Rettung der vormaligen MEP durch Teilprivatisierung der Musikschule
Das Projekt der MEP, des überdimensionierten Einkaufszentrums zwischen Meppens Marktplatz und dem Bahnhof, ist grandios gescheitert. Ein Einkaufszentrum neben dem Zentrum sollte damals die Attraktivität des Zentrums steigern. Warnungen, dass das nicht ganz schlüssig ist, gab es genug. Aber das Projekt wurde durchgezogen und eine Straße, die eine attraktive Verbindung zwischen Zentrum und Bahnhof hätte sein können, wurde zu einem unwirtlichen Fußweg entlang einer feindlichen Großfassade.
Jetzt steht alles leer und Neues muss her. Die Musikschule des Emslandes soll in das in Ems-Quartier Meppen (EQM) umgetaufte Gebäude verlagert werden. Die Stadt Meppen hat einen entsprechenden Vertrag mit der generation3 GmbH, ein Unternehmen der Lindhorst Gruppe (Eigentümerin des EQM), unterzeichnet. Der Landkreis bezuschusst das Vorhaben.
Immerhin wird hier ein letztlich funktionsfähiges Gebäude nicht einfach abgerissen, wie man es mit dem Ems-Center in Papenburg erleben durfte. Dort wurde ein funktionsfähiges Betongebäude durch ein neues Betongebäude ersetzt. Nachhaltig im Sinne des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung war das nicht – und nötig schon gar nicht. Aber über Sinn oder Unsinn entscheiden offensichtlich allein die Marketingabteilungen der Immobilienfirmen.
Das Ems-Quartier Meppen soll – heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises – im Zuge einer umfangreichen Revitalisierung zu einem „Mixed-use-Place“, einem Quartier mit einem Nutzungsmix, hergerichtet werden. Vorbilder dieses Konzeptes seien in Großstädten zu finden. „Shoppingmalls im klassischen Sinn haben ausgedient und müssen neu gedacht werden,“ betont Bürgermeister Helmut Knurbein. Er freue sich auf die künftige Entwicklung an diesem neuen Standort, die alle anspreche. Geplant sind im EQM Flächen für Gastronomie, Handel, Büro, Gesundheit, für ein B&B-Hotel – und für den neuen Standort der Musikschule des Emslandes, die aktuell noch im Gebäude an der Kleiststraße untergebracht ist.
Die Stadtratsfraktion der Meppener Grünen kritisierte laut NOZ diesen Umzug deutlich. Und zwar doppelt. Denn einerseits habe man vorgeschlagen, angesichts des öffentlichen Interesses, die Frage der Verlagerung der Musikschule im öffentlichen Teil einer Stadtratssitzung zu erörtern.
Und zweitens, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Regina Sandhaus der NOZ, mit Blick auf die „hohen Mietkosten und die sehr lange Laufzeit des Mietvertrags“ sei der Umzug der Musikschule in das zukünftige Ems-Quartier Meppen von Seiten der Fraktion der Grünen abgelehnt worden. „Die Grünen befürworten stattdessen entweder eine Sanierung des jetzigen Gebäudes in der Kleiststraße in Esterfeld und einen Anbau, oder einen zeitgemäßen Neubau, der sowohl den musikalischen als auch den pädagogischen Anforderungen an eine Musikschule gerecht wird.“ Eine Sanierung der vorhandenen Musikschule mit einem Ausbau oder ein Neubau seien ähnlich teuer wie die jetzt beschlossene Mietvariante, sagen die Grünen.
Die Musikschule des Emslandes befindet sich seit 1971 im Gebäude Kleiststraße 7, Eigentümerin ist die Stadt Meppen. Die Schule war zum Zeitpunkt ihres Baus der erste Musikschulneubau in Deutschland, der nur für diesen Zweck errichtet wurde.
„Ein Neubau stand unter energetischen Gesichtspunkten und mit Blick auf die Gebäudetechnik bereits zur Diskussion“, erklärt Bürgermeister Knurbein weiter. Aufgrund der positiven strukturellen Entwicklung dieses Angebotes ist dieses Gebäude nicht mehr ausreichend und bietet keine adäquate Unterbringung, auch mit Blick auf die fehlende Barrierefreiheit.
Praktisch bedeutet der Umzug der Musikschule in ein privates Gebäude mit hohen Mietforderungen eine Teilprivatisierung einer öffentlichen Einrichtung. Und dass bei dieser Entscheidung das Wohl der Musikschule im Vordergrund stand, darf angesichts der großen Investitionsruine der vormaligen MEP mitten in Meppen zumindest bezweifelt werden. [jdm]