Ca. 350 zeigten in Lingen „Atom und Kohle die rote Karte“
Die von etwa 350 Menschen besuchte Demonstration „Atom und Kohle die rote Karte zeigen“ am Samstag in Lingen zeigte, dass die Zusammenarbeit der Atom-Atomkraft-Bewegung mit der Klimaschutzbewegung funktioniert. Der Versuch der Atomlobby, die Atomkraft als Klimaschutzalternative zu fossilen Brennstoffen in Gespräch zu bringen, wurde zurückgewiesen. Sprecher auf der Demo wandten sich gegen die jetzt bekannt gewordenen Uranmüllexporte von der Urananreicherungsanlage (UAA oder Urenco) im westfälischen Gronau zur russischen Atomanlage Novouralsk am Ural. Die völlig überzogene Präsenz von Polizei wurde als Einschüchterung des demokratischen Protestes verstanden.
Vertreter von Fridays for Future aus Münster, aber auch ein Sprecher aus dem Wendland, erklärten, dass allein wegen der von der Atomtechnologie ausgehenden nicht beherrschbaren Gefahren die Atomkraft keine Alternative zu den Erneuerbaren Energien sei. Aber auch die Aussage, dass Atomkraft CO2-neutral sei, wurde zurückgewiesen. Dies trifft nur für den Prozess im Reaktor zu, aber die ganze Kette der Uranverwertung vom umweltschädlichen Abbau, Transport bis zur Entsorgung ist mit hoher CO2-Produktion verbunden.
Die riesigen Subventionen, die in die Kohle und in die Atomkraft gesteckt worden seien und immer noch werden, wären besser in die Erneuerbaren investiert worden. Die Kampagne der Atomlobby dürfe nicht zu einer Verlängerung von AKW-Laufzeiten führen.
Als Skandal wurde gewertet, dass das Urananreicherungswerk in Gronau jetzt wieder die Erlaubnis bekommen hat, Atommüll aus ihrer Produktion nach Russland zu exportieren. Vor zehn Jahren war diese Praxis durch den Protest der deutschen und der russischen Bürgerinitiativen gestoppt worden.
Das Gesetz zur Suche eines Atommüllendlagers sieht vor, dass Atommüll in Deutschland entsorgt werden muss. Die Urananreicherungsanlage in Gronau und die Brennelementefabrik in Lingen sind aber vom Atomausstiegsbeschluss nicht betroffen. Diese produzieren weiter lustig atomaren Brennstoff für die Atomreaktoren in aller Welt. Weltweit werden auch weiter Atomreaktoren verkauft und gebaut. Der russische Energiekonzern Rosatom hat aktuell einen Vorvertrag mit Ruanda über eine Zusammenarbeit beim Bau eines Atomforschungszentrums unterzeichnet. Kurz davor hat der Konzern einen entsprechenden Vertrag mit Äthiopien unterzeichnet, mit dem Ziel, ein Hochleistungsatomkraftwerk zu bauen. Für die Antiatombewegung bleibt also noch viel zu tun.
Die Demonstration durch die Stadt stoppte mehrfach, weil die Polizei entgegen der Vereinbarungen mit viel zu vielen Polizisten vorort war. Diese Polizisten in Kampfmontur sollten der Bevölkerung in Lingen wohl signalisieren, dass die Demonstranten eine Gefahr darstellten. Bei der Abschlusskundgebung sagte der Koordinator der Demoveranstalter Peter Bastian „Wir mussten stehen bleiben, weil die Polizei in ihren Kampfanzügen eine Soldatenmacht dargestellt hat. Wir lassen uns nicht kriminalisieren“. [jdm]