Vor 25 Jahren überfiel die Nato Jugoslawien. Bei diesem Angriff wurden unzählige Zivilisten durch den Einsatz von Urangeschossen und Streumunition getötet. 40 Prozent der von NATO-Bomben verstümmelten Opfer waren Kinder. Gezielt legten Nato-Bomben Hunderte Schulen, petrochemische Kombinate, zahlreiche Kraftwerke, Krankenhäuser und auch das Hauptgebäude des öffentlich-rechtlichen Rundfunks RTS in Schutt und Asche. Deutsche Luftwaffen-Piloten flogen über 400 Kampfeinsätze und feuerten dabei über 200 Raketen des Typs AGM-88 HARM auf jugoslawisches Gebiet ab.

Dieser Krieg war durch keine UN-Bestimmung und durch keinen UNO-Beschluss gedeckt und somit vollkommen unrechtmäßig. Es war ein Angriffskrieg, der sowohl von der UN, als auch vom deutschen Grundgesetz verboten war. Durchgeführt wurde er trotzdem und seine Begründung, nämlich „eine humänitäre Katastrophe im Kosovo abzuwenden“, wurde 2022 von Russland bei seinem Angriff gegen die Ukraine übernommen.

Das Kosovo, eine mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnte Provinz Serbiens, das damals mit Montenegro den Bundesstaat (Rest-)Jugoslawien bildete, hatte sich für unabhängig erklärt. Eine vor allem durch Drogengeschäfte finanzierte und von der Kosovarischen Mafia geführte „Befreiungsarmee“ UCK kämpfte bewaffnet gegen die jugoslawische Armee. Die USA sprachen nach Beginn der Bombardierungen von der UCK als ihren Bodentruppen.

Die Nato hatte Anfang 1999 in Rambouillet zu einer Friedensverhandlung zwischen der Bundesrepublik Jugoslawien und der politischen Führung der Kosovo-Albaner eingeladen. Auf Druck der USA unterzeichneten die Kosovaren trotz inhaltlicher Vorbehalte den Vertrag.

Am 17. März 1999 stellte die NATO der BR Jugoslawien ein Ultimatum zur Annahme des Rambouillet-Abkommens. Für den Fall der Nichtannahme wurde die Bombardierung Jugoslawiens angedroht. Im Vertragsentwurf gab es auch den Anhang B, der für Jugoslawien vollkommen unannehmbar war. In Anhang B wurden Forderungen wie die freie Beweglichkeit der NATO in ganz Jugoslawien, inklusive des Luftraumes und der See und ihrer Nutzung für Manöver, Training und andere Operationen (Artikel 8), die völlige Immunität von NATO und NATO-Personal gegenüber jugoslawischen Behörden (Artikel 6) und die kostenlose Nutzung der gesamten Infrastruktur Jugoslawiens (Artikel 10) festgeschrieben.

In den Verhandlungen zeigte sich, dass die Nato nicht vorhatte, die Positionen Jugoslawiens nur zu verstehen, geschweige denn zu akzeptieren. Das Time Magazin zitierte aus den Verhandlungen:

‚Holbrooke: „Verstehen Sie unsere Position?“
„Ja“, antwortete Milosevic.
„Ist angesichts Ihrer Position absolut klar, was passieren wird, wenn wir abreisen?“ fuhr Holbrooke fort.
„Ja, Sie werden uns bombardieren“, sagte Milosevic, als ob die Antwort offensichtlich wäre. „Sie sind eine große und mächtige Nation. Sie können uns bombardieren, wenn Sie wollen.“’

Am 24. März begann die Bombardierung Jugoslawiens durch die Nato. Über den Anhang B und auch weitere Vorschläge Jugoslawiens zur Beilegung der Krise berichteten weder die westliche Presse, noch unterrichteten die Regierungen ihre Parlamente. Der wertebasierte Westen hatte mit diesem ersten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich gemacht, welche Werte er hatte.

Deutschland hatte damals einen grünen Außenminister, der keine Schwierigkeiten hatte, den Angriffskrieg damit zu begründen, dass die Deutschen nach Auschwitz gelernt hätten – und deshalb beim Krieg mitmachten.

Tatsächlich ging es der Nato darum, dem letzten noch formal sozialistischen Staat in Europa ihre Staatsform aufzudrücken und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion klar zu machen, wer hier allein das Sagen hat. [jdm]