Deutsche Bahn-Vorstand verkauft Schenker unter Wert
Als der damalige DB-Chef und vormalige Luftverkehrsmanager Hartmut Mehdorn 2002 den Logistikdienstleister Schenker Deutschland AG kaufte, wollte er die Deutsche Bahn zu einem internationalen Logistikkonzern umbauen. Die Privatisierung der Bahn war auch geplant. Dass die Bahn ein wichtiger Faktor in der deutschen Infrastruktur war, interessierte nicht die Bohne. Vom Klimaschutz und der Notwendigkeit der Verlagerung de Verkehrs von der Straße auf die Bahn hätte er damals auch schon wissen können, hat ihn aber auch nicht interessiert.
Mehdorn kaufte auch die englischen Bahngesellschaft Arriva für 2,8 Mrd. €. Sie wurde im letzten Jahr für 1,6 Mrd. € wieder verkauft. Das Geld für den Ankauf von Schenker und Arriva wurde der DB entzogen, so dass kein Geld für die laufende Instandhaltung blieb. Diese und weitere größenwahnsinnige Projekte sorgten dafür, dass die Bahn verlotterte.
Die Firma Schenker indes ist ein weltweit führender Logistiker geworden und brachte der Deutschen Bahn im letzten Jahr 1,8 Mrd. € Gewinn; für die Bahnchefs also dringend Zeit, jetzt ihre Cashcow abzustoßen. Mit Gewinnen kann der Bahnvorstand nicht umgehen. Schenker soll für 14,8 Mrd. € an die dänische Firma DSV verkauft werden. Man kann dann seine 33 Mrd. € Schulden reduzieren und spart laut Capital einen “dreistelligen Millionenbetrag an Zinszahlungen jährlich ein“. Man spart also mehrere Hundert Millionen € ein und verliert 1800 Millionen €? Gutes Geschäft?
Hinzu kommt, dass die dänische Firma bekannt dafür ist, dass sie radikal Arbeitsplätze abbauen wird. Bis 2027 gelten nach der Übernahme von DSV noch die vereinbarten Sozialzusagen, unter anderem zum Schutz von Arbeitsplätzen. 2019 übernahm DSV den Schweizer Logistiker Panalpina und entließ anschließend ein Drittel der Mitarbeiter. Ver.di fürchtet nun, dass im Zuge des Abbaus von Doppelstrukturen 6500 der 15.000 Stellen in Deutschland wegfallen könnten.
Der Aufsichtsrat muss dem Verkauf von Schenker noch zustimmen, d. h. also, die Bundesregierung könnte den Deal noch stoppen – theoretisch zumindest. [jdm]