30.09.2015 - Arbeitskreis Dorferneuerung und Gemeinderat Wippingen trafen sich gestern zur Beratung

Gemeinde baut neues Gebäude für einen Dorfladen

Am Dienstag trafen sich der Arbeitskreis Dorferneuerung und der Gemeinderat Wippingen zu einer gemeinsamen Beratung über die Errichtung eines Gebäudes für einen Dorfladen. Vertreten war auch Heinrich Rohjans vom Amt für regionale Landesentwicklung (ArL), das die Dorferneuerung begleitet.

Frontansicht des geplanten Dorfladens in WippingenDer jetzige von der Familie Timmer betriebene Dorfladen im Feldweg schließt Ende Oktober. Bürgermeister Gerdes nannte dies in seinen Einleitungsworten einen großen Einschnitt in das Dorfleben. Die nahe liegende Lösung sei gewesen, einen neuen Betreiber für den Dorfladen zu suchen. Er habe dazu mit einem Betreiber mehrerer Dorfläden im Hümmling Kontakt aufgenommen, für den Wippingen aber von seinem Stammgebiet zu weit weg sei. Ein anderer Bäckerbetrieb habe die Versorgung mit einem allgemeinen Lebensmittelsortiment nicht sicherstellen können. Ein Getränkevertrieb habe ebenfalls nur seine Produkte anbieten wollen. Das Gespräch mit der Firma Uhlen sei dann positiver verlaufen.

Beim bisherigen Dorfladen und auch anderen Läden in dieser Größenklasse sei das Liefersystem sehr eingeschränkt. Edeka und Bünting z. B. hätten spezielle Kioskbelieferungen mit einem hohen Preisniveau. Mit demselben Problem müsste auch ein Dorfladen kämpfen, wenn er als selbst verwalteter Bürgerladen in Hand einer Genossenschaft oder eines Vereins von Kunden betrieben würde.

Bei der Firma Uhlen handele es sich um einen Bäcker, der kleine Lebensmittelgeschäfte an neun Standorten betreibe, der naheste befinde sich in Neubörger. Dieser Betrieb sei insgesamt groß genug, um von einem Großhändler (Nah und Gut) mit günstigeren Preisen beliefert zu werden. Er könne somit auch Gut + Günstig-Produkte anbieten und befinde sich mit diesen preislich teilweise auf Aldi-Niveau. Teil des Angebotes von Uhlen sei auch die Partybelieferung mit Getränken und Kühlwagen.

Aber die Firma Uhlen habe das Betreiben eines Dorfladens im jetzigen Gebäude abgelehnt, weil das Gebäude zu klein sei und der Standort ungünstig sei. Um in einen Neubau zu investieren, seien die Gewinnaussichten in Wippingen nicht ausreichend. Gerdes: „Es ist nun mal so, dass der Markt es nicht regelt, dass jemand in einen Laden in Wippingen investiert.“
Perspektivansicht des geplanten Dorfladens
Der Rat der Gemeinde habe sich mehrfach mit dem Thema beschäftigt. Man sei sich einig, dass die Schließung des Dorfladens ein Verlust an Lebensqualität und an Attraktivität für das Dorf bedeute. Zu einer Grundversorgung eines Dorfes gehörten nicht nur Sportplätze, die Grundschule und Kindergärten, sondern auch die Lebensmittelnahversorgung. Der Gemeinderat schlage daher den Neubau eines Gebäudes für einen Lebensmittelmarkt vor, der der Firma Uhlen dann mietzinsfrei zur Verfügung gestellt werde.

Die von Bauingenieurin Irmgard Westendorf vorgestellten Pläne sehen ein Gebäude mit 220 m² Nutzfläche nördlich (links) von der Volksbank an der Ecke Zum Turm/Schulstraße vor. Das Grundstück ist im Besitz der Gemeinde. Der mit der Firma Uhlen abgestimmte Plan nutze das ungünstig geschnittene Grundstück optimal. Der Verkaufsraum sei 170 m² groß (zum Vergleich im jetzigen Dorfladen 70 m²), davon seien 20 m² für eine Café-Ecke reserviert. Der Rest der Nutzfläche verteile sich auf Kunden-WC, Büro, Personal-WC, Lager (30 m²) mit Kühlraum (nach hinten raus, damit Anwohner nicht durch Kühlaggregat gestört werden) und zusätzlich überdachtem Leergutlager draußen. Geplant ist nur ein Erdgeschoß; das Dach wird mit einer Binderkonstruktion realisiert. An den Café-Bereich schließt sich eine überdachte Terrasse an. Zwischen Bank und Dorfladen bleibt eine 7 Meter breite Zufahrt, über den der Lieferverkehr das Gebäude anfährt.
Grundriss des geplanten Dorfladens Wippingen
Der Fahrradweg erhält von der Schulstraße eine Anbindung. Die Fahrradstellplätze befinden sich links von der Terrasse. Die vorhandenen Parkplätze sind nach Einschätzung von Westendorf ausreichend. In der Versammlung wurde aber diskutiert, für die Bewohner der Wohnungen über der Bank hinter den Gebäuden neue Parkplätze zu schaffen. Eine kleine Hecke vor dem Gebäude soll den Eingangsbereich von der Parkplatzstraße trennen.

Die Teilnehmer äußerten die Hoffnung, dass das vergrößerte und preiswertere Angebot den Laden so attraktiv mache, dass er auch laufe. Auch die bisher geplanten großzügigen Öffnungszeiten könnten dazu beitragen. Aber mehrfach wurde auch betont, dass dies von dem Einkaufsverhalten der Wippinger abhänge. Rohjans verwies auf das Beispiel des Breddenberger Ladens, der seine Öffnungszeiten einschränken musste. Ohne bewusste Unterstützung der Wippinger sei der Laden nicht zu halten.

Die Kosten für den 18 mal 12 Meter großen Bau wurden von Westendorf mit 330.000 € veranschlagt. Heinrich Rohjans bestätigte Berechnungen der Gemeinde, nach dem mit einer Bezuschussung durch das Amt für regionale Landesentwicklung und eines WERO-Zuschusses in Höhe von insgesamt 43% der Bruttokosten gerechnet werden könne.

Der Arbeitskreis Dorferneuerung und der Gemeinderat beschlossen nach der Diskussion jeweils einstimmig den Bau des Dorfladens als Nachtrag zum Dorferneuerungsplan aufzunehmen, bzw. einen Antrag auf Zuschüsse beim ArL zu stellen.

Laut Rohjans kann, falls eine Zuschuss-Genehmigung um Weihnachten herum vorliege, die Ausschreibung des Bauvorhabens im Januar erfolgen. Bei einem Baubeginn im März 2016 rechnet Westendorf mit der Fertigstellung im August 2016.
Lageplan des geplanten Dorfladens in Wippingen
Dies führte zu Bedenken der Versammlung, dass sich in der Versorgungslücke von November 2015 bis zum August 2016 die Kunden neue Wege suchen, die dem neuen Dorfladen den Start erschweren könnten. Hier sei weniger an die privaten Verbraucher zu denken, die sich auch jetzt schon in den zentralen Orten versorgten, sondern an die Vereine, die für ihre Feste und Aktivitäten bisher im Dorfladen bestellten.

Hermann Gerdes teilte mit, dass er von Annette Timmer autorisiert worden sei, mitzuteilen, dass sie bei der Firma Uhlen ab November einen Arbeitsvertrag haben werde und sie bereit sei, als Ansprechpartnerin für alle Vereine zur Verfügung zu stehen, so dass die gewohnte Belieferung der Vereine weiter laufen könne – mit Uhlen als Lieferant. Gerdes appellierte an die Vereine, dieses Angebot zu nutzen.

Zum Schluss der Sitzung dankte Gerdes den Familien Speller und Timmer für ihr bisheriges Engagement, durch das man erst festgestellt habe, dass Wippingen einen Dorfladen brauche.

 jdm


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