Als 1919 die Arbeitgeber befürchteten, es könne eine revolutionäre Umwälzung geben, erklärten sie sich mit der gesetzlichen Festlegung des Achtstundentages bei vollem Lohnausgleich (= 48 Stunden bei 6 Arbeitstagen) einverstanden. Aber schon 1923 nach dem Ausscheiden der SPD aus der Reichsregierung wurde der Achtstundentag durch Ausnahmeregelungen durchlöchert. Es war jetzt auch ein Zehnstundentag erlaubt.

Die Nazis hoben fast alle Arbeitszeitschutzvorschriften auf. Erst nach dem Krieg führten die Allierten den Achtstundentag wieder ein.

1956 wurde die 40-Stunden-Woche für die Zigarettenindustrie als erster Branche tarifvertraglich vereinbart, danach in vielen anderen Branchen. Gesetzlich festgelegt ist die 40-Stunden-Woche nicht.

Jetzt steuert die Bundesregierung den neuen Weltkrieg an und den Kauf von Waffen sollen die Arbeiter durch Mehrarbeit finanzieren. Nach der Scholz`schen Zeitenwende kommt jetzt die Merz`sche Arbeitszeitenwende. Dazu muss die SPD nicht einmal wie 1923 aus der Bundesregierung ausscheiden. Diesmal hat die SPD mit der CDU die Änderung des Arbeitszeitgesetzes vereinbart, die eine 42-Höchststundenwoche vorsieht und eine tägliche Höchstarbeitszeit von 12 Stunden. Mit diesen Regelungen sollen die Arbeitszeitmodelle diversifiziert werden, so das sich alle langsam an solche täglichen Arbeitszeiten als Normalität gewöhnen. Um auch einen flächendeckenden Gebrauch von dieser neuen Regelung zu erreichen, soll die geleistete Mehrarbeit steuerlich begünstigt werden. Das Ergebnis soll sein, dass sich Arbeitnehmer daran gewöhnen, dass sie zum Erhalt ihres Lebensstandards der Mehrarbeit bedürfen. Dann ist es nur noch ein kurzer Schritt, um aus Höchstarbeitszeiten Regelarbeitszeiten zu machen.

Auch die Lebensarbeitszeiten sollen so langsam ausgeweitet werden. Wer neben der Rente weiterarbeitet, soll den Lohn steuerbegünstigt bekommen. Auch hier soll eine Gewöhnung einsetzen, die dann irgendwann die allgemeine Einführung der Rente ab 70 ermöglicht. Nebenbei hat das Drängen auf längere Arbeit den Nebeneffekt, dass das niedrige Rentenniveau durch den Zuverdienst nicht mehr so schmerzt.

Der DGB wendet sich gegen längere Arbeitszeiten, weil es jetzt schon viele nicht schaffen, bis zu ihrem 65. oder gar 67. Lebensjahr zu arbeiten. Viele werden vor dem Eintritt in die Rente krank oder arbeitslos. Das Rentenalter darf auf keinen Fall weiter steigen. Das Gleiche gelte für die tägliche Arbeitszeit.

Leider hat Verdi diese Position des DGB wohl etwas zu spät zur Kenntnis genommen. Die Gewerkschaft hat bei den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst zugestimmt, dass die wöchentliche Arbeitszeit freiwillig, bezahlt und mit Zuschlägen auf 42 Stunden pro Woche erhöht werden kann. [jdm]

Empfehlung: Podcast „Wohlstand für alle“ mit dem Thema Rettet den Acht-Stunden-Tag!