PETA erstattet wegen Tötung einer Wölfin in Niedersachsen Strafanzeige
In der Nacht auf den 11. Februar wurde im Emsland ein Wolf mit Genehmigung des Landes getötet. Das dort ansässige sogenannte Herzlaker Wolfsrudel soll Umweltminister Olaf Lies zufolge über längere Zeit Schafe gerissen haben. Bei dem erschossenen Tier handelt es sich um eine Wölfin. Die Ausnahmegenehmigung bezog sich jedoch auf ein männliches Tier. PETA hat Ende vergangener Woche bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg Strafanzeige gegen die Verantwortlichen – darunter der unbekannte Jäger sowie Behördenmitarbeiter – erstattet. Neben der aktuellen Tötung der Wölfin ohne konkrete Erlaubnis kritisiert die Tierrechtsorganisation Wolfsabschüsse grundsätzlich, weil dadurch ausschließlich die wirtschaftlichen Interessen der Schafhalter geschützt werden.
„Wölfe sollen nach dem Willen der niedersächsischen Landesregierung sterben, damit Schäfer keine finanziellen Einbußen haben. Das ist ein höchst unethisches Motiv. Den Schäfern geht es nicht um das Wohl der Tiere. Das vermeintliche Idyll auf der Weide darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Schafe fast immer gewaltsam im Schlachthaus getötet werden – mit allem, was in der Tierindustrie dazu gehört: Tiertransporte, Fehlbetäubungen, Angst und Schmerzen“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. „Dem Schützen ist sofort die Jagderlaubnis zu entziehen, da er offenbar nicht in der Lage ist, eine Fähe von einem Rüden zu unterscheiden. Es gibt zahlreiche Fallbeispiele, bei denen Jäger drauflosgeschossen haben, obwohl sie nicht sicherstellen konnten, dass es sich um das richtige Tier handelte.“
PETAs Ansicht nach hat die Sondergenehmigung für den Abschuss in Niedersachsen gegen Vorschriften des Bundesnaturschutzgesetzes und des Tierschutzgesetzes verstoßen. Die Organisation weist darauf hin, dass es einigen Jägern, Landwirten und Politikern entgegenkommt, dass der Wolf seinen Schutzstatus verliert und als jagdbare Tierart ins Jagdrecht aufgenommen wird. Die Jägerschaft behauptet, dass heimischen Wildtieren natürliche Feinde wie der Wolf fehlen würden, während sie eben diese selbst töten. Beutegreifer werden von Jägern vielfach als Konkurrenz angesehen und verfolgt. Für Landwirte wiederum bedeuten Schutzmaßnahmen zusätzliche Kosten oder Mühen – und mit gerissenen Tieren, die andernfalls gewaltsam im Schlachthaus getötet worden wären, lässt sich kein Gewinn mehr machen.
Nachdem Jäger Wölfe erstmals ausgerottet hatten, dauerte es über 100 Jahre, bis sie sich wieder in Deutschland ansiedelten. 1850 verloren sich die letzten Hinweise auf Wolfsrudel, 1904 wurde der letzte verbliebene Wolf in Sachsen erschossen. Seit 2000 ist der Wolf wieder in Deutschland ansässig, nicht zuletzt wegen der seit 1990 bestehenden strengen Schutzmaßnahmen. Mittlerweile leben hierzulande 128 Wolfsrudel. Die scheuen und sehr sozialen Tiere haben dank der Aufklärungsarbeit inzwischen ein gutes Image. Norwegische Wissenschaftler kamen zum Ergebnis, dass gesunde Wölfe gewöhnlich keine Gefahr für Menschen sind. Um neugierige Tiere auf Abstand zu halten, empfiehlt sich lautes Klatschen und Rufen. [HM/PM Peta]