Larissa Cosentino berichtet über den Kampf von Freunden in Bulgarien um die Behandlung eines an Leukämie Erkrankten- 12.09.2013 |
Kampf um das Leben von Vasko - Ziel 167000 für eine Behandlung in
Wiesbaden
Ein Fußballer macht derzeit Schlagzeilen in Bulgarien. In England und
sogar in Deutschland berichteten einige Medien über ihn. Sein Name: Stiliyan Petrov. Er
war jahrelang Mittelfeldspieler bei Celtic Glasgow,
dann bei Aston Villa, wo er 2006 Kapitän wurde. Natürlich spielte er für sein
Heimatland Bulgarien, auch im Mittelfeld, auch als Kapitän.
Seit 2012 spielt er nicht mehr, die Schlagzeilen beziehen sich auf seinen Kampf gegen
seine Krankheit: Er hat Leukämie. Er ist in Bulgarien sehr beliebt, geschätzt,
bewundert. Die Menschen hier bangen mit ihm, denn für die meisten hier klingt eine
Diagnose mit Worten wie Krebs oder Leukämie wie ein Todesurteil.
Die Angst, eine dieser schwerwiegenden Krankheiten zu bekommen, ist in Bulgarien
vermutlich noch größer, als in den meisten anderen Ländern Europas. Die Prognosen
hier von solchen Erkrankungen geheilt zu werden sind tatsächlich schlecht. Das
liegt nicht etwa an den Fähigkeiten der Ärzte, denn sie werden hervorragend ausgebildet.
Das Problem sind die oft maroden Krankenhäuser, die keine Hygiene mehr bieten können,
der Mangel an hochwertigen Geräten, der Mangel an effizienten Medikamenten. Manche
Arzneien gegen Krebs werden erst gar nicht nach Bulgarien geliefert; diese besorgen sich
die Menschen oftmals selbst aus dem Ausland, auf eigene Kosten versteht sich.
Die Kostenfrage ist natürlich keine für einen Fußballstar. Stiliyan Petrov ist nicht in
Bulgarien behandelt worden, sondern in England, dort scheint er in guten Händen zu sein.
Schwerwiegend bleibt die Krankheit dennoch; Menschen in Bulgarien werden weiterhin für
ihn bangen, einige von Ihnen auch stellvertretend. Sie wünschen sich, dass jemand den
eine solche Krankheit trifft, sie überlebt. Sie wollen es bewiesen sehen, sie wollen
daran glauben können.
Was hier jedoch niemand glaubt, ist dass eine Heilung im eigenen Lande möglich ist.
Fast jeder kennt solche Fälle in der Familie oder im Freundeskreis. Die Ärzte selbst
raten denen, die es sich leisten können, ins Ausland zu gehen, um Heilung zu suchen. Nur
wenige können es sich dann auch wirklich leisten, auch nicht diejenigen, die im Beruf
stehen und versichert sind. Derzeit kämpft in Bulgarien ein junger Mann, um sein Leben zu
retten. Sein Name ist Vasko. Auch er war Sportler, ein Basketballspieler, allerdings nie
auf Liga Niveau. Auch er spielt nicht mehr. Er braucht dringend eine
Knochenmarktransplantation; man könnte meinen, er habe Glück, dass seine Schwester eine
geeignete Spenderin ist, doch hier endet schon sein Glück. Eine einzige Klinik in
Bulgarien bietet einen solchen Eingriff an und diese ist berüchtigt. Die Gefahr nach der
OP eine Infektion zu bekommen, ist erschreckend groß und die Chance, diese hier heilen zu
können dramatisch niedrig, die Überlebenschance
möchte Vasko sich nicht
ausrechnen. Niemand will Poker mit dem eigenen Leben spielen.
Zum Glück steht auch er nicht mit seiner Krankheit allein. Freunde und Familie
unterstützen ihn derzeit in einem Kampf, den er gewinnen muss. Sein Plan ist es, den
Eingriff, der sein Leben retten kann, in Wiesbaden durchführen zu lassen. Dort ist die
Aussicht auf Erfolg vielversprechend, nur einen Haken hat dieser Plan: Der Eingriff kostet
167000,-- inklusive aller erforderlichen Nachbehandlungen, darunter einem
Aufenthalt von 67 Tagen in der Klinik. Seine Freunde und seine Familie unterstützen ihn
mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, um diese für hiesige Verhältnisse
horrende Summe zusammenzutragen. Seine Mannschaftskollegen aus dem Basketball-Team
organisierten ein Benefizspiel, vor jedem Konzertsaal stehen Freunde von ihm und sammeln,
ein Harlem Shake wurde organisiert und schaffte es in die Abendnachrichten
Bedenkt
man, dass viele Menschen hier gerade 300,-- Monatsgehalt nach Hause bringen, so ist
es beeindruckend, dass inzwischen die Summe von 40000,-- zusammengetragen
wurde. Sie reicht aber nicht. Jeder von uns ist jetzt gefragt, um die fehlende Summe
aufzutreiben, während die Zeit allmählich drängt.
Zwei Underground Hip Hop MCs setzten sich also zusammen und widmeten ihm einen
Videoclip.
Kamera, Regie, Produktion
jeder leistete seinen Beitrag ohne Geld zu verlangen, die
Solidarität ist groß. Den Song gibt es als Gratisdownload, es wird lediglich im Clip um
eine Spende gebeten. Gesetzt wird auf Solidarität, nicht auf Verkaufszahlen. Vasko selbst
war bei den Dreharbeiten dabei, so lange es seine Kraft erlaubte. Die Stimmung am Drehort
war eine Seltsame. Freunde freuten sich auf ein Treffen, Kameras wurden ausgepackt,
Beleuchtung installiert
Es war dennoch anfangs zögerlich, denn niemand wusste
genau, wie er sich zu verhalten hatte. Dreharbeiten sind hier Grund zum Feiern, doch der
Anlass legte sich wie ein Schatten auf die Launen. Die Party nach Drehschluss am
Basketballplatz brachte Stimmung, dennoch hatte auch sie einen bitteren Nachgeschmack.
Hoffnung und Bangen vermischten sich in den Getränken.
In dem Song geht es darum, für seine Ziele
gemeinsam zu kämpfen. Zu Deutsch übersetzt hier ein Ausschnitt: Wir alle
wissen dass wir keine Zeit in einer Sackgasse vergeuden sollten, Und wenn du es schaffst,
weiter zu gehen, Ich schaff es auch.
http://www.youtube.com/watch?v=iDTSVFkfRqo&feature=youtu.be
Der Schnitt des Clips ist abgeschlossen, es ist Zeit für eine Bilanz, Zeit zum
Musikhören und Nachdenken.
Wiesbaden liegt noch in weiter Ferne, wie ein hoffentlich erreichbarer Traum. Warum
eigentlich Deutschland? Warum Wiesbaden? Keine Zweifel: Die Kliniken in Deutschland sind
immer noch die besten der Welt, zumindest deren Ruf. Für in Deutschland lebende Menschen
sind diese Kliniken selbstverständlich, auch ich habe es immer so empfunden, nie darüber
nachgedacht
doch wie lange noch, werden diese Kliniken zur Verfügung stehen? Wenn
weiterhin Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen angesetzt werden, werden möglicherweise auch
in Deutschland eines Tages Menschen um eine angemessene Behandlung kämpfen müssen, auf
die Solidarität anderer angewiesen sein, um zu überleben. Am Ende geht es darum:
Überleben.
Ich stelle mir vor, wie es sein muss, an Vaskos Stelle zu sein: Es gibt sie, die
Möglichkeit zur Heilung, doch er weiß nicht, ob sie ihm vergönnt wird.
Mir läuft es kalt den Rücken runter. Ich wende mich aber nicht ab.
Spendenkonto: Name: Vasil
Bamburski, Bank: Raiffeisen Bank, IBAN: BG41RZBB91551472741313, BIC: RWBBBGSF
Larissa Cosentino, 12.09.2013