für Kinder
bis 10 Jahren usw. Der Titel und der Autor eines Buches waren nur erkennbar, wenn das Buch
aufgeschlagen wurde. Um die Sache zu beschleunigen, gab Frau Stindt den jungen Lesern gern
ihre eigene Auswahl mit einer Leseempfehlung in die Hand. Gegen diese Empfehlung half nur
der Hinweis, das Buch schon gelesen zu haben. Pro Buch war eine Ausleihe von 10 Pfennigen
zu leisten.
Zu den Zeiten von Pastor Asmann ging die Leitung der Bücherei auf seine Schwester und
Pfarrhaushälterin Gisela Asmann über. Die Kasse der Bücherei wurde von Wilhelmine
Schmunkamp geführt. Man erinnert sich an eine der ersten Öffnungstermine in der
Asmann-Zeit, als eine Kiste mit neuen Büchern eingetroffen war. So viele Kinderbücher
auf einem Haufen und alle in ihren bunten Einbänden hatte der junge Leser noch nicht
gesehen. Fortan wurden die Bände in durchsichtige Einbände gebunden, was die Auswahl
erheblich erleichterte. So konnten die schönen Einbände ihre Werbewirkung entfalten: Der
schwarze Pferdekopf auf dem Einband eine Abenteuerbuches für Kinder ließ von einem
eigenen edlen Pferd träumen oder die Einbände der Karl-May-Bücher ließen diese Bände
nebeneinander stehend als besonders wertvolle Literatur erscheinen.
Im Gemeindezentrum moderne Bücherei - Acht ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
1982 übernahm Gaby Bicker die Leitung der Bücherei.
Sie öffnete jetzt auch dienstags nach der Kindermesse die Bücherei. 1993 erfolgte nach
der Einweihung des neuen Gemeindezentrums der Umzug in dieses Haus. Für diese
Modernisierung und Unterstützung der Bücherei machten sich besonders der damalige
Bürgermeister Georg Kuper und die Bistumsmitarbeiterin für das Bibliothekswesen, Frau
Roling, stark. Für die Leiterin Gaby Bicker war der neue Bibliotheksraum nicht unbekannt:
in den Zeiten, als sie die Lehrerwohnung gemietet hatte, war dies ihr Wohnzimmer gewesen.
Die Wippinger Bücherei kooperiert seit langem besonders mit der Bücherei in Renkenberge.
Heute ist die Bücherei eine gefestigte Institution in Wippingen Der derzeitige
Medienbestand beträgt 1561 Bücher. Auch Gesellschaftsspiele können ausgeliehen werden.
Gaby Bicker wird bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit tatkräftig von sieben
Mitarbeiterinnen unterstützt: Margret Meyer, Christel Sievers, Julia Westhoff, Theresa
Schmunkamp, Laura Westhoff, Carolin Abeln, Corinna Nehe.
Zusammenarbeit mit Schule und Kindergarten
Seit
gut 8 Jahren gibt es eine intensive Zusammenarbeit mit der Grundschule Wippingen. Durch
die gute Zusammenarbeit besuchten nahezu alle Schulkinder mindestens einmal in der Woche
die Bücherei und leihen sich Bücher aus. Oder die Grundschüler der 2. Klasse lasen den
Vorschulkindern aus dem Kindergarten vor. Die Kindergartenkinder werden in der Bibliothek
übrigens "bib(liotheks)fit". Sie besuchen gemeinsam die Bücherei, um den
Umgang mit Büchern und mit dem Ausleihsystem schon frühzeitig zu erlernen.
Am 27.Januar 2009 wurde ein Kooperationsvertrag mit der Grundschule Wippingen-Renkenberge
geschlossen. Durch die Neuorganisation des Schullebens infolge des Zusammenschlusses der
beiden Schulen hat sich auch die Erreichbarkeit der Schüler durch die Bücherei
verändert. Hierauf adäquat zu reagieren ist eine der Herausforderungen der nächsten
Zeit. Auch die Erschließung neuer Leser, vor allem der erwachsenen Leser ist ein Ziel,
dass sich Gaby Bicker im Jubiläumsjahr gesteckt hat. Dem dient auch die Neugestaltung der
Romanecke. Es lohnt sich also, die Bücherei einmal zu besuchen und nach eigenem Lesestoff
zu durchforsten.
Links: Bericht in der
Ems-Zeitung vom 13.11.09
Bericht vom Jubiläumsempfang am 15.11.2009
Bericht in
der Ems-Zeitung vom 17.11.2009 über den Jubiläumsempfang
jdm