Wie das Emsland wieder Wälder bekam
Im Mittelalter nutzten die Bauern im Emsland die Markengebiete, also das Gemeinschaftsland der Bauern außerhalb der Dörfer, um ihre Tiere zu weiden und es wurde dort die Humusschicht abgegraben, um damit ihre Eschböden zu düngen. Eichen- und Buchenwälder wurden als Hudewälder genutzt, z. B. im Tinner Loh noch erkennbar, um dort das Vieh, speziell auch die Schweine zur Mast weiden zu lassen.
Durch diese extensive Landnutzung wurde die Fläche des Waldes zunehmend verkleinert und sie führte zu einer regelrechten Waldverwüstung. In Beschreibungen des 17. und 18. Jahrhunderts wird erwähnt, dass man oft meilenweit durch Markengebiete gehen konnte, ohne einen Baum anzutreffen, aus dem man hätte einen Hauspfosten anfertigen können. Es gab in den Markengebieten in der Regel nur noch verlichtete Busch- und Niederungswälder. Dazwischen lagen große baum- und strauchfreie Flächen. (Die Hudelandschaften Nordwestdeutschlands, Richard Pott & Joachim Hüppe, Hannover, 1991, Seite 55)
Die Hudemast war damit nicht mehr möglich. Stattdessen verlegte man sich auf die Schafzucht, um das Heidekraut, das sich auf den Plaggenstichflächen ausgebreitet hatte, nutzen zu können. Das verstärkte noch einmal die Ausmergelung des Bodens, so dass sich umfangreichste Flugsandflächen und Wanderdünen ausbildeten. An der Ems war wegen des Versandens des Fahrwassers teilweise keine Schifffahrt mehr möglich.
Von 2200 km² Fläche des ehemaligen Münsterschen Amtes Meppen waren nur 30 km² (= 3000 Hektar) mit Wald bedeckt, wovon aber nur auf rund 70 Hektar wirklicher Wald mit hochstämmigen Bäumen wuchs. Den Rest bildeten verstreut in der Heide liegende Eichenbüsche, wo abgeholzte Eichen wieder ausgeschlagen hatten. Die offenen Sandwehen machten mit 165 km² ca. 7,5 Prozent der Landesfläche aus; alles andere war entweder mit Heide, Moor oder – abgesehen von den Siedlungen -mit Eschböden bedeckt (Die Hudelandschaften Nordwestdeutschlands).
Die wandernden Sanddünen schütteten an den Ortsrändern auch das Ackerland zu. Die Regierungsanordnung, die Sandwehen zu dämmen und ,,Tannenkämpe“ anzupflanzen, versuchten die Bauern zu boykottieren, weil sie um ihren Schafbestand fürchteten. Bevor sie Kiefernsamen säten, machten sie ihn durch Kochen keimungsunfähig. Bereits wachsende Schonungen ließen sie heimlich von Schafen abfressen.
Im Emsland änderte sich dies erst durch den Beginn der Herrschaft des Herzogs von Arenberg, der zunächst eigene Ländereien und zugekaufte Markenländereien verstärkt aufforsten ließ. Der Wald zwischen Börger und Spahnharrenstätte war 1805 das erste große Aufforstungsprojekt.
Das Hauptanliegen des Nadelholzanbaus war, die ausgedehnten Heiden und Wanderdünen aufzuforsten und festzulegen. Dafür hatte sich die Kiefer als besonders zweckmäßig erwiesen. So entstanden dort, wo vor dem Raubbau Eichen- und Birkenwälder waren, umfangreiche Kiefern-Monokulturen.
Es wurden keine Pflanzlinge gesetzt, sondern der Kiefernsamen wurde in grabenartige Vertiefungen gelegt und dann mit Zweigen bedeckt (gedämmt). Der Samen wurde zumeist aus den wenigen natürlichen Kiefernvorkommen Brandenburgs, Südwestdeutschlands oder Thüringens bezogen. Neben der Kiefer wurde zu Beginn auch die Fichte gepflanzt, aber es stellte sich heraus, dass sie zur Aufforstung der Dünensande und der ausgelaugten Heidesandböden weniger geeignet war. Zur Gewinnung der Samen wurden die geschlossenen Kiefernzapfen geerntet. Unter Wärmeeinwirkung wurden in der Forstsamendarre die Zapfen dazu gebracht, sich zu öffnen und die Samen freizugeben, die dann noch kontrolliert getrocknet wurden.
Die Samen bekamen in den Gräben genug Regenwasser, das sich in der Rinne sammelte und die Dämmung sorgte dafür, dass sich die Feuchtigkeit auch halten konnte.
Diese Struktur des Bodens mit Wällen und Tiefen ist heute noch in den emsländischen Wäldern zu beobachten, auch wenn heute nicht mehr die ursprünglich gepflanzten Bäume zu sehen sind. Ab 1870 wurden für die Erstellung der Gräben von der Arenbergschen Forstverwaltung Dampfpflüge eingesetzt, die viele nur mit der Urbarmachung der Moore in Verbindung bringen. Das lohnte sich wohl, weil man gezielt Grubenholz erzeugen wollte.
Aufforstungen durch die Bauern selbst erfolgten erst nach der Markenteilung, die in Wippingen in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts stattfand. Das Gemeinschaftsland wurde dabei auf die der Markengemeinde angehörigen Bauern als deren Eigentum aufgeteilt. [jdm]