Die Dörfer haben gegenüber 1964 die größten Geburtenrückgänge

Beesten, Fresenburg, Hüven, Klein Berßen, Stavern oder Wippingen haben nur noch ein Sechstel der Geburten gegenüber dem Höchststand - 2009 ist in Niedersachsen ein erneuter Geburten-Tiefstand erreicht

Klicken zum 
VergrößernEmsland (hg).Von Bevölkerungsrückgängen blieben bisher die ländlichen Regionen weitgehend mehr verschont als urbane städtische Strukturen. Doch wer die Geburtenzahlen des Jahres 1964 – da gab es bundes-, landesweit und auch in den meisten Kreisen den Höchststand – mit den aktuellen Zahlen des Landesamtes für Statistik vergleicht, wird Erstaunliches feststellen. In den ländlichen Regionen gibt es zwar nicht einen solch rapiden Abfall der Geburtenzahlen, doch hier melden vor allen die kleinen Einheiten die höchsten Rückgänge bei den Geburtenzahlen.
130.210 Geburten gab es 1964 in Niedersachsen (in Klammern jeweils Kreis Emsland/5.959 – aber 1965 als Ausnahmelandkreis noch höher: 5.979). Sonst überall in Deutschland war das auch zwischen Holland und dem Harz der Höchststand. Aber seither ist die Geburtenzahl in Niedersachsen stärker gesunken als andernorts.
Nach 1964 gingen in Niedersachsen die Geburtenzahlen ständig zurück. 1970 gab es 102.698 Geburten (4.785), 1984 nur noch 66.803 (3.300). Aber diese Zahl steigerte sich – vor allem durch Zuzug von Über- und Aussiedlern – bis 1997 wieder auf 85.907 (3.867). Aber 2005 waren in Niedersachsen und auch im Emsland das 84er Niveau wieder erreicht. 2009 gibt es noch einmal abwärts in Niedersachsen: von 64.887 (2.815) in Niedersachsen auf 62.228 (2.721).

Interessant ist der Vergleich der Regionen. Wo wird der Vergleichswert von 47,8 (2009 zu 1964) unterschritten? Goslar hat mit 30,6 den niedrigsten Wert, aber auch Helmstedt, Northeim, Osterode und Lüchow-Dannenberg liegen nicht viel darüber. Auch die Wesermarsch kommt nur auf 32,5 – Budjadingen hat einen Wert von 17,4. Die Zahl der Geburten sackte von 144 im Jahre 1964 auf 25. Friesland kommt nur auf 36,0.

Die Region Hannover – besonders Isernhagen (90,8) und Laatzen (98,8), aber weniger Barsinghausen (37,0) – liegt bei 57,3 Prozent. Harburg kommt gar auf 74,1. Von 2.518 (1964) sackte die Zahl der Geburten im Vorjahr „nur“ auf 1.867. Über 60 Prozent liegen noch die Kreise Lüneburg, Stade, Verden und die Stadt Oldenburg.
Klicken zum 
VergrößernCloppenburg kommt auf 55,2 Prozent (2.849 zu 1.573 Geburten). Wie überall im ländlichen Raum: in den Dörfern sackt die Kurve besonders gravierend nach unten. So hat im Kreis Cloppenburg die kleinste Kommune Lindern einen Wert von 36,8 (39 zu 106), die Kreisstadt kommt aber auf 80,6 (361 zu 448).
Ähnliches Bild im Emsland (mit 45,6 % tiefer als der Schnitt). Dörpen, Sögel und Spelle kommen aus 121,1, 80,3 oder 77,9, die kleinen Orte wie Fresenburg auf 13,0 (von 23 auf 3), Hüven und Klein-Berßen auf nur noch 15 Prozent.(siehe nebenstehende Tabelle)
Gleiches in Vechta (58,6 % der Geburten von 1964). Die Kreisstadt Vechta kommt auf 78,3 und Visbek auf nur 36,3. (siehe nebenstehende Tabelle)

Also: Rückgang allerorten, besonders aber in den Dörfern. Dort gab es allerdings 1964 jede Menge Großfamilien mit zehn oder mehr Kindern. Dort werden in den nächsten Jahren so manche Grundschulen vor der Schließung stehen. Der Geburtenrückgang ist allerdings auch auf die gesunkene Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter zurückzuführen. In Niedersachsen sank die Zahl um rund 50.000. Die Zahl der Kinder pro gebärfähiger Frau ist dagegen weitgehend stabil geblieben.

Bis 1971 überwog die Zahl der Geburten die Zahl der Gestorbenen (vom ersten Nachkriegsjahr 1946 einmal abgesehen). Von 1972 war es in Deutschland – und genauso auch in Niedersachsen - vorbei mit den Geburtenüberschüssen. Heute ist die Zahl der Sterbefälle im Land um 20.000 höher als die Geburten. Im Kreis Emsland lag der Geburtenüberschuss – mit über 3.000 einst Spitzenwert – im letzten Jahr nur noch bei 4 (in Worten: vier !). Ende des Monats kommen mit den Sterbefällen auch die Geburtenüberschüsse auf den Markt. Im Emsland dürfte er erstmals in der Geschichte im Minus liegen.


Kreis (fett) - Kommunen Geburten 1964 Geburten 2009 09 zu 64 in %
Emsland 5969 2721 45,6
Andervenne 22 8 36,4
Bawinkel 43 26 60,5
Beesten 50 8 16,0
Bockhorst 22 8 36,4
Börger 51 22 43,1
Breddenberg 14 6 42,9
Dersum 55 16 29,1
Dörpen 38 46 121,1
Dohren 27 13 48,1
Emsbüren 179 92 51,4
Esterwegen 99 62 62,6
Freren 123 50 40,7
Fresenburg 23 3 13,0
Geeste 258 74 28,7
Gersten 28 12 42,9
Groß Berßen 20 6 30,0
Handrup 27 14 51,9
Haren 494 175 35,4
Haselünne 299 97 32,4
Heede 42 21 50,0
Herzlake 74 30 40,5
Hilkenbrook 16 6 37,5
Hüven 12 2 16,7
Klein Berßen 32 5 15,6
Kluse 37 13 35,1
Lähden 83 32 38,6
Lahn 23 10 43,5
Langen 33 17 51,5
Lathen 84 50 59,5
Lehe 25 8 32,0
Lengerich 58 31 53,4
Lingen 978 451 46,1
Lorup 62 27 43,5
Lünne 35 26 74,3
Meppen 583 273 46,8
Messingen 31 9 29,0
Neubörger 35 11 31,4
Neulehe 14 23 164,3
Niederlangen 23 10 43,5
Oberlangen 18 8 44,4
Papenburg 623 310 49,8
Rastdorf 28 8 28,6
Renkenberge 21 13 61,9
Rhede 99 31 31,3
Salzbergen 115 66 57,4
Schapen 57 20 35,1
Sögel 76 61 80,3
Spahnharrenstätte 30 12 40,0
Spelle 113 88 77,9
Stavern 32 7 21,9
Surwold 89 33 37,1
Sustrum 27 9 33,3
Thuine 17 14 82,4
Twist 200 89 44,5
Vrees 34 19 55,9
Walchum 34 11 32,4
Werlte 150 113 75,3
Werpeloh 18 6 33,3
Wettrup 15 6 40,0
Wippingen 21 4 19,0

24.06.2010 Marktplatz Emsland.de