Teure medizinische Entwicklungen verschärfen Ungleichheit
In dem neu erschienen Rundschreiben 03/19 der Hilfsorganisation Medico International nimmt Thomas Gabauer unter dem Titel „Wer zahlt, überlebt“ das derzeit teuerste Medikament der Welt zum Ausgangspunkt für Überlegungen über die Idee, die Entwicklung von Medikamenten insgesamt zu einem solidarisch finanzierten globalen Gemeingut zu machen.
Das teuerste Medikament heißt Zolgensma und kostet pro Dosis zwei Millionen Dollar. Es soll Säuglinge, die an spinaler Muskelatrophie leiden, dauerhaft heilen. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hofft auf das große Geschäft. Die Neue Züricher Zeitung schrieb am 28.05.19: „Auf Anklang unter Investoren stiess auch die Tatsache, dass Novartis für die neue Therapie mit dem Markennamen Zolgensma rund 2,1 Mio. $ zu verlangen gedenkt. Dies entspricht … der Schätzung der Analytiker, die nun mit einem jährlichen Spitzenumsatz für das Präparat von 2,6 bis 2,8 Mrd. $ rechnen. Damit würde das Präparat – wie vom Pharmakonzern selber schon länger in Aussicht gestellt – den Status eines Blockbusters erreichen, also eines Medikaments, das dem Hersteller pro Jahr mindestens 1 Mrd. $ einbringt.“
Klar ist, dass nur Superreiche von diesem medizinischen Fortschritt profitieren. Medizin ist hier extrem auf die rücksichtslose individuelle Selbstverwirklichung Einzelner ausgerichtet. Fortschritt in der Medizin kann man nicht an technischen, wissenschaftlichen und ökonomisch verwertbaren Errungenschaften messen; Fortschritt in der Medizin kann nur im gesellschaftlichen Miteinander, mit solidarischem Ausgleich und mit demokratischer Selbstbestimmung erreicht werden. Mehr im Artikel auf medico.de … [jdm]