Als es die DDR noch gab, …
Nachdem das Fernsehen und die gedruckte Presse ausgiebig über den Mauerfall berichtet haben und dabei das Wort Freiheit und Reisefreiheit inflationsartig gebraucht wurde, über Arbeiterrechte, Frauenrechte, Antikolonialismus oder Antifaschismus aber nicht geredet wurde, hier einige Erinnerungssplitter anderer Art:
Als es die DDR noch gab, traute sich keine deutsche Kriegsministerin zu fordern, dass die deutsche Armee für weltweite Einsätze z.B. In Asien aufgerüstet werden müsse. [jdm]
Als es die DDR noch gab, waren Deutsche Soldaten nirgendwo im Krieg; sofort nach dem Anschluss der DDR hetzte das neue große Deutschland unter Kanzler Kohl und dem Außenminister Genscher die Völker Jugoslawiens gegeneinander auf und führte 1999 Krieg gegen Jugoslawien.
Als es die DDR noch gab, gab es für Homosexuelle dort gleiches Recht, während ihr Tun im Westen strafrechtlich verfolgt wurde.
Als es die DDR noch gab, gab es dort Vollbeschäftigung und im Westen eine Arbeitslosenversicherung, die arbeitslos Gewordene so absicherte, dass ihr Vermögen erhalten blieb. Nach dem Anschluss kam Hartz IV. Und in der Folge ein Niedriglohnsektor für ein Drittel der Bevölkerung.
Als es die DDR noch gab, gab es in ganz Deutschland keine „Tafeln“ für arme Menschen.
Als es die DDR noch gab, gab es in der DDR ein großes Wohnungsbauprogramm und im Westen Mieterschutzgesetze, die auch noch etwas bewirkten. Schon 1990 folgte unter Helmut Kohl die Abschaffung der Steuerprivilegien für gemeinnützige Wohnungsunternehmen, die die jetzigen Immobiliengroßkonzerne möglich gemacht hat und die Privatisierung der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften einleitete. Im großen Deutschland gibt es Ausverkauf von und Spekulation mit Sozialwohnungen, Wohnungsnot und Mieten, die Arbeiter und Angestellte aus ihren Wohngebieten und Stadtteilen vertreiben, damit dort Reichere wohnen können.
Als es die DDR noch gab, gab es dort Gleichberechtigung, qualifizierte Ausbildung und Arbeitsplätze für Frauen, während im Westen erst das Gesetz abgeschafft werden musste, dass Frauen die Zustimmung ihres Ehemannes brauchen, wenn sie einen Arbeitsvertrag unterschreiben wollten. In der DDR gab es ein flächendeckendes Netz von Kinderkrippen und Kindergärten, während im Westen arbeitende Frauen als Rabenmütter verunglimpft wurden. Heute gibt es gendergerechte Sprache, aber materiell immer noch keine Gleichberechtigung.
Als es die DDR noch gab, gab es in der DDR 78 Verlage; heute gibt es dort nur 12 Verlage, die nur 2,2 % der gesamten deutschen Buchproduktion erzeugen. Im großen Deutschland haben immer weniger Verlage die Medien in der Hand: Springer, Medien Union, Funke, Madsack und DuMont kontrollieren die Hälfte aller Tageszeitungen; Bauer, Burda, Bertelsmann, Funke und Springer kontrollieren 85 % aller Zeitschriften. [jdm]