Ostermarsch Lingen 2025

Am Gründonnerstag hatte Burkhard Ewert in seiner Kolumne in der NOZ ein beeindruckendes Plädoyer dafür gehalten, „in seinem Denken nicht stehen (zu) bleiben bei einem schuldenfinanzierten Rüstungsprogramm und bei russlandfeindlichen Bekenntnissen. Nein, dann würde ich erwarten, dass das vollständige Bild betrachtet wird, in all seiner Breite, in all seinen erwartbaren Folgen, auch den familiären, auch den persönlichen. Und noch viel mehr würde ich erwarten, dass alles getan wird und noch einmal alles, um diese Folgen zu verhindern – weitaus mehr als bisher.“

Ostermarsch Lingen 2025
Ostermarsch Lingen 2025
Am Mikrofon Hannes Jäger

Seinem Vorschlag „Vielleicht finden Sie irgendwo einen Ostermarsch. Oder Sie beten für den Frieden.“ folgten in Lingen gestern ca. 200 Menschen. (siehe auch EmsTV) Der Anmelder des Lingener Ostermarsches, Hannes Jäger vom Alternativen Zentrum Lingen, verlas am Bahnhof den Aufruf zum Ostermarsch.

Auf dem Marktplatz fragte Jonas Kempe von den Linken in seiner Rede, was die versammelten Demonstranten verbinde. Es sei der Wunsch nach Frieden, die Wut auf die Aufrüstung und das Wissen darum, was Kriege anrichten. Wer seine eigene Familiengeschichte verfolge stoße auf Berichte über Flucht, Tod, Verluste von Angehörigen und körperlichen und seelischen Narben, die geblieben seien.

Ostermarsch Lingen 2025
Jonas Kempe

Wer die Aufrüstung der EU und die Rufe nach Kriegstüchtigkeit in Frage stelle, werde als Putinversteher diffamiert und als verantwortungslos gescholten. Dabei sei es verantwortungslos, Frieden mit Waffen schaffen zu wollen. Die CDU habe die Übernahme des Unternehmens Hagedorn-NC durch den Rüstungskonzern Rheinmetall als Investition in die Zukunft begrüßt. Dieser Einzug der Kriegsindustrie in die Stadt Lingen sei aber ein Rückschritt. Die Produktion von Waffen blähe zwar kurzfristig das Bruttoinlandsprodukt auf, aber die Waffen seien nach der Produktion totes Kapital, das nichts Neues mehr schaffen könne.

Ostermarsch Lingen 2025
Ralf Czogalla

Ralf Czogalla von der marxistischen Linken sah in der von Scholz ausgerufenen Zeitenwende eine Reaktion darauf, dass die unipolare Weltordnung, in der die USA und der Westen das Sagen haben, zerbrochen sei. Die Nato versuche den bisherigen Zustand durch Krieg und Kriegsdrohung zu erhalten. Die Rüstungsindustrie sei eine treibende Kraft bei dieser Politik. Denn sie profitiere von den Kriegskrediten, mit denen die Nato-Armeen ausgerüstet werden. Eine Kehrseite dieser „kriegstüchtigen“ Gesellschaft sei die verstärkte Propaganda der Bundeswehr in den Schulen.

Ostermarsch Lingen 2025
Larissa Sommer

Larissa Sommer von den Linken in Nordhorn wies in ihrer Rede auf die besondere Betroffenheit von Frauen in Kriegen hiin. Frauen seien diejenigen, die versuchten ihre Kinder im Krieg zu schützen, sie seien auf der Flucht von sexueller Gewalt bedroht. Aber Frauen seien von jeher auch aktiv im Kampf für Frieden. Dafür führte sie verschiedene Frauen an, u. a. Clara Zetkin.

Ostermarsch Lingen 2025
Steffen Krafft

Steffen Kraft von der DKP setzte sich als 21jähriger mit der Wehrpflicht auseinander. „Für was werden wir in den Tod geschickt?“ fragte er. Die von der Rüstungsindustrie bezahlten Politiker antworteten, es gehe um die Verteidigung der westlichen Werte gegen die Barbarei der Russen. Er antworte darauf, dass er nicht auf Arbeiter schieße. Die Bundeswehr kämpfe genauso wenig für die arbeitenden Menschen wie die Armeen Russlands oder der USA. Es gehe nur um die wirtschaftlichen Interessen einiger Weniger, die in einem Tag mehr Geld anhäuften, als er in seinem ganzen Leben. „Zum Teufel mit denen, die die Jugend wieder ins Massengrab schicken wollen!“ [jdm]