Leserbrief Ems-Zeitung vom 29.11.2011 |
Das Interview mit Stefan Rahmstorf hat mich doch sehr erstaunt. Rahmstorf sagt zwar, dass die Wissenschaftler einen Anstieg des Meeresspiegels bis zum Jahr 2100 um 22 cm erwarten. Sagt aber ohne besondere Begründung, dass er selber einen Anstieg um einen halben bis eineinhalb Meter erwartet, offensichtlich im Gegensatz zu den Wissenschaftlern. Erstaunt hat mich auch, dass der Interviewer diese nicht durch die Wissenschaft begründete Panikmache kommentarlos und kritiklos hingenommen hat. Er wusste doch sicherlich, dass Rahmstorf für einseitige und übertriebene Aussagen bekannt ist. S
eit der letzten Eiszeit stieg der Meeresspiegel um insgesamt 130 Meter. Er stieg anfangs schneller, später langsamer an. In den letzten sechstausend Jahren stieg der Meeresspiegel in jedem Jahrhundert um etwa 18 cm an. Der bis zum Jahr 2100 erwartete Anstieg des Meeresspiegels entspricht also etwa dem natürlichen Anstieg in den letzten 6000 Jahren.
Die maßgebliche Autorität für die Frage des Meeresspiegelanstieges ist Nils-Axel Mörner, Professor für Paläogeophysik und Geodynamik an der Universität Stockholm. Mörner befasst sich seit 1969 wissenschaftlich mit den Fragen des Meeresspiegelanstiegs, er war von 1999 bis 2003 Präsident der INQUA Commission on Sea Level Changes and Coastal Evolution. Seine Aussage: Bis zum heutigen Tage messen wir grob die gleichen Anstiege zwischen 1 mm bis knapp 2 mm pro Jahr.
Jede andere Information beruht nicht auf Messwerten und ist fiktiv. Wie kommt es
nun zu solchen fiktiven Fantasiewerten? Sie sind die Ergebnisse von Computermodellen. Eine
Computermodellrechnung ist nun einmal auf Eingaben angewiesen. Und wenn die Eingaben auf
Annahmen beruhen, die inzwischen als weitgehend widerlegt gelten, sind solche
Fantasiewerte das Ergebnis, die um ein Mehrfaches höher sind als die Werte der
Wissenschaftler. Wie IT-Leute sagen: Müll rein, Müll raus. Das kann man ja machen,
aber ich halte es für unverantwortlich, den Menschen ohne ausreichende Begründung Angst
einzujagen. Und ich hätte auch von dem Interviewer den Hinweis erwartet, dass es sich bei
diesen Angaben um eine sehr gewagte und von dem Stand der Wissenschaft nicht gedeckte
Spekulation handelt.
Irmgard Holthaus
Ostercappeln