Stuttgart 21: It`s the Brandschutz, stupid
Beim legendären Berliner Flughafenbau war es der Brandschutz, der das Projekt jahrelang verzögerte und immer teurer machte.
Der Brandschutz beim Monster-Bahnhofsbau „Stuttgart 21“ könnte das ganze Projekts sogar noch zum Scheitern bringen – jedenfalls wenn es mit rechten Dingen zugehen würde und nicht alle Tricks angewandt würden, um dies zu verhindern. Wenn das mittlerweile 12 Mrd. € teure Vorhaben scheitert, müsste eigentlich eine ganze Politikergeneration in Stuttgart und Berlin ein unrühmliches Ende nehmen, wie der ehemalige Verkehrsminister Andreas Scheuer.
Der international renommierte Brandschutzexperte Hans-Joachim Keim bewertet das Brandschutzkonzept so: „Es ist eine Katastrophe mit Ansage. Im Unglücksfall haben Sie die Wahl: Will ich ersticken? Oder zerquetscht werden? Oder verbrennen?“ Die Planer haben wegen des schwierigen Untergrundes in Stuttgart, die Tunnelröhren deutlich kleiner dimensioniert, als international üblich, um die Kosten nicht noch weiter explodieren zu lassen. Das Brandschutzkonzept sieht als Rettungsmaßnahme vor, dass ein brennender Zug bis zum nächsten Bahnhof weiterfährt. Was ist, wenn der Zug nicht mehr fährt oder entgleist ist? Die Laufwege in den Tunneln, über die die Reisenden im Brandfall in den Nachbartunnel flüchten sollen, sind nur 120 cm breit (international üblich sind 2 Meter) und an manchen Stellen auf 90 cm verengt. Fluchttüren finden sich nur alle 500 Meter. Die Tunnelröhren sind relativ steil, was einen Kamineffekt bewirkt und für eine schnelle Verrauchung sorgt. Ein Zug soll statt der bisher kalkulierten 1.757 Reisenden bis zu 3.681 Menschen befördern. Wie sich diese Menschen in den geforderten 15 Minuten in Sicherheit bringen sollen, bleibt ein Geheimnis der Bahn.
In einem Offenen Brief fragt eine Ingenieursgruppe nach Belegen für das „Universal-Brandschutzkonzept“ der S21-Tunnel. Die Sprecher der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH (PSU) beharren jedoch einfach auf der Behauptung, dass alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten würden. Eine von PSU beauftragte Sicherheitssimulation von 2014 wurde allerdings gelöscht. Jahrelang klagten S21-Gegner auf die Herausgabe der Simulationsdaten. Die PSU wehrte sich jahrelang dagegen vor Gericht. Jetzt erst wurde die Löschung zugegeben, woraufhin das Gericht die Klage abwies, weil ja nichts zum Veröffentlichen da ist. Worauf also die Behauptung über die eingehaltenen Sicherheitsvorkehrungen beruht, kann nicht überprüft werden. [jdm]