AußenministerInnen ohne Diplomatie
Außenminister werden häufig auch als Chefdiplomaten bezeichnet, weil es ihre Aufgabe ist, für ein möglichst konfliktfreies Nebeneinander mit anderen Staaten (denen außerhalb des eigenen Staates) zu sorgen.
Die gemeinsame Erklärung der Außenministerinnen und -minister Deutschlands, Frankreichs, Polens, Italiens, Spaniens und des Vereinigten Königreichs in Warschau vom 19.11.2024 ist eine Erklärung, die mit Diplomatie nichts zu tun hat, sondern sie liest sich eher wie eine Kriegserklärung.
Die erste Hälfte der Erklärung strotzt vor Beschimpfungen Russlands und vor moralischen Entrüstungen („ruchlos“). Und dann folgt eine Aufzählung von Maßnahmen, die allesamt nur einen Inhalt haben: die Nato muss aufrüsten, wir brauchen mehr Waffen und mehr staatliches Geld muss in jede Art von Kriegstechnik gesteckt werden.
Im vorletzten Aufzählungspunkt ist den Außenministerinnen und -ministern plötzlich eingefallen, dass sie offiziell ja gar keinen Krieg gegen Russland führen – das macht ja ihr Stellvertreter Ukraine. Deshalb heißt es „dass Frieden nur mit der Ukraine verhandelt werden kann…“. Aber auch in diesem Absatz können die Außenminister es nicht lassen, durchblicken zu lassen, wie gern sie den Krieg führen:“…,die die europäischen, amerikanischen und G7-Partner an ihrer Seite hat, und sicherzustellen, dass der Aggressor die Konsequenzen seiner rechtswidrigen und den in der UN-Charta festgelegten Regeln zuwiderlaufenden Handlungen – auch in finanzieller Hinsicht – trägt“.
Es ist eine Binsenweisheit, dass jeder Krieg nur durch Verhandlungen mit dem Gegner beendet werden kann. Ausnahmen sind der Sieg einer Seite, der in der Ukraine nicht zu erwarten ist und seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr vorkam, sowie der Zusammenbruch eines Landes und Umwandlung in ein dauerhaft zerstörtes Land (failed States), wie in Libyen, Syrien, Somalia oder Afghanistan. Diese Binsenweisheit erreicht die Außenminister nicht. Entweder sind sie vollkommen dumm und ungebildet oder aber sie haben nicht die Interessen ihrer Länder und der Ukraine im Sinn, sondern ausschließlich die Interessen der Rüstungsindustrie und des militärisch-industriellen Komplexes der USA.
Die eigentliche Aufgabe der Außenministerinnen und -ministern wäre gewesen, zu erörtern, wie dieser Krieg beendet werden kann und welche Angebote man den beiden Kriegsgegnern machen kann, um das Gemetzel zu beenden. Aber vermutlich wissen diese „Chefdiplomaten“ um ihre eigene Bedeutungslosigkeit und dass der Krieg letztlich durch Verhandlungen oder Nichtverhandlungen zwischen den USA und Russland beendet oder bis zum alles vernichtenden Atomkrieg eskaliert wird. [jdm]