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Zusammenbruch des Hähnchenmarkts
Wettrüsten bei Hähnchenmastanlagen
Immer mehr Hähnchenmastanlagen entstehen
Firmen liefern sich Wettrüsten / Experte sagt Zusammenbruch voraus
07. Oktober 2010 - Der NABU-Regionalverband
Emsland/Grafschaft Bentheim weist bereits aktive und auch potentielle
Investoren für Hähnchenmastanlagen mit großem Nachdruck auf eine Marktanalyse
des Geflügelmarkt-Experten Prof. Hans-Wilhelm Windhorst hin, in der dieser den
bevorstehenden Zusammenbruch des Hähnchenmarktes voraussagt. Der NABU fordert
einen landesweiten Stopp der Massentierhaltung in Niedersachsen.
Der
agrarindustrienahe ehemalige Leiter des ISPA-Instituts an der Universität
Vechta veröffentlichte seine Warnung vor ruinösen Überkapazitäten jetzt in der
Fachzeitschrift „DGS Magazin“ (Ausgabe 35/2010), dem offiziellen Organ des
Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft. In seiner Analyse „Wachstum
als Risiko?“ beschreibt er die derzeit laufende massive Erweiterung der
Schlachtkapazitäten in der Hähnchenbranche: vor allem durch den
Schlachthof-Neubau des Rothkötter-Konzerns in Wietze (bei Celle) und - als
Reaktion darauf - auch durch den geplanten Ausbau von Schlachtkapazitäten bei
dessen Konkurrenten Wiesenhof, Sprehe, Stolle und Friki. Die in diesem
Verdrängungswettbewerb produzierten Überschüsse belaufen sich laut Windhorst
auf „weit mehr als das Doppelte des wahrscheinlichen Zusatzbedarfs“ auf
ohnehin gesättigten Märkten.
Schon 2011 und danach noch verstärkt
werde somit weit über die Aufnahmefähigkeit der deutschen, der europäischen
und voraussichtlich auch der internationalen Märkte hinaus produziert werden.
Windhorst warnt, infolge dieser Überschüsse werde in der ganzen
Produktionskette bald kein Geld mehr verdient werden. Es werde „zu einer
Reduzierung der Kapazität kommen oder auch zu einem Zusammenbruch ganzer
Produktionsketten“. Diese werde nicht nur zu einer Unterauslastung oder zu
einem Zusammenbruch von Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben führen, sondern
werde vor allem auch die Vertragsmäster in Form von Preisdruck,
Vertragskündigungen und Liquiditätsproblemen treffen.
Die regionale
Verdichtung der Produktion und deren Ausdehnung nach Ostniedersachsen (Wietze)
werde zudem „das Problem der umweltverträglichen Verwertung der tierischen
Exkremente und des Krankheits- und Seuchenrisikos“ noch weiter verschärfen.
Die regionalen Verschiebungen der Getreide-Warenströme führen laut Windhorst
zu einer noch stärkeren Abhängigkeit von Futtermittelimporten und von
risikoreichen Marktschwankungen. Ein wachsendes Problem sieht Windhorst auch
im Widerstand gegen eine weitere Verdichtung bzw. Neuerrichtung von
Mastanlagen. Dieser komme „nicht nur von Tier- und Umweltschutzorganisationen,
sondern auch von der nicht in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung sowie von
Landwirten selbst“.
Der NABU ergänzt diese Ausführungen Windhorsts mit
Hinweisen auf die Geruchs-, Ammoniak- und Keimbelastung von Anwohnern und
Umwelt, tierschutzrechliche Bedenken und auf die Bedrohung einer bäuerlichen
Tierhaltung durch diese agrarindustriellen Mastanlagen. „Wir werden uns
weiterhin stark machen für ein Bauverbot von Agrarfabriken, für bessere
Tierhaltungsvorschriften und für die Förderung einer artgerechten
Nutztierhaltung in bäuerlicher Hand in lebendigen Regionen“, so Katja Hübner,
Mitarbeiterin des NABU-Regionalverbandes.
Die
Landesvertreterversammlung des NABU Niedersachsen hatte am 18. September 2010
in Rinteln einstimmig eine Resolution "Stopp der Massentierhaltung in
Niedersachsen" verabschiedet."