Kleine Geschichte des Schoolbrinks - Am 2.08.2014 feiert Schoolbrink Straßenfest mit allen Buten-Schoolbrinkern |
Schoolbrink: Kossen-Hof war die Keimzelle - Sehr lange Stammbäume kann kein Hof vorweisen
Am kommenden Samstag feiern die Schoolbrinker ihr Straßenfest. Dazu haben sie
auch alle Buten-Schoolbrinker eingeladen. Anlass für uns, kurz die Geschichte dieses
Ortsteils zu skizzieren. Fast alle Angaben zur Historie finden wir in den Aufzeichnungen
von Bernhard Loxen Zur Entstehung und Entwicklung der Familien und Höfe,
speziell im III. Band zum Heyenhorst und Schoolbrink, sowie im V. Band zum Schulunterricht
und den Schullehrern.
Der Schoolbrink ist neben dem Heyenhorst, der Strootburg und dem Turm, Teil des
früheren West-Wippingen oder auch Steinbilder Wippingen. Es gehörte seit 1250 zum
Kirchspiel Steinbild, davor zur Kirche in Lathen.
Schriftlich erwähnt wird der Schoolbrink, bzw. werden Bewohner des Schoolbrinks aber
erstmals 1534 in einer Steuerliste. Die beiden ältesten Höfe des Schoolbrinks sind somit
der Hof des Erbkötters Nycker, auf dem heute der Hof Gerdes (Schoolbrink 3) steht.
Erbkötter waren Neusiedler, die einige Äcker vom elterlichen Hof abbekommen hatten.
Woher die Nyckers abstammen ist nicht bekannt. Die folgenden Generationen hatten häufig
den Vornamen Cosse. Als Hofnamen wird neben Nicker auch häufig Kossen benutzt, bis der
letztere Name sich schließlich durchsetzt.
Der zweite erwähnte Hof war der Hof Jansen, heute Wilmes (Schoolbrink 6). Er ist
ursprünglich entstanden als ein Altenteilerhof des Nickerhofes. Der plattdeutsche Name
Jans, der sich bis heute erhalten hat, leitet sich von dem ersten Bewohner
Johann Nicker ab. Der Ur-Ur-Großvater Johann Wilhelm Strotmann der jetzigen Hofgeneration
spendete 1877 kurz vor seinem Tod 250 Goldmark für die Anschaffung einer Orgel, wie im
Sterbebuch extra vermerkt wurde.
Auf keinem Hof des Schoolbrinks leben heute noch Nachfahren der Besitzer zur Zeit des
30jährigen Krieges (1618 bis 1648). Alle Höfe des Schoolbrinks haben im Laufe ihrer
Geschichte Besitzerwechsel durch Verkauf oder durch Tod des einzigen Erben mitmachen
müssen.
Die Schoolbrinker Hofbesitzer waren zumeist Heuerleute des Nickerhofes, wie der Altbau
Deters (Zum Schoolbrink 16), Nehe (platt: Kossen Hinnerk sine), Klaas (Schmied
Volmer-Klaas) oder Fehrmann (zwischen Thieben und Klaas, Elternhaus von Josef Fehrmann,
heute Waldstraße 3) oder Gründungen von Kindern des Nickerhofes.
Außer Eschboden nur nasse Weiden
Der Eschboden auf dem Schoolbrink findet sich vor allem rund um den Hof Kossen und den Hof
Wilmes. Diese beiden Höfe existierten am längsten und konnten durch den ewigen
Roggenanbau mit der Plaggendüngung eine dicke Humusschicht aufbauen. Loxen errechnet für
den Heyenhorst, dass die Dicke der Humusschicht dort auf eine Besiedlung schon vor über
1000 Jahren hinweist.
Die übrigen landwirtschaftlichen Flächen des Schoolbrinks waren teilweise nasse Weiden,
die für den Ackerbau nicht geeignet waren. Vor den Meliorationsmaßnahmen im Zusammenhang
mit der Flurbereinigung in Wippingen fanden die Kinder auf Kossens nördlich vom Hof
gelegene Weide (Norde) im Winter immer eine größere gefrorene Wasserlache, die sich für
Spiele auf dem Eis eigneten.
Die Kinder fanden auf dem Schoolbrink in den 1950er/1960er Jahren vor allem eine große
Ressource zum Spielen: andere Kinder. Immerhin waren Familien mit bis zu 10 Kindern auf
dem Schoolbrink nicht unüblich.
Der Schoolbrink war reich an Eichen. Aber viele entwurzelten bei den schweren Stürmen der
1970er Jahre, vor allem 1972. Vielleicht haben auch die Entwässerungsmaßnahmen für die
Verluste in den späteren Stürmen gesorgt. Die jetzige auffällige Verlichtung der
Baumkronen der Eichen ist laut Waldschadensberichte auch eine Folge der zu hohen
Stickstoffeinträge aus Tierhaltung und Straßenverkehr, die auf die Bäume einwirken.
Wippingens Schulgeschichte beginnt auf dem Schoolbrink
Die heutige Hofstelle Frericks gründete 1679 ein Nicker-Abkömmling Johann auf einer
verlassenen und von der Familie gekauften Hofstelle namens Ladeke. Er führte ab da den
Namen Tangen von seiner Mutter. Von diesem Johann Tangen stammt die Familie
Tangen (platt: Mesters), Strootburg, ab.
Und die Tangen-Geschichte ist auch eng verbunden mit dem Namen des Schoolbrinks. Denn
neben Brink, dem mit Eichen bepflanzten Dorfmittelpunkt, ist auch das
plattdeutsche Wort für Schule enthalten.
Gegenüber der heutigen Hofstelle Frericks, der damaligen Hofstelle und Gastwirtschaft
Tangen, baute Johann Tangen vor 1707 das Schulgebäude Wippingens. Es muss sich um eine
jämmerliche Baracke gehandelt haben. Hundert Jahre später wird sie beschrieben als
ein kleines Gebäude von Fachwerk, welche mit Lehm ausgefüllt war. An der Südseite
waren zwei und hinten westlich war ein Fenster jedes von neun Scheiben, jede Scheibe war 6
Zoll (40x40 cm) hoch und 4 Zoll (15x20 cm) breit.
Wenn die Lehmwände durchlöchert waren, wurden sie ausgebessert. Der Boden war
unbefestigt und bestand aus Sand. Es gab keinen Ofen, als Bänke dienten behauene
Baumstämme. Die Schüler brachten Torf und Sudden mit, mit dem in der Raummitte ein Feuer
gemacht wurde, um das herum sich die Schüler gruppierten. Einen Schornstein gab es nicht.
Gelehrt wurden Religion und Lesen. Zur Schule ging man nur im Winter.
Die Familie Tangen zunächst vom Schoolbrink, später von der Strootburg
stellte zumeist die Lehrer (plattdeutsch Schoolmester).
Flurbereinigung veränderte Gesicht des Ortsteils
Direkt neben der Schule verliefen ein stinkender Graben und daneben ein Weg, der quer
über die heutigen Äcker Richtung Grüter-Deters (Heyenhorst) verlief und in die Straße
Heyenhorst mündete. Diesen Weg gibt es nicht mehr.
Auch weitere Wege sind mit der Flurbereinigung der 1970er Jahre aufgehoben worden. So
verlief ein Schotterweg von Holtermann Richtung Klaas (Schmidt) und führte am damaligen
Hof Fehrmann vorbei.
Der Hof Freese war nicht über die heutige Teerstraße Elsebrook zu erreichen,
sondern über eine Pflasterstraße beginnend bei Frericks, die nördlich am Altbau Deters
(jetzt Warengenossenschaft) entlang lief. Ab Freese (früher Hermes) verlief die Straße
weiter als Sandweg Richtung Elsebrook, überquerte schließlich mit einer Holzbrücke die
malerisch schöne Beeke und führte weiter ins Moor (Fleierei). Ein Linksabzweig führte
zur Schmiede von Volmer (Klaas) vorbei an der Hofstelle Knoll (heute Lehnert).
Zwischen Deters (Schoolbrink 4) und Wilmes verlief ein Sandweg bis Freese und mündete in
den oben beschriebenen Sandweg Richtung Beeke.
Ein weiterer Weg verband den Schoolbrink mit der Sonderburg und führte vom Schoolbrink
nördlich an Nehe vorbei Richtung Pieper. Auf halbem Weg gab es einen Pfad zur Mühle.
Der Schoolbrink selbst war seit den 60er Jahren geteert. Neben der befestigten Straße
verlief ein Sandweg, der von den noch üblichen Pferdegespannen benutzt wurde. Mitte der
siebziger Jahre erfolgte ein Ausbau mit der Anlage des Fahrradweges. Ein Angebot der
Gemeinde vor einigen Jahren, die Straße (teilweise auf Kosten der Anlieger) erneuern zu
lassen, wurde von den Anliegern abgelehnt. Und so bleibt der Schoolbrink von allzu starkem
Durchgangsverkehr verschont, zumal nach der Änderung der Straßenführung an der
Einmündung in die Kreisstraße beim Haus Westhoff viel Verkehr über die Kreisstraßen
geleitet wird.
Handwerksbetriebe - Auf dem Schoolbrink Fehlanzeige
Die kurze Blüte als Dorfmittelpunkt mit Gastwirtschaft und Schule endete 1826 mit der
Verlegung der Schule an die heutige Stelle auf dem Turm. Die Handwerksbetriebe befanden
sich stets in den anderen Ortsteilen.
Von Bedeutung für den Ort waren die Molkerei von Heinrich Bicker (Schoolbrink 5), die bis
1930 existierte, ihre Milch von Wippinger, Neubörger und Neudörpener Landwirten
geliefert bekam und ihre Produkte ins Ruhrgebiet lieferte. Bicker betrieb auch einen
Landhandel mit Dünger.
Auf dem Hof Deters (Schoolbrink 4) wurde in den 50er/60er Jahren ein Auslieferungslager
des Landhandels Hoppe, Kluse, betrieben. Außerdem handelte Deters auch mit Kohle
(Kohlen-Deters).
Severin Frericks betrieb auf seinem Hof als deren Geschäftsführer das Lager der
Warengenossenschaft, bis es schließlich Ende der 1970er Jahre an seinen heutigen Standort
beim Altbau Deters verlegt wurde. Frericks betrieb auch ein landwirtschaftliches
Lohnunternehmen.
Zum Ortsbild gehörten auch lange Hermann Thieben (Strootburg 4, heute Hofstelle Okon) und
später sein Sohn Georg Thieben, die für die Molkerei in Neubörger zunächst mit Pferd
und Wagen, später mit dem Treckergespann, die Frischmilch von den Bauern abholten.
jdm, 1 Foto Nehe, Illustration von Maria Wingbermühlen, Bunnen bei Löningen aus Loxen Zur Entstehung und Entwicklung der Familien und Höfe Band V