Jetzt geht es den Falschmeldungen aber an den Kragen, oder?
Wie der Deutschlandfunk gestern (21.07.2020) meldete, habe Facebook gemeinsam mit externen Faktenprüfern drei Fragen entwickelt, die dabei helfen sollten, Falschmeldungen zu erkennen. Die Fragen lauten „Woher stammt dieser Inhalt?“, „Was fehlt?“ sowie „Welche Gefühle löst ein Beitrag aus?“
Für die Entwicklung dieser simplen Fragen, die jeder Mensch mit einem Minimum an Medienkompetenz nach fünf Minuten aufs Papier gebracht hätte, arbeitete Facebook unter anderem mit dem Recherchebüro Correctiv zusammen.
Wenden wir diese Fragen doch einmal kurz auf die Kampagnen in unserer Presse gegen Russland und China an.
Hillary Clinton sah hinter der gegen Trump verlorenen Wahl russische Hacker. Diese konnten angeblich mit ein paar Einträgen auf Facebook die Wahl manipulieren, was ihre eigene Wahlkampagne mit einer halben Milliarde Dollar nicht geschafft hatte.
- Woher stammt der Inhalt? Irgendwelche US-Geheimdienstquellen.
- Was fehlt? Beweise
- Welche Gefühle löst dieser Beitrag aus? Bedrohungsangst vor Russland.
Britische Behörden werfen Hackern vor, im Auftrag Moskaus weltweit Cyber-Spionage bei Impfstoff-Forschern zu betreiben. Über Spear-Phishing, also personalisierte E-Mail Angriffe, sollen die russischen Hacker operiert haben. Der Spiegel schreibt: „Obwohl in der Welt der Cyberangriffe eine Zuordnung von technisch fortschrittlichen Gruppen wie APT29 zu ihren Auftraggebern als schwierig gilt, sind sich Experten des niederländischen Geheimdienstes und von Analyseunternehmen sicher, dass APT29 im Auftrag des russischen Staates agiert.“ Unklar sei, ob und welche Daten tatsächlich abgegriffen wurden.
- Woher stammt der Inhalt? Irgendwelche britischen Geheimdienstquellen.
- Was fehlt? Beweise
- Welche Gefühle löst dieser Beitrag aus? Bedrohungsangst vor Russland.
Die britische Regierung erklärte, dass russische Gruppen versucht hatten, Einfluss auf die letzte Unterhauswahl zu nehmen, indem systematisch übers Internet Dokumente über ein mögliches Handelsabkommen mit den USA verbreitet worden waren. Aha, es sind im Internet Infos veröffentlicht worden und das könnte die Wahl beeinflusst haben? Das würde der englischen Presse vermutlich nicht einfallen! Einfach ungefragt Informationen zum Beispiel über Russland veröffentlichen. Und dann noch im Internet!
- Woher stammt der Inhalt? Irgendwelche britischen Geheimdienstquellen.
- Was fehlt? Beweise
- Welche Gefühle löst dieser Beitrag aus? Bedrohungsangst vor Russland.
Das US-Justizministerium wirft zwei chinesischen Hackern den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen und geistigem Eigentum im Wert von Hunderten Millionen Dollar vor. Die beiden in China lebenden Beschuldigten seien dabei auch vom dortigen Ministerium für Staatssicherheit unterstützt worden, hieß es in der am Dienstag veröffentlichten Anklage. Sie hätten zuletzt Unternehmen ins Visier genommen, die in der Corona-Pandemie an Impfstoffen und Behandlungsmethoden arbeiteten. (Quelle SZ 21.07.2020)
- Woher stammt der Inhalt? Die US-Regierung.
- Was fehlt? Beweise
- Welche Gefühle löst dieser Beitrag aus? Bedrohungsangst vor China.
Worum es den Produzenten dieser Fake-News geht, steht am Ende des SZ-Artikels: „Der für nationale Sicherheit zuständige Vize-Justizminister John Demers teilte mit: ‚China hat nun seinen Platz neben Russland, Iran und Nordkorea in jenem beschämenden Club von Nationen eingenommen, die Cyberkriminellen einen sicheren Zufluchtsort bieten.’“
Es geht nur um die Dämonisierung der wirtschaftlichen Konkurrenten der dahinsiechenden bisher führenden imperialistischen USA. Es geht darum, von den vielen Krisenherden abzulenken, die die US- und Nato-Politik in der Welt durch ihre Militär- und Handelspolitik verursacht haben.
In Syrien finanzierten die Nato-Staaten die „Weißhelme“, eine angebliche Hilfsorganisation für die Kriegsopfer in Syrien. Dabei war Beobachtern schon lange aufgefallen, dass deren Helfer nur in den von der Al Quaida gehaltenen Gebieten operierten. Auch Fotos von Exekutionen in Anwesenheit von Weißhelm-Helfern zirkulierten.
Als der Weißhelm-Gründer und britische Ex-Soldat James Le Mesurier Selbstmord beging, bezichtigten die deutschen Medien sofort Russland, für den Tod verantwortlich zu sein.
- Woher stammt der Inhalt? Irgendwelche Regierungskreise.
- Was fehlt? Beweise
- Welche Gefühle löst dieser Beitrag aus? Bedrohungsangst vor Russland.
Jetzt hat die niederländische Zeitung De Volkskrant herausgefunden, dass Le Mesurier in einem Abschiedsbrief an die unterstützenden Regierungen zugegeben hat, Spendengelder veruntreut zu haben.
Die Geberländer einigten sich darauf, den Betrugsfall geheim zu halten. Und seitdem hört und liest man in unserer Presse nichts mehr über die heldenhaften Weißhelme – auch nicht vom Betrug des Gründers. Auch wer nicht berichtet, kann Fake-News verbreiten. [jdm]