Der West-Wippinger Kirchweg ist heute noch zu erkennen
Wenn die Wippinger an Heiligabend entweder um 15 Uhr zur Krippenfeier gehen oder um 18 Uhr zum Hochamt wird wohl kaum einer daran denken, welche Strapazen noch vor 176 Jahren mit dem Kirchenbesuch für die Wippinger verbunden waren.
Besonders beschwerlich in der (damals noch) kalten Jahreszeit waren ca. 8 km zu Fuß bis nach Steinbild zurück zu legen. Denn West-Wippingen (Steinbilder Wippingen) gehörte damals noch zur Pfarrei Steinbild. Das war ein Fußmarsch von 1,5 bis 2 Stunden – hin und zurück. Die Ost-Wippinger gehörten zur Pfarrei Sögel (Sögeler Wippingen) und mussten sogar 12 km teilweise durch das Moor zur Kirche gehen.
Auch der Weg nach Steinbild führte durchs Moor und durch die Überschwemmungsgebiete der Ems. Das bedeutete, dass alte und behinderte Menschen häufig nicht zur Kirche gehen konnten. Üblich war es, dass die Frauen zur Frühmesse gingen, um danach das Essen zu kochen. Die Übrigen gingen zum Hochamt. Für die Wippinger war dies wegen der Entfernung eine nicht mögliche Aufteilung. Es musste immer einer zu Hause bleiben, um das Haus zu hüten. In einem Brief des Pastors Timpe an den Generalvikar, der in der Wippinger Chronik abgedruckt ist, beschreibt er die Beschwernisse und begründet, warum Wippingen eine eigene Kirche brauchte.
1843 erhielt Wippingen dann eine Kapelle, so dass zumindest die meisten Messen im Dorf statt fanden. Aber Taufen, Erstkommunion und Beerdigungen fanden weiter in Steinbild bzw. in Sögel statt. Den örtlichen Friedhof gibt es erst seit 1903. (Die Wippinger Chronik von Josef Kimmann, die er anlässlich des Ortsjubiläums 1993 erstellt hat, enthält sehr viele Informationen zur Wippinger Kirchengeschichte. Es lohnt sich, diese mal wieder zur Hand zu nehmen.)
Der Weg, den die West-Wippinger nach Steinbild nahmen – der Wippinger Kirchweg – lässt sich heute noch rekonstruieren und nachvollziehen, obwohl viele Wegstrecken durch die Flurbereinigung verschwunden sind. [jdm]