Die Anbiederung der Schüler-Union bei der AFD
Die Schüler-Union (SU) – eine Jugendorganisation der CDU – hat auf dem CDU-Parteitag einen Antrag eingebracht, dass vor den Schulen in Deutschland dauerhaft drei Fahnen wehen sollen: die Deutschlandflagge, die Flagge des jeweiligen Bundeslandes und die Europaflagge.
Man kann das für Realsatire halten, wie z.B. der Philologenverband, kann aber nicht wirklich lachen. Denn dieser Antrag zeigt, dass die Jungen in der CDU nicht schnell genug auf die Nazis von der AFD zugehen können.
Der Landesvorsitzende der Schüler-Union in Baden-Würtemberg, die den Antrag gestellt hat, Adrian Klant, begründet den Antrag in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, so: „Wir wollen Flagge zeigen für unsere Werte, für unsere Heimat, und wir wollen offenen Patriotismus leben. Wir finden, dass insbesondere dieser Dreiklang aus der jeweiligen Landesflagge, in dem Fall dem Land Baden-Württemberg, der Deutschlandflagge und der EU-Flagge unsere Werte, die Werte des Grundgesetzes und die Werte der europäischen Einigung angemessen auch gegenüber Schülern zum Ausdruck bringt.“
Wer die Werte der EU in Erinnerung bringen möchte, könnte sich in der eigenen Partei dafür einsetzen, dass der Lissaboner Vertrag eingehalten wird und nicht ohne Rechtsgrundlage eine europäische Armee aufgebaut wird. Wer den Werten des Grundgesetzes Nachdruck verleihen will, könnte ja mal die eigene Partei daran erinnern, dass ein Sozialstaatsgebot besteht und kein Profitgebot. Und wer die Werte des Landes Baden-Württemberg stärken will, könnte ja mal die eigene Partei darauf hinweisen, dass der Klimaschutz Menschenschutz bedeutet und durch eine reine Autopolitik und Verhinderung von Windkraftanlagen nicht befördert wird.
Aber die kleinen Karrieristen mit dem festgetackerten Grinsen auf den Pressefotos haben rein nationalistische Motive und deshalb kein Interesse an echter Politik. Auch die Schulpolitik ist nicht ihr Thema. Die Kosten von mindestens 2000 € pro Schule spielen wohl auch keine Rolle.
Fahnen und Flaggen haben einen Sinn bei rituellen Handlungen zwischen Staaten, also bei Staatsbesuchen, bei Schiffsbeflaggungen oder sonstigen Gelegenheiten, wo die staatliche Zugehörigkeit gekennzeichnet werden soll (Autokennzeichen, Symbolik auf dem Pass usw.).
Die Jungs (und wenigen Mädchen) von der SU haben aber nicht den Kontakt zu anderen Menschen im Sinn, sondern die Abgrenzung. Die Beflaggung soll ein Zugehörigkeitsgefühl so stärken, dass alle realen Unterschiede verdeckt werden, vor allem die zwischen Arm und Reich. Das ist eine alte Masche der Nationalisten und Rassisten. Es soll eine Haltung gefördert werden, die nur das Denken in inhaltsleeren Kollektiven erlaubt, die das Deutschsein, das Badensersein oder das Europäersein als Gruppenidentität einfordert und somit das konstruierte Kollektiv als politische Organisationsform von „Verbündeten“ vereinnahmt gegen die Nichtdazugehörigen, die es abzuwehren gilt: Flüchtlinge, Emigranten, Andersgläubige, Andersdenkende.
Das, was die SU und die alten Herren von der „Werte-Union“ gern als „Patriotismus“ bezeichnen, ist nichts anderes, als der schnöde bekannte Nationalismus. In der „Volksgemeinschaft“ der Nazis waren angeblich alle gleich – der Betriebsinhaber und der Arbeiter. Unzufriedenheit der Arbeiter im Betrieb wurde nicht zugelassen, sondern sie wurde im „Interesse der Nation“ gegen die „Untermenschen“ gelenkt und führte zu Vernichtung und Krieg.
Der Flaggenvorschlag der SU zeigt, dass ihre jungen Mitglieder vielleicht junge Körper haben mögen, aber ihr Hirninhalt mindestens 74 Jahre alt ist. [jdm]