Macht ja nichts!
Neulich wollte es der Zufall, dass ich bei der Rückfahrt ins heimische Emsland zweimal an einem Schild vorbeikam, das ebenso großflächig wie großartig verkündete: ‚Willkommen bei den Machern‘
Das erste Schild stand bei der Abfahrt Esterwegen an der 401, das zweite in der Nähe der Meyer-Werft. Beim zweiten Willkommen kam ich ins Grübeln.
Wer hat denn wohl diesen tollen Slogan zu verantworten? Ein Emsländer ganz bestimmt nicht, denn es ist einfach nicht emsländische Art, sagte ich mir, sich so breitärschig hinzustellen und zu sagen: ‚Wir sind die Macher.‘ Der Emsländer an sich ist ja eher bescheiden, nüchtern, trinkfest, bodenständig, aufrecht, arbeitsam, usw.
Und wenn schon ein Begrüßungsschild, dann selbstironisch ‚Willkommen bei den Malochern‘ oder auch ‚ bei den Anpackern‘ meinetwegen.
Macher ist reinstes Werbedeutsch. Irgendwelche außeremsländische PR-Fuzzies werden das wohl verbrochen haben. Warum braucht man denn überhaupt Werbung für einen Landkreis? Klar, unsere Wirtschaftsverbände reden seit Jahren von nichts anderem mehr als vom „gravierenden Fachkräftemangel“.
Händeringend werden diese Fachkräfte an jeder Autobahnauffahrt gesucht. Die Meyer-Werft z.B. oder Tönjes brauchen sie dringend, um sie dann gegen ihre eigenen teureren auszutauschen.
Aber, so schoss es mir durch den Kopf: Wenn die gesuchten Fachkräfte das Schild lesen, dann sind sie ja schon hier. Und dann muss man sie ja eigentlich gar nicht mehr anwerben.
Oder sollte die Werbung sich gar nicht an die Auswärtigen richten, sondern an die EInheimischen, also z.B. an mich? Natürlich, darum geht es. Die Macher dieses Schildes wollen uns Emsköppen mittteilen, wie toll wir sind. Als emsländischer Lokalpatriot aus echtem Schrot und Korn fühlte ich mich bannig gebauchpinselt und spiele seitdem intensiv mit dem Gedanken, mich auch am Wahltag bei den Verantwortlichen ganz herzlich dafür zu bedanken. Ja, du und ich, wir alle hier sind die Macher! Ich brauchte zwei Tage hintereinander kein Abendessen mehr, so sehr zehrte ich von der Anerkennung, die mir auf diesen beiden Straßenschildern zuteil wurde.
Am nächsten Tag bekam ich Besuch aus Süddeutschland. Am
Abend sagte mein Schwager bei einer Flasche Emsländer FlachBier zu mir:
Hast du dir schon mal Gedanken darüber
gemacht, was in einem Fremden vorgeht, der im Emsland aufkreuzt und lesen muss:
‚Willkommen bei den Machern‘?
„Ne“, sagte ich, „ich bin mehr so der Macher,
und nicht so der Gedankliche“.
„Gut“, sagte mein Gast, „dann will ich es dir sagen. Vor meinem
geistigen Auge sehe ich dann immer so einen Zusatz auf dem Schild, quasi das
Kleingedruckte: ‚Hallo ihr Schnarchnasen, Willkommen bei den Machern“
„Ja, aber dass hast du doch gesagt“, wandte ich ein, „von Schlafmützen steht da gar nichts. Wenn du dich wegen des Schildes als Schlafmütze fühlst oder meinetwegen als Schnarchnase, ist das doch dein Problem! Ich will doch nur mein Emsland great again“, verteidigte ich mich verzweifelt.
„Ich habe durchaus Verständnis für deinen Größenwahn“, beruhigte mich mein Schwager, “ schließlich habe ich auch einen halben Kasten von der Emsplörre intus, aber du musst doch zugeben, dass dieser Spruch da nicht wirklich sympathisch rüberkommt, ihr wollt doch Werbung für euch machen, aber was dir da auf der Autobahn entgegenkommt, ist kotzarrogant!
Schau mal“, fuhr er fort, „wir wollen doch morgen an die Küste fahren, und nun stell dir vor, bei Leer kommt dir so ein Schild entgegen „Willkommen bei den Ehrlichen“ und bei Aurich steht da dann „Willkommen bei den Vernünftigen“, was geht denn dann in deiner Birne vor?“
Wir haben die Kiste dann noch leer gemacht. [alf]