Baerbock redet, weil der Tag lang ist

Annalena Baerbock sollte sich mal aufschreiben, was sie so alles sagt, wenn der Tag lang ist, um sich nicht selbst zu widersprechen.

Laut RND sagte sie zur Diskussion um eine deutsche Beteiligung an einer „Friedenstruppe“ in der Ukraine, es sei „eine sehr deutsche Debatte, jetzt den 48. Schritt vor dem ersten Schritt“ zu machen. Demnach hat sie schon Anfang Dezember 2024 „typisch deutsch“ den 148. Schritt vor dem ersten Schritt getan. Sie hat damals nämlich erklärt, neben Sicherheitsgarantien wie einer Nato-Mitgliedschaft stehe auch eine internationale Präsenz zur Absicherung eines Waffenstillstandes im Raum. Auch Bundeswehrsoldaten könnten einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine sichern.

Ihre beiden Forderungen von damals stehen einem Frieden in der Ukraine völlig entgegen. Und jetzt springt sie auf den neuen Zug auf. Oder ist da etwa so etwas wie ein Lernprozess erkennbar? Eher unwahrscheinlich.

Für die NOZ-Kommentatorin Karolina Meyer-Schilf, die ihre Lehrjahre bei der heute kriegsbegeisterten Taz verbracht hat, befindet sich Europa durch die Gespräche USA-Russland am Abgrund. Sie schreibt: „Zur Erinnerung: Ihm (Putin) geht es in seinem imperialen Weltbild nicht um östliche Landstriche in der Ukraine – er will sie als souveränen Staat von der Landkarte tilgen.“

Das ist eine vollkommen aus den Fingern gesogene Behauptung, die von NATO-Kriegsbefürwortern immer wieder ohne Belege behauptet wird. In den Minsker Verträgen – die von der Ukraine und Deutschland/Frankreich/USA hintertrieben wurden - stimmte Russland zu, dass die östlichen Provinzen der Ukraine Teile einer föderalen Struktur der Ukraine bleiben. Erst die weiteren kriegerischen Angriffe der ukrainischen Armee gegen ihre eigenen Provinzen und die Aufrüstung der Ukraine durch die NATO haben zu dem Krieg geführt.

Sogar die Haupt-Titelzeile der NOZ oberhalb des Kommentars von Meyer-Schilf straft ihre Aussagen Lügen: „Kreml: Ukraine darf in EU, aber hat kein Recht auf NATO-Beitritt“. Das Recht auf den EU-Beitritt begründete ein Kreml-Sprecher laut NOZ damit, dass niemand das Recht habe, sein Verhalten gegenüber anderen Ländern zu diktieren. Bei Militärbündnissen sehe die Sache anders aus. Wer sich die Ukraine einverleiben will, wird eine solche Aussage wohl kaum treffen. [jdm]

Alle außer BSW setzen immer noch auf Eskalation im Ukrainekrieg

Nach der Wahl von Donald Trump zeigte der ZDF-Korrespondent in Washington, Elmar Theveßen, wie die westlichen Politiker so denken. Er sagte: „Die gute Nachricht ist, dass nicht gleich am ersten Tag der Frieden ausbrechen wird.“

Und jetzt ist die ganze Nato-Führungsblase in Panik, weil der Krieg in der Ukraine eventuell doch beendet werden wird. Die Europäer schauen entsetzt zu, weil das Gemetzel beendet werden könnte. Sie haben sich darauf eingestellt, ganz Europa weiter in Frontstellung gegen Russland zu bringen. Die Ukraine war ihr Rammbock, mit dem sie Russland „ruinieren“ (O-Ton Baerbock) wollten. Jetzt fällt dieses Instrument eventuell weg und sie sehen ihre Investitionen in den Krieg entwertet.

Bei den Bundestagswahlen steht mit dem BSW nur eine einzige Partei zur Wahl, die sich konsequent gegen diese Kriegspolitik wendet. Letzten Freitag wurde im Bundesrat wieder ein Entschließungsantrag eingebracht, der eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland sowie weitere Waffenlieferungen und Finanzhilfen an die Ukraine sowie deren EU-Mitgliedschaft fordert. In den letzten Jahren wurde dieser Antrag immer einstimmig, auch von den Ländern mit Regierungsbeteiligung der Linkspartei, angenommen. Doch dieses Jahr haben erstmals die vom BSW mitregierten Bundesländer dem nicht zugestimmt.

Die deutsche Politik ist – bis auf das Bündnis Sahra Wagenknecht - trotz der eindeutigen Aussagen der USA auf der so genannten Sicherheitskonferenz in München immer noch nicht in der Lage, über Schritte zur Deeskalation und Schaffung von Frieden in der Ukraine nachzudenken.

Im Gegenteil: Sind Sie dafür, dass in Zukunft fast die Hälfte des Bundeshaushaltes für Waffen und Krieg ausgegeben werden? Nein? Dann befinden Sie sich im Widerspruch zu allen Parteien außer dem BSW und den Linken. Nur diese beiden Parteien kritisieren diese Ausgabenplanung.

Die CDU, die AFD, die FDP, die Grünen und die SPD wollen aber genau das. Mit dem schon realisierten NATO-2 %-Ziel wurden die Rüstungsausgaben bereits verdoppelt auf derzeit 90 Mrd. €. Mit dem derzeit diskutierten 3,6 %-Ziel würde der Rüstungshaushalt noch einmal verdoppelt. Das wären dann 180 Mrd. €.

Merz und die CDU, sowie die AFD und die Grünen diskutieren sogar, dass 5 % des Bruttosozialprodukts von Deutschland (2023: 4 121 Mrd. €), also 206 Mrd. €, in die Rüstung fließen sollen. Zwar legen sie sich alle noch nicht fest, aber zeigen immer wieder ihre Sympathie für solche Zielzahlen.

Der Bundeshaushalt für 2025 soll 488 Mrd. € betragen, also wünschen Merz, die CDU, die Grünen, sowie die AFD, dass ca. 42 % aller Einnahmen des Bundes für Waffen und Krieg ausgegeben werden.

Olaf Scholz und die SPD wissen natürlich, dass solche horrenden Summen nicht finanzierbar sind, ohne dass der Sozialstaat Deutschland auseinander fliegt. Scholz will die Rüstung deshalb über weitere Schulden finanzieren. Das Zauberwort für Schulden ist heutzutage „Sondervermögen“. Speziell dafür möchte er die Schuldenbremse ausschalten. Das geht rechtlich, indem eine nationale Notlage erklärt wird. Praktisch ändert dies nichts: Die Schulden müssen bedient werden und das geht nur zu Lasten der Arbeiterklasse - vor allem, wenn man wie CDU, AFD und FDP auch noch die Steuern für die Reichen senken möchte. Friedrich Merz und seine Millionärskumpel sind nicht nur dafür, weil ihre eigenen Geldbeutel geschont bleiben. Sie wissen ja auch gar nicht, wozu man eine Krankenversicherung, eine Rentenversicherung, öffentliche Schulen und Krankenhäuser, oder eine funktionierende Bahn braucht. Sie leben in einer Welt, in der für alles Geld genug da ist. Und von A nach B fliegt man halt mit dem Privat-Jet. Öffentliche Infrastruktur ist in ihren Augen etwas für die Armen, also entbehrlich.

Jede Gemeinde aber weiß: Schulden macht man für Investitionen, also Straßen, Schulen oder Kläranlagen, aber nicht, um zu konsumieren und laufende Kosten zu bedienen. Jede Firma weiß, Schulden macht man für Investitionen, also neue Produktionsanlagen, Produktentwicklung oder Gebäude, aber nicht um zu konsumieren, also um Löhne und Gewinnausschüttungen zu bezahlen.

Die Ausgaben für Waffen sind keine Investitionen. Es werden keine Werte geschaffen, die dafür sorgen könnten, dass besser gewirtschaftet (z. B. Energieerzeugung), transportiert (Bahn, Straßen) oder entwickelt (Schulen, Universitäten) werden kann. Es wird rein finanziell gesehen nur konsumiert.

Die Aktionäre der Rüstungskonzerne und ihre politischen Freunde fürchten tatsächlich den Frieden. Es gibt keinen Grund, warum wir diese Furcht teilen sollten. [jdm]

Schriftliches Stammeln

Nach dem Lesen des heutigen NOZ-Kommentars „So darf es nicht weitergehen!“ in der Ems-Zeitung stelle ich mir den Schreiber als einen empörten puterroten Mann vor, dem vor lauter Empörung nur noch gestammelte Satzfetzen aus dem Mund kommen.

Zumindest handelt es sich um schriftliches Stammeln. „Wann kommen alle demokratischen Parteien zur Besinnung? So kann es nicht weitergehen. So darf es nicht weitergehen. Jetzt muss gehandelt werden.“ Lauter sinnlose Empörungssätze, die sogar am Stammtisch als nervig inhaltsleer betrachtet werden würden.

Damit reiht sich Clasen aber in den allgemeinen Empörungsmodus ein. Vor ein paar Tagen wurden noch die Demos gegen Rechts hoch gelobt; jetzt heißt es plötzlich „Statt gemeinsam mit Linksaußen auf die Straße zu gehen, sollten die Spitzen von SPD und Grünen einen Beitrag dazu leisten, die Gemüter zu beruhigen.“ Ganz ruhig, Brauner, möchte man da sagen.

Abgesehen davon, dass es unter den Geflüchteten auch Traumatisierte und Kranke gibt und hier keine Rufe nach Rache, Ausweisung und geschlossenen Grenzen helfen, sondern eine bessere Versorgung für die Betroffenen, verliert Clasen auch keinen Ton darüber, warum Deutschland so viele Flüchtlinge hat.

Der Attentäter in München ist aus Afghanistan. Da sollte sich doch etwas in der Erinnerung rühren! Kann es sein, dass der Werte-Westen zwei Jahrzehnte in diesem Land herumgebombt (z. B. Oberst Klein) und herumgeschossen hat? Kann es sein, dass die USA und Deutschland, sowie der Werte-Westen ein vollkommen zerstörtes Land hinterlassen haben, so dass die Menschen nach Europa flüchten mussten, wenn sie nicht verhungern oder erschossen werden wollten?

Kann es sein, dass die USA und Deutschland einen demokratischen Aufstand in Syrien sofort durch Waffenlieferungen an islamistische Aufständische zu einem Bürgerkrieg gemacht haben? Kann es sein, dass Deutschland dabei war, als Syrien über 15 Jahre durch Sanktionen in ein Land verwandelt wurde, in dem es keine Lebensgrundlagen für die Menschen mehr gibt, so dass die Menschen nach Europa flüchten mussten?

Kann es sein, dass dadurch, dass Deutschland zusammen mit den USA in der Ukraine den Minsker Friedensprozess in der Ukraine hintertrieben hat und stattdessen die Ukraine mit NATO-Waffen aufgerüstet hat, der Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde und die Ukrainer das Land verlassen, um nicht Opfer des Krieges zu werden oder als Soldat in den Tod geschickt zu werden?

Nicht geschlossene Grenzen fehlen uns, sondern eine grundsätzliche Friedensbereitschaft Deutschlands. Und die ist ja nicht in Sicht angesichts der Aufrüstung Deutschlands zu einem kriegstüchtigen Land. [jdm]

Alice Schwarzer zu zwei Jahren Manifest für Frieden

Am 10. Februar 2023 veröffentlichte Alice Schwarzer zusammen mit Sahra Wagenknecht ihr „Manifest für Frieden". Sie forderten Verhandlungen statt Waffen. Seither ist viel passiert. Und das keineswegs zum Guten. Alice Schwarzer zieht auf der Petitionsseite Bilanz:

Die im Manifest geforderten Verhandlungen werde es wohl sehr bald geben. Aber nicht etwa, weil die Ukraine nicht noch mehr vernichtet werden dürfe oder weil Europa - allen voran Deutschland - wirtschaftlich schwer erschüttert sei durch den Ukraine-Krieg, sondern weil der neue amerikanische Präsident es so wolle. Denn dieser Krieg sei von Anbeginn an ein Stellvertreterkrieg zwischen zwei Weltmächten, Amerika und Russland, auf dem Rücken der Ukraine und ganz Europas gewesen.

Seit Beginn des Krieges lägen auf dem Schlachtfeld zwischen einer und anderthalb Millionen Tote. Dazu zehntausende tote Zivilisten und vergewaltigte Frauen, die Anzahl der Einwohner einer Metropole. Dabei seien die seelisch und körperlich Traumatisierten noch nicht mitgezählt. Die Ukraine liege in Trümmern und sei flächendeckend vermint. Und Deutschland sei in eine schwere ökonomische Krise gestürzt.

Die Behauptung der Kriegsbefürworter schließlich, Russland wolle über die Ukraine hinaus NATO-Länder angreifen, sei von Anfang an fragwürdig gewesen und im vergangenen Jahr von gleich sieben Geheimdiensten in den USA zurückgewiesen worden: Ein russischer Angriff auf ein Nato-Land sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

Aber der Westen habe weitergemacht. Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung sei seit langem für Verhandlungen. Das belegten immer wieder die Umfragen. Doch sie hätten keine Stimme in den Medien gehabt. Erst das Manifest durchbrach das Schweigen. Doch jetzt im Wahlkampf werde über den Krieg nicht gesprochen. Dabei müsse es ein Wahlkampfthema sein. 935.000 haben das Manifest unterschrieben. Zur Million seien es nur noch wenige Schritte. Hier geht es zur Petition. [jdm]

Propagandabegriff Schattenflotte

Schattenflotte – das Wort allein macht schon Angst. Dass es sich um ganz normale Öl- und Gastanker handelt, mag man kaum glauben. Es handelt sich um Schiffe, die Waren aus Russland transportieren. Als Schatten werden sie nur vom NATO-Westen wahrgenommen, der diese Schiffe am liebsten einfach wegbeamen würde. Aber illegal ist an diesen Schiffen nichts, da die internationalen Schifffahrtsregeln nicht von der EU gemacht werden. In diesem Bereich wurden feste Verträge noch nicht durch die von westlichen Politikern selbst definierte regelbasierte Weltordnung verdrängt.

Die EU und die USA haben zunächst versucht, Russland vom weltweiten Öltransport auszuschließen. Der erste Schritt war, dass die EU und die USA ihren Haftpflichtversicherungen verboten, russische Schiffe zu versichern. Das war für die Schiffe misslich, weil sie ohne Haftpflichtversicherung keinen Hafen mehr anlaufen durften und dies durch internationale Verträge gefordert wird. Russland hat wohl eigene Versicherungen aufgebaut. Vor allem aber gibt es so viele Schiffe, die unter verschiedenen Flaggen fahren, dass die EU mit ihren Sanktionslisten nicht hinterherkommt.

Diese Schiffe wurden weltweit zusammengekauft, u. a. auch elf Stück aus Deutschland. Das hat jetzt ein so genanntes Rechercheteam, an dem auch der NDR beteiligt war, herausgefunden. Was daran so sensationell ist, leuchtet allerdings nicht ganz ein. Schiffe werden von denen gekauft, die welche brauchen. Wenn mehr gebraucht werden, als vorhanden sind, werden auch alte Frachter wieder genutzt. Wenn die EU den Markt für Schiffstransporte künstlich verknappt bzw. ihre Schiffe dafür nicht in Frage kommen, muss sie sich nicht wundern, wenn ihre Standards nicht mehr zum Tragen kommen.

Die EU und die Nato versuchen mit ihrer regelbasierten Weltordnung aber auch im maritimen Bereich internationale Regeln außer Kraft zu setzen. Die Ostsee soll zum Nato-Binnenmeer gemacht werden, indem russischen Schiffen oder für Russland fahrenden Schiffen Sabotageakte unterstellt werden. Nicht der Sabotageakt an Nordstream II ist dabei ein Thema, sondern die Beschädigungen an Internetkabeln.

Solche Beschädigungen kommen hundertfach im Jahr weltweit vor. Internetkabel sind einfache Kabel, die im Meer versenkt werden. Schleppnetze oder Anker verfangen sich immer wieder in ihnen und reißen sie entzwei. In der Ostsee werden diese Unfälle jetzt aber generell und ohne Beweise als Sabotageakte Russlands bezeichnet. Diese Vorwürfe werden zum Vorwand genommen, um für Russland fahrende Schiffe zu kapern und in skandinavischen Häfen festzuhalten. Wie die Ems-Zeitung berichtete, mussten die schwedischen Behörden am letzten Montag das nach einem Datenkabel-Schaden in der Ostsee beschlagnahmte Frachtschiff „Vezhen“ wieder freigeben. Der Verdacht der Sabotage habe sich nicht bestätigt. Der bulgarische Eigentümer des Schiffes hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und auf das schlechte Wetter zum Zeitpunkt des Vorfalls verwiesen. Außenministerin Baerbock und Kriegsminister Pistorius hatten – ohne Beweise – von „hybriden Angriffen“ Russlands gesprochen.

Von den großartigen „Recherchen“ des „Recherche-Netzwerkes“ bleibt nur übrig, dass es Schiffe gibt, die den Nato-Kriegstreibern nicht gefallen.

Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur hat Ende Januar vorgeschlagen, von Schiffen, die in der Ostsee unterwegs sind, eine Zwangsgebühr zu erheben. Pevkur geht also davon aus, dass die gesamte Ostsee Eigentum der NATO sei. Dass es Internationale Regeln für die freie Schifffahrt gibt, scheint Nato-Vertreter mittlerweile auch nicht mehr zu interessieren. [jdm]

Vortrag von Reiner Braun am 11. Februar in Leer

Flyer Vortrag von Reiner Braun

Die Aufstehen-Ortsgruppe Ostfriesland lädt am 11. Februar um 19.45 Uhr im Pfarrer-Schniers-Haus Kirchstr. 29, Leer, zu einem Vortrag von Reiner Braun ein. Braun ist Mitinitiator des Berliner Appells und u. a. ehemaliger Co-Präsident des Internationalen Friedensbüros (IPB).

Das Thema der Veranstaltung lautet "Keine neuen US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland! Von deutschem Boden darf nur Frieden ausgehen!"

Im Vortrag und in der Diskussion geht es darum, wie es zu der vorgesehenen Stationierung der Mittelstreckenwaffen kommt. Was würde das für uns bedeuten? Wäre ein erfolgreicher Berliner Appell ein Schritt gegen die „Kriegstüchtigkeit“? Wo können wir dazu beitragen, diese Stationierung zu verhindern? [jdm]

Update vom 07.02.2025: Ursprünglich wurde die Veranstaltung für 18 Uhr angekündigt. Die Zeit wurde geändert. Die Veranstaltung beginnt um 19.45 Uhr.

Der Kampf um Grönland (II)

Grönland

Grönland, von Dänemark seit dessen Kolonialexpansion im 18. Jahrhundert kontrolliert und jetzt von den USA beansprucht, ist seit Jahrhunderten ein Spielball fremder Mächte. Auch Deutschland spielte dabei immer wieder eine Rolle.

Deutschland und Frankreich haben Dänemark Unterstützung im Streit im Grönland zugesagt. Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bekräftigten gestern bei einem Kurzbesuch der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, sie bestünden auf der territorialen Souveränität aller Staaten. Dies steht einer Einverleibung Grönlands durch die USA entgegen. Grönland, heute ein autonomer Teil des Dänischen Königreichs, wurde in seiner Geschichte nicht nur von US-Ansprüchen, sondern vom Dreieck Kopenhagen-Washington-Berlin geprägt. So führte der deutsche Einmarsch nach Dänemark im April 1940 letztlich zur Errichtung der ersten US-Militärbasen auf der Insel. Später löste die Plünderung der Fischbestände in Grönlands Gewässern durch bundesdeutsche Fischer massive Kritik an der Mitgliedschaft der Insel im EU-Vorläufer Europäische Gemeinschaft (EG) aus; dies führte schließlich dazu, dass sich eine klare Mehrheit von Grönlands Bevölkerung im Jahr 1982 für den Austritt aus der EG aussprach. Unter Außenpolitikern gilt die Insel bis heute als „Europas Tor zur Arktis“, von dem auch die Bundesrepublik profitiert.

Dänemark als Kolonialmacht
Dänemark hatte neben den Kolonien im Hohen Norden weitere in der Karibik erobert, wo
sich die Dänische Westindien-Kompanie im Verlauf des 17. und des 18. Jahrhunderts mehrere Inseln einverleibte. Nach dem Konkurs der Kompanie übernahm der dänische Staat 1754 die direkte Kontrolle eines Großteils der Inselgruppe der Dänischen Jungferninseln. Deren Hauptort St. Thomas, ein Freihafen, entwickelte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts zum Eingangstor der Hamburgischen Karibikschifffahrt in die Region.[1] Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs etablierte die kaiserliche Marine ihre „Ostamerikanische Station“, in deren Rahmen deutsche Kriegsschiffe hauptsächlich von St. Thomas aus in der Region operierten.[2] Die dänische Kolonie diente somit als Sprungbrett für die deutsche Kanonenbootpolitik. Darüber hinaus beobachtete der US-Konsul auf den dänischen Jungferninseln, dass Dänemark in der Kolonialbesitzung das Deutsche Kaiserreich in wirtschaftlichen Angelegenheiten bevorzugte.[3] Aufgrund der Aktivitäten der deutsche Marine in der Karibik stieg in Washington das Interesse, die dänischen Jungferninseln zu kaufen.[4] Ende März 1917 erwarben die USA sie tatsächlich; eine Woche später erklärte die US-Regierung Deutschland den Krieg.[5] Das deutsche Sprungbrett in die Region war dauerhaft verloren.

„Erik-des-Roten-Land“
Nach dem Sieg der Entente im Ersten Weltkrieg regelten der Versailler Vertrag und andere in und bei Paris geschlossene Verträge die Nachkriegsverhältnisse in Europa. Parallel dazu erkannten die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und Italiens die dänische Souveränität über Grönland an, die Kopenhagen bereits seit 1721 beansprucht hatte – seit der Zeit also, in der es auch seine karibischen Kolonien eroberte.[6] Die USA hatten die dänische Herrschaft über Grönland bereits 1917 mit dem Vertrag über die Dänischen Jungferninseln anerkannt. Lediglich Norwegen war nicht bereit, eigene Ansprüche auf Grönland aufzugeben. Im Juni 1931 besetzte eine norwegische Expedition Grönlands Ostküste und taufte das Gebiet „Eirik-Raudes-Land“ – benannt nach Erik dem Roten, einem im heutigen Norwegen geborenen Wikinger, der als erster Europäer im 10. Jahrhundert Grönland erreichte. Bei einem auf die norwegische Landnahme folgenden Verfahren vor dem Ständigen Internationalen Gerichtshof (StIGH) half der damals in Rostock und Würzburg lehrende Völkerrechtsprofessor Ernst Wolgast der norwegischen Seite mit juristischen Gutachten und aktiver Pressearbeit. Trotz der Hilfe des deutschen Juristen urteilte der StIGH jedoch zugunsten Dänemarks. Die norwegischen Besatzer zogen sich daraufhin aus Ostgrönland zurück.[7] Verteidigungsminister in Oslo war in der Zeit der Ostgröndlandkrise Vidkun Quisling. Quisling gründete einen Monat nach dem IGH-Urteil die am Nationalsozialismus orientierte Nationale Vereinigung (Nasjonal Samling, NS) und wurde ihr Anführer.[8]

Zweiter Weltkrieg
Nach dem deutschen Einmarsch in Dänemark im April 1940 entsandte die US-Regierung ein Schiff der US-Küstenwache nach Grönland und eröffnete ein Konsulat in dessen Hauptstadt, die damals Godthåb hieß; heute lautet ihr Name Nuuk. Die USA waren damals im Zweiten Weltkrieg noch neutral; doch aufgrund der deutschen Expansion in Europa dehnte die Regierung in Washington kurzerhand die für Lateinamerika und die Karibik konzipierte Monroe-Doktrin aus dem Jahr 1823 auf Grönland aus. Ein Monat später eröffnete auch Kanada ein Konsulat in Godthåb.[9] Nachdem die USA im Dezember 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten waren, besetzten US-Truppen Grönland und errichteten entlang der Küstenlinie mehrere Militärbasen. In Washington sah man die Insel als wichtigen Pfeiler der Verteidigung Nordamerikas gegen die deutschen Truppen an. Nach Kriegsende bot die US-Regierung Dänemark 100 Millionen US-Dollar als Kaufpreis für die Insel an, doch Kopenhagen lehnte ab.[10] Washington konnte sich allerdings 1951 von der dänischen Regierung die dauerhafte Nutzung der Militärbasis Thule im Nordwesten Grönlands zusichern lassen. Die Thule Air Force Base wurde zu einer der wichtigsten Flugabwehrbasen der US-Luftwaffe in der aufkommenden Systemkonfrontation.[11] Die Sowjetunion löste Deutschland als wichtigsten Faktor bei der Gestaltung der US-Politik in der Grönlandfrage ab.

Fremde Fangflotten
Dennoch beeinflusste die Bundesrepublik Grönlands Politik auch weiterhin. Eine zentrale Rolle spielte dabei der für die Insel äußerst wichtige Fischfang. Der Konflikt darum betraf auch Island, das – anders als Grönland – nach langer dänischer Kolonialherrschaft 1944 unabhängig geworden war. Island startete daraufhin umfangreiche Bemühungen, Fischer aus Westeuropa und vor allem Fischer aus der Bundesrepublik, die die isländischen Fischbestände besonders stark plünderten, aus seinen Gewässern fernzuhalten.[12] Nach langen Kämpfen hatte es Erfolg; 1976 zogen sich Hochseefischer aus Bremerhaven aus Island zurück. Grönland wiederum, das nicht die Unabhängigkeit erlangt hatte, sondern als Provinz Dänemark eingegliedert worden war, gehörte mit dessen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft (EG) ab 1973 dem Vorläufer der Europäischen Union (EU) an. Seit der Erlangung eines Autonomiestatus im Königreich Dänemark im Jahr 1979 durften die Grönländer jedoch selbst über einige Fragen entscheiden – etwa über die Zugehörigkeit zur EG. Im Februar 1980 führten die illegalen Fangaktivitäten von Fischern aus Bremerhaven vor den Küsten Grönlands zu einem internationalen Eklat. Die deutschen Fischer wurden festgenommen und verurteilt.[13]

Austritt aus der EG
In Grönland jedoch setzte mit Blick auf die herausragende Bedeutung der Fischindustrie für die eigene Wirtschaft eine Debatte um den Austritt aus der EG ein. Bei einem Referendum im Februar 1982 stimmten 53 Prozent der grönländischen Wähler für den Austritt. Grönland war damit das erste Gebiet, das freiwillig aus der EG austrat.[14] Nicht nur wirtschafts-, sondern auch außenpolitisch setzte sich die grönländische Politik von Westeuropa ab: Mitte der 1980er Jahre etablierten Parlamentarier aus Grönland mit Vertretern Islands und der Färöer ein gemeinsames Gremium, das seit 1997 den Namen „Westnordischer Rat“ trägt. Die Abgeordneten des Rates erklärten die Region zur atomwaffenfreien Zone. Darüber hinaus wandten sich grönländische Politiker in den 1990er Jahren gegen die Errichtung eines damals geplanten NATO-Raketenschildes.[15] Das Streben nach endgültiger Entkolonialisierung und Grönlands zunehmende Autonomie führten damit zu einer politischen Entfremdung von Deutschland.

Tor zur Arktis
Indirekte Einflusshebel hat sich die Bundesrepublik dennoch bewahrt. Weil die dänische Regierung trotz Grönlands Autonomie weiterhin die Außen- und Verteidigungspolitik der Insel verantwortet, setzte die Bundesregierung in den vergangenen Jahrzehnten in Arktisfragen stets auf eine enge Kooperation mit Dänemark. Ein Experte der von der Bundesregierung mitfinanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) bezeichnete Grönland dabei einst als „Europas Tor zur Arktis“.[16] Sollte Grönland unabhängig werden, könnte es der Europäischen Freihandelsassoziation (European Free Trade Association, EFTA) mit Island und Norwegen beitreten. Damit wäre eine Anbindung an die EU auch ohne Zugehörigkeit zu Dänemark gesichert. Würde Grönland allerdings als Außengebiet oder als freiwillig assoziierter Staat den USA zugeschlagen, dann wäre der Einfluss der EU auf ein Minimum reduziert.

US-Annektionspläne
US-amerikanische Überlegungen, Grönland zu übernehmen, reichen weit in die Geschichte zurück. Bereits während des US-Bürgerkriegs (1861–1865) zog der Außenminister der Nordstaaten, William H. Seward (im Amt 1861–1869), einen Kauf Grönlands durch die USA in Betracht.[17] Unter Sewards Ägide erwarben die Vereinigten Staaten kurz nach dem Ende des Bürgerkriegs Alaska vom Russischen Zarenreich – bis heute der zweitgrößte Territorialerwerb in der Geschichte der USA.[18] Im Jahr 1867 schrieben Mitarbeiter des geodätischen Dienstes der USA (US Coast Survey) einen umfassenden Bericht über Grönland, in dem unter anderem die Rohstoffvorkommen der Insel beschrieben wurden.[19] In den vergangenen 160 Jahren kam die Idee eines US-Erwerbs Grönlands immer wieder auf, unter anderem kurz nach dem Zweiten Weltkrieg – und jetzt erneut seit der ersten Präsidentschaft von Donald Trump. Dabei steht inzwischen China im Fokus der US-Grönlandpolitik. Bereits seit 2017 fürchtet Washington einen wachsenden Einfluss Chinas auf der Insel. Zwar ist der Einfluss der Volksrepublik bisher gering; chinesische Konzerne halten – aufgrund dänischer und US-amerikanischer Einflussnahme – allenfalls Minderheitenbeteiligungen an Minengesellschaften in Grönland.[20] Dessen Autonomieregierung freilich zeigt Interesse am Ausbau der Beziehungen mit China: Seit 2021 unterhält sie einen eigenen Vertreter in der dänischen Botschaft in Beijing.[21]

Militärische Rivalität
Konkrete Vorstöße, sich Grönland anzueignen, unternahmen die Vereinigten Staaten erstmals seit Jahrzehnten im Jahr 2019. Neben dem Kampf um die Rohstoffe der Insel und um geostrategisch bedeutende Seewege [22] geht es dabei in wachsendem Maß auch um offene militärische Rivalität. german-foreign-policy.com berichtet in Kürze. [GERMAN-FOREIGN-POLICY.com/Pressenza/Bild von Balou46, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons]

ZDF-Fernsehgottesdienst aus Litauen zeigt Einsatzbereitschaft deutscher Panzer an der russischen Grenze

Das ZDF überträgt jeden Sonntag von 9.30 bis 10.15 Uhr einen Gottesdienst. Dabei wechseln sich katholische und evangelische Gemeinden ab. Die Gottesdienste werden aus Kirchengemeinden in ganz Deutschland sowie in Zusammenarbeit mit anderen Sendern wie dem ORF und dem Schweizer Fernsehen auch aus Österreich, der Schweiz und dem weiteren Ausland übertragen.

Am 4. Advent (22.12.2024) übertrug das ZDF einen Fernsehgottesdienst aus Rukla in Litauen, und zwar aus dem Lager der multinationalen Battlegroup (Kampfverband), die unter deutscher Führung steht, unter dem zynischen Motto "Friede auf Erden". Somit handelte es sich nicht um einen üblichen sonntäglichen Fernsehgottesdienst, sondern um eine extrem aufwendige Produktion, denn hierfür war Personal und Ausrüstung des Senders nach Litauen zu schaffen.

Genauere Angaben findet man hierzu auf dem Internetportal evangelisch.de. „Zwei Mal sind Erkundungsteams mit Vertretern der Militärseelsorge und des ZDF nach Litauen gereist, um sich mit den Verantwortlichen der Bundeswehr abzustimmen und einen geeigneten Raum zu finden..." Weiterhin erfährt man hier, dass 25 ZDF-Mitarbeiter vor Ort erforderlich waren und untergebracht werden mussten. Logistisch war zudem der Einsatz von Technik, Kamera, Licht und Ton, sowie eines großen Übertragungswagens zu bewältigen.

Uns haben in diesem Zusammenhang zunächst vornehmlich die hierbei insgesamt beim öffentlich-rechtlichen Sender ZDF entstandenen Kosten interessiert. Konkret haben wir beim ZDF angefragt, wann die Vorbereitungen begannen, wie viele Arbeitsstunden erforderlich waren und mit welchen internen Verrechnungskosten diese bewertet werden. Weiterhin hätten wir gern erfahren, wie viele Personen zur Vorbereitung und zur Durchführung des Gottesdienstes nach Litauen, aber auch hier in Deutschland zu Vorbesprechungen zu Bundeswehreinrichtungen reisten und welche Transportkosten für die erforderliche Ausrüstung entstanden sind und wie das Material transportiert wurde.

Die Antwort des ZDF fällt hierzu kurz und knapp aus: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu den Kosten für einzelne Sendungen nicht äußern.“

Zur inhaltlichen Gestaltung der Sendungen erfahren wir noch, dass der ZDF-Staatsvertrag die rechtliche Grundlage für die Übertragung der Fernsehgottesdienste darstellt. Danach seien den Kirchen angemessene Sendezeiten für Verkündigungssendungen zu gewähren. Die Auswahl der Gottesdienstorte werde von den kirchlichen ZDF-Senderbeauftragten übernommen. Das ZDF trage die rundfunkrechtliche und technische Verantwortung.

Eine Aussage zu den entstandenen Kosten haben wir also vom ZDF nicht erhalten. Unsere Frage, wie der Senderbeauftragte für ZDF-Gottesdienste die Standortauswahl begründet, beantwortete Pfarrer Stephan Fritz, der diese Position zurzeit innehat. Er erläutert, dass die evangelischen ZDF-Gottesdienste nicht nur das Leben in lebendigen Gemeinden in Stadt und Land zeigen, sondern auch das Engagement, das die evangelische Kirche für Menschen in Bereichen der sogenannten „Sonderseelsorge“ ausübe, und hierzu gehöre auch die Militärseelsorge. Da der letzte evangelische ZDF-Gottesdienst mit der Militärseelsorge bereits im Jahr 2011 war (s.a.u), entstand vor zwei Jahren der Gedanke zu einem ZDF-Gottesdienst mit dem Militärbischof. Unter den in Frage kommenden Gottesdienstorten fiel die Entscheidung auf Rukla in Litauen – insbesondere deshalb, weil hier die Bundeswehr in einem internationalen Kontingent im Einsatz sei und weil dessen Auftrag an Fragen rühre, die viele Menschen beschäftigten, so Fritz.

Letzteres sehen wir genau so. Die Frage der Kriegstüchtigkeit und der Auslandseinsätze ist durchaus von gesellschaftlicher Relevanz. Doch leider stellen innerhalb der Kirche die Befürworter der jetzigen Bundeswehr-Auslandseinsätze eine stärker werdende Mehrheit. Das war im Jahre 2010 noch anders, als die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann in ihrer Neujahrspredigt den berühmten Satz sagte: „Nichts ist gut in Afghanistan“. Dafür hat sie allerdings viel innerkirchliche Kritik von Seiten der Militärseelsorge und konservativer Kreise bekommen, die damals in der Minderheit waren.

In diesem vom ZDF übertragenen Gottesdienst zeigt sich eine enge Verzahnung zwischen Staat und Kirche, die angesichts der eindeutigen Ausrichtung der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland auf eine Unterstützung der Kriegs-Eskalationspolitik der Bundesregierung und der Nato noch anrüchiger wirkt. Die Militärgeistlichen und der Gottesdienst werden zu einem Rad im Getriebe des militärischen Apparates der Bundeswehr. Niemand hat etwas dagegen, wenn Soldaten in ihrem Dienst ihre religiösen Bedürfnisse ausleben wollen. Die Übertragung dieses Gottesdienstes richtet sich aber nicht an die Soldaten, sondern an die religiöse Gemeinde in Deutschland, der mit einer Übertragung aus Litauen nahe gebracht werden soll, dass es normal ist, dass deutsche Soldaten 80 Jahre nach dem Ende des Überfalls Deutschlands auf russisches Territorium an den Grenzen zu Russland wieder in Stellung gehen. Die Frage, was zum heutigen Krieg in der Ukraine geführt hat, wird nicht erörtert, sondern es wird mit diesem Gottesdienst Propaganda für den Stellvertreterkrieg der NATO gemacht.

Dr. Theodor Ziegler, Mitglied des Ökumenischen Instituts für Friedenstheologie (OekIF), hat uns zu diesem Fernseh-Gottesdienst folgende Einschätzung gegeben:

Der ZDF-Fernsehgottesdienst am 4. Advent 2024 vom Bundeswehrlager Rukla in Litauen erinnert an eine ähnliche Veranstaltung während des Afghanistankriegs im Mai 2011 aus der Abflughalle des Flughafens Köln-Wahn. Umgeben von militärischem Gerät feiert auch der jetzige Militärbischof wieder mit in Camouflage gehülltem Militärpfarrer und OffizierInnen und SoldatInnen Gottesdienst.

Wie schon zu Zeiten des Kaiser- und des Hitlerreichs und der von ihnen ausgelösten Weltkriege scheinen Kirche und Militär weiterhin Hand in Hand zu arbeiten. Gewiss ist die Bundeswehr im Unterschied zu diesen Zeiten eine Parlamentsarmee und weiß somit die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Ob sich jedoch ihr Tun im Einsatzfalle mit der Botschaft ihres die Gewaltfreien und Pazifisten seligpreisenden Religionsstifters Jesus Christus verträgt, ist die große Frage. Was meinen die das Vater-unser Betenden im militärischen Feldlager mit den Bitten: "Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden. ... Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen?"

Auf dem Feldaltar ist das Kreuz - eigentlich das Symbol des Gewaltverzichts Jesu - zu sehen und ebenfalls auf den bei Interview-Einblendungen sichtbaren Militärfahrzeugen und Panzern. Historisch betrachtet führt diese Verbindung auf die Legende um den römischen Kaiser Konstantin im Jahr 312 zurück, der sich mit dem magischen Zeichen des Christengottes den Sieg gegen seinen Konkurrenten Maxentius verschafft haben soll. Schon die mittelalterlichen Kreuzritter wählten das an einen Schwertknauf erinnernde Tatzenkreuz als Talisman. Und wenn auch auf der russischen Seite orthodox-christliche Geistliche ihre Soldaten begleiten, wem soll Gott dann beistehen?

Wäre es nach all den schrecklichen und immer zu unendlichem Leid führenden Kriegen nicht an der Zeit, sich auf die Ethik Jesu zu besinnen, anderen so zu begegnen, wie man es selbst von den anderen wünscht. Diese Goldene Regel (Mt 7,12) wird in dem politologischen Konzept der Friedenslogik in praktisches politisches Handeln umgesetzt. Die aus der badischen Landeskirche hervorgegangene und inzwischen bundesweite Initiative "Sicherheit neu denken" hat daraus konkrete Vorschläge und Szenarien für eine zivile Sicherheitspolitik entwickelt.

Diese am Evangelium orientierten Ansätze bekannt zu machen, bedeutete im Sinne Jesu "Salz der Erde und Licht der Welt" (Mt 5,13f) zu sein und würde die dringend nötige Zeitenwende zu einer friedenslogischen zivilen Sicherheitspolitik ermöglichen. Wo finden dafür sich in der Evangelischen Kirche Deutschlands und im ZDF tatkräftige UnterstützerInnen - vielleicht auch bei einem Fernsehgottesdienst?“ [HM/jdm]

Der Kampf um Grönland

Grönland zählt, wie schon der Name andeutet, zu jenen Gebieten, die im Mittelalter von den Wikingern „entdeckt“ und anschließend besiedelt wurden. Erik der Rote (Eirik Raude) war 985 aus Island verbannt worden, weil er dort im Streit jemanden erschlagen hatte. Da er nicht nach Norwegen, seiner ursprünglichen Heimat, zurück konnte, da er auch dort wegen eines Mordes ausgewiesen worden war, segelte er mit wenigen Getreuen Richtung Westen und landete schließlich auf der größten Insel der Welt, wo er eine Siedlung errichtete. Als die Verbannungszeit vorbei war, kehrte er nach Island zurück und warb dort Siedler für seine neue Heimat an, ein Unterfangen, das nicht sonderlich schwer war, da „Island“ (Eisland) seinen Namen durchaus zurecht trug, weshalb sich viele der dort Wohnenden nach einem „grünen Land“ sehnten.

Und Erik hatte nicht einmal sonderlich übertrieben. Um die Wende zum zweiten Jahrtausend war das Klima noch wesentlich milder als heutzutage, sodass Landwirtschaft auf Grönland kein Ding der Unmöglichkeit war. Es entwickelten sich mehrere Dörfer, deren Bewohner auch die weitere Umgebung erkundeten. Eriks Sohn Leif etwa erreichte um das Jahr 1000 den amerikanischen Kontinent und errichtete mit „Leifsbudir“ (etwa „Leifs Hütten“) die erste europäische Siedlung in Nordamerika. Die Entdeckungsreisen überzeugten die Wikinger jedoch auch davon, dass sie in der „neuen Welt“ nicht alleine waren. In Kanada trafen sie auf „Indianer“, im Norden Grönlands auf „Eskimos“. Mit beiden Volksgruppen wurden sie nicht wirklich warm – und umgekehrt. In guten Zeiten beschränkte man sich auf Güteraustausch, in schlechten Zeiten griff man zu den Waffen.

Dass die Wikinger auf Grönland lebten, war damals übrigens beileibe kein Geheimnis. Sie trieben mit Europa regen Handel, das begierig Grönlands Hauptexportartikel bezog: Tran und Elfenbein, das die Wikinger als Nebenprodukt ihrer Jagden auf Wale und Walrösser gewannen. Der Schiffsverkehr mit Island und Norwegen verlief so regelmäßig, dass man von einer regulären Handelsroute sprechen konnte. Die Europäer waren erpicht auf grönländische Waren, dort leben wollte allerdings kaum wer.

Weshalb die grönländische Bevölkerung ab etwa 1200 zunehmend in die Krise kam. Hatten zu Hochzeiten bis zu 3.000 Menschen auf der Insel gelebt, so trug ausbleibender Zuzug und eine ab diesem Zeitpunkt immer mehr spürbare Klimaveränderung dazu bei, dass das Leben auf Grönland an Perspektive verlor. Die Wikinger, ehedem stolz auf ihre „Unabhängigkeit“, erkannten, dass sie Hilfe brauchten, wenn sie auf Grönland überleben wollten. Schon seit längerem waren sie nicht mehr in der Lage, Reisen nach „Vinland“ (das heutige Grenzgebiet zwischen Kanada und den USA) auszustatten, die bislang ihren Bedarf an (Bau)Holz und anderen Gütern, die in Grönland nicht produziert werden konnten, gedeckt hatten, auch rückten ihnen die „Eskimos“ ab etwa 1150 durch das harscher werdende Klima immer näher.

Unter den „Inuit“ (wie sich die Eskimos selbst nennen) war es nämlich zwischenzeitlich zu einem grundlegenden Wandel gekommen. Aus Alaska waren neue Stämme in Grönland zugewandert, die man ethnologisch der Thule-Kultur zuordnet. Sie verdrängten mit kriegerischen Mitteln die alteingesessenen Ureinwohner, die der eher friedlichen Dorset-Kultur angehört hatten. Und war es den Wikingern gelungen, mit den Dorset-Inuit mehr oder weniger harmonisch zu koexistieren, schickten sich die Thule-Inuit an, auch die Nordmänner aus ihrem neu erkämpften Territorium zu vertreiben.

Die waren mittlerweile auf wenige hundert Personen zusammengeschrumpft und suchten Hilfe in ihrer alten Heimat. Sie schrieben dem norwegischen König Hakon IV. 1261 eine Ergebenheitsadresse und unterwarfen sich seiner Herrschaft. Das unabhängige Grönland war eine norwegische Kolonie geworden.

II.
Das freilich rettete die Wikinger auch nicht mehr. Es wurde für sie immer schwieriger, sich selbst zu erhalten, wobei nicht nur das eisige Klima, sondern auch die immer öfter praktizierte Inzucht (mangels Alternative) dazu beitrugen, dass die Wikingersiedlungen im Wortsinne degenerierten. Schon um 1400 musste die „Westsiedlung“ mit ihrer vorteilhaften Nähe zu Nordamerika aufgegeben werden, einige Jahrzehnte später starben auch in der „Ostsiedlung“, die weitaus näher an Norwegen denn an Amerika lag, die letzten Wikinger aus, just zu der Zeit, da weiter südlich, die ersten Europäer an Land gingen, die von sich behaupteten, Amerika entdeckt zu haben. Norwegen besaß eine Kolonie, in der um 1500 niemand mehr lebte.

Wobei, technisch gesehen stimmte das nicht mehr. In Norwegen war das Herrschergeschlecht 1319 mit Hakon V. im sogenannten Mannesstamm ausgestorben. Hakons Tochter war mit dem König von Schweden verheiratet worden, der nun, den mittelalterlichen Gesetzen folgend, auch den Thron von Norwegen übernahm. Dessen Sohn Hakon VI. starb vor der Zeit, sodass seine Ehefrau Margarethe für den minderjährigen Sprößling die Regierung übernahm. Als dieser jedoch bereits im Alter von 17 Jahren das Zeitliche segnete, wurde Norwegen zum begehrten Objekt für die anderen nordischen Staaten. In dem Ringen um das verwaiste Königreich setzte sich 1450, just um die Zeit, als auf Grönland die letzten Wikinger dahinsiechten, Dänemark durch, das eine Personalunion mit Norwegen einging, die bis 1814 Bestand haben sollte. Und mit der Herrschaft über Norwegen erwarben die Dänen auch jene über Island und Grönland, die nach wie vor als norwegische Kolonien galten.

Das freilich beeindruckte die Dänen vorerst nicht weiter. Erst das (wieder) steigende Interesse an Wal-Produkten rief den Dänen in Erinnerung, dass sie hoch im Norden Land besaßen, von dem aus der Walfang eine leichte Übung war. In der für das mittlerweile etablierte kapitalistische System üblichen Bigotterie wurde das ökonomische Profitstreben religiös verbrämt. Den Dänen fiel nämlich ein, dass sie von den Wikingern seit hunderten von Jahren nichts mehr gehört hatten, weshalb, so ihre Überlegung, die wahrscheinlich noch immer böse Katholiken waren, weil die Reformation buchstäblich an ihnen vorbeigegangen sein musste. Also fuhr prompt ein protestantischer Prediger mit den Walfängern aus, die Grönländer zum wahren Glauben zu bekehren. Allein, er fand nur noch Ruinen vor.

Ruinen allerdings, die zur Basis für eine Wiederansiedlung der Europäer werden sollten. Aus kleinen Stützpunkten für den Walfang entwickelten sich wieder Siedlungen, und in Napoleonischen Tagen wohnten bereits wieder 6.000 Menschen auf Grönland, die nun zum politischen Spielball wurden. Die Dänen hatten nämlich im Gegensatz zu anderen Nationen die entscheidende Zeitspanne zu lange dem Franzosenkaiser die Treue gehalten, weshalb sie vom Wiener Kongress als Verlierer behandelt wurden. Norwegen wurde Schweden zugeschlagen. Doch weil man die Dänen nicht völlig erniedrigen wollte, fand man in einem eigenen „Kieler Vertrag“ 1814 eine Kompromiss-Lösung: die norwegischen Kolonien Island und Grönland blieben bei Dänemark.

III.
Und da die Dänen Norwegen für immer verloren hatten, kümmerten sie sich umso mehr um die verbliebenen Kolonien. In Grönland wuchsen die Stützpunkte zu netten kleinen Städtchen an, die dänische Namen wie „Julianahab“ oder „Godhab“ (Julianes Hafen und Guter Hafen) trugen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten schon wieder an die 15.000 Menschen auf Grönland, die nach wie vor vom Wal- und Robbenfang lebten.

1905 gelang es den Norwegern, nach viereinhalb Jahrhunderten wieder unabhängig zu werden. Sie wählten den jüngeren Bruder des dänischen Königs zu ihrem König, der brav den Namen Hakon VII. annahm, womit er eine Art norwegischer Kontinuität signalisieren wollte. Und Hakon VII. warf bald ein Thema auf, das für hundert Jahre keines gewesen zu sein schien. Nun, da Norwegen wieder ein eigener Staat sei, verkündete er, müsse es auch wieder seine Kolonien zurückbekommen, die ja von Alters her zum Königreich gehört hatten. Er legte sich mit seinem Bruder in Kopenhagen an und forderte von diesem nicht weniger als die Rückgabe Grönlands.

Natürlich ging es dabei wieder um handfeste wirtschaftliche Interessen. Die Norweger wollten auch vom Walfang profitieren und sich überdies Zugriff auf die unter Grönlands Eis vermuteten Bodenschätze sichern. Zwar boten die Dänen den Norwegern an, ihnen gleiche Rechte in Fragen der Fischerei zuzugestehen, doch die Oberhoheit sollte bei Dänemark bleiben. Eine Ansicht, der sich die Norweger nicht beugen wollten.

Der Streit, einige Jahre ausschließlich verbal ausgetragen, schien diplomatisch nicht lösbar, und so ließ Hakon den Worten Taten folgen. Am 27. Juni 1931 landete eine Handvoll Norweger an der Ostküste Grönlands, benannte den Landstrich vollmundig „Eirik Raudes Land“ und nahm es für Norwegen in Besitz. Hakon nahm den Bericht seiner Männer huldvoll entgegen und ernannte den Archäologen Helge Ingstad, der 1961 in L´Anse aux Meadows auf Neufundland die Überreiste von Leifsbudir und damit von Vinland entdecken sollte, zum ersten norwegischen Gouverneur von Grönland.

Der freilich war mehr an Geschichte als an Politik interessiert und beschränkte sich während seiner „Amtszeit“ darauf, mit seinem Schiff „Polarbjörn“ (Eisbär) Grönland weitläufig zu erkunden, was viele neue Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Insel und ihre Geschichte brachte. Für die Dänen wäre es mutmaßlich ein Leichtes gewesen, die Norweger einfach mit kriegerischen Mitteln zu vertreiben, denn ihr Stützpunkt wies zu keiner Zeit mehr als ein paar Dutzend Bewohner auf, doch Dänemark beschloss, die „Grönlandsache“ vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu bringen. Der gab nach langen Beratungen 1933 Dänemark recht. Es sei, so die Richter, erwiesen, dass die norwegische Kolonisierung der Insel schon vor einem halben Jahrtausend zu einem Ende gekommen sei, weshalb Norwegen seine Rechte auf Grönland verwirkt habe. In der Tat war die mittlerweile auf über 20.000 Menschen angewachsene Bevölkerung Grönlands fast ausschließlich dänischer Abkunft, wobei, dem Geist der damaligen Zeit folgend, die Inuit gar nicht erst gefragt wurden, ob sie vielleicht lieber Kanadier als Dänen oder Norweger sein wollten. Norwegen nahm den Schiedsspruch zähneknirschend an und zog sich im April 1933 aus Grönland zurück.

IV.
Ganz gaben einzelne Norweger den Anspruch auf Grönland freilich nicht auf. Vidkun Quisling, dessen Name sprichwörtlich für die Kollaboration mit den Nazis wurde, unternahm 1941 als NS-Statthalter in Norwegen einen letzten Versuch, Eirik Raudes Land für Norwegen zurückzugewinnen. Auch bemühte er sich darum, von Hitler die Zusicherung zu bekommen, dass Grönland nach einem deutschen Sieg wieder unter norwegische Oberhoheit kommen sollte. Die Nazis freilich waren an der Eiswüste nicht interessiert, zumal die USA prompt reagiert und Grönland nach der Eroberung Dänemarks durch die Nazis vorsorglich besetzt hatten.

Aus dieser Zeit resultierten die militärischen Stützpunkte der USA bis zum heutigen Tag, unter denen die „Thule Air Base“ herausragt, die, der gegenwärtigen Bigotterie Rechnung tragend, 2023 in „Pittufik Air Base“ umbenannt wurde, um solcherart die imperialistischen Aktivitäten der USA in Grönland politically correct zu camouflieren. Von diesem Stützpunkt aus horchten die Amis bis 1991 die Sowjets und danach die Russen aus, wobei die Yankees nicht davor zurückschreckten, die dort siedelnden Inuit mit Gewalt zu vertreiben. Deren Aussiedlung wurde ebenfalls gerichtsanhängig, und 1999 – fast ein halbes Jahrhundert nach dem Verbrechen – bekamen die Inuit ihr Recht. Ihnen wurden Entschädigungszahlungen zugesprochen, die allerdings Dänemark zahlen musste, weil sich die USA wieder einmal weigerten, sich einem internationalen Urteil zu beugen.

Und war das amerikanische Interesse an Grönland lange Jahre primär strategischer Natur, so erwecken nun auch die auf grönländischem Gebiet vermuteten Bodenschätze das wirtschaftliche Begehren der USA. Einerseits ist Grönland reich an Gold, Platin, Kupfer, Zink, Nickel, Molybdän und Eisen, andererseits aber, und an dieser Stelle wurden Trumps Unterstützer hellhörig, befinden sich bedeutende Mengen von Uran und Seltenen Erden auf Grönland. Diese Vorkommen sind so groß, dass erwartet wird, dass sie die Dominanz Chinas auf dem Weltmarkt brechen könnten.

V.
Und genau da haken nun die Befürworter einer grönländischen Unabhängigkeit ein. Würden diese Bodenschätze wirtschaftlich genutzt, so wäre Grönland auch allein lebensfähig. Zwar legte sich die linkssozialistische Regierung unter Kuupik Kleist (2009-2013 Regierungschef Grönlands) aus Gründen des Umweltschutzes quer, doch die ihm 2013 folgende sozialdemokratische Regierung beschloss den kommerziellen Abbau der radioaktiven Stoffe, was das bereits erwähnte Interesse der USA zusätzlich befeuert. Zu befürchten steht freilich, dass die dafür zu schaffenden Minen Grönlands Grundwässer radioaktiv verseuchen und Grönlands einzig landwirtschaftlich nutzbare Gebiete unbrauchbar machen würden.

Grönlands Bevölkerung scheint dies ebenfalls so zu sehen, weshalb die Sozialdemokraten bei den jüngsten Wahlen abgewählt wurden. Die seit 2021 amtierende Linksregierung unter Mute B. Egede hat versprochen, alle Projekte in Richtung ökonomischer Ausbeutung besagter Bodenschätze zu stoppen und damit wohl den erkennbaren Unmut der USA erweckt. Wie immer in der westlichen Welt geht es um handfeste wirtschaftliche Interessen und damit aber auch um die ökologische Zukunft der größten Insel der Welt. [Von Andreas Pittler, erstveröffentlicht auf Unsere Zeitung/ Pressenza]

Einladung zur Lesung aus dem Buch „Dät wuss du nich wääten!

Hermann Krüssel und Günter Kathmann haben zu den Emsland-Lagern in Versen und Fullen, sowie den KZ-Friedhöfen, recherchiert. Die Autoren stammen aus Versen und Fullen. In einer Arbeitsteilung versucht Krüssel in dem Buch darzustellen, wie die Internierten das Lagerleben erlebten und Kathmann nähert sich der Frage, welche Erinnerungen die Bewohner des Emslandes weitergegeben haben.

Am Montag, den 27. Januar 2025 um 19.00 Uhr findet im Heimathaus Twist, Flensbergstr. 11, Twist eine Lesung aus ihrem Buch „Dät wuss du nich wääten!“ statt. Anmeldung bei der Gemeinde Twist, Mario Korte: korte@twist-emsland.de oder 05936-933084 ist erwünscht.

Am 27. Januar 2025 jährt sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Der Gedenktag lädt ein, nachzudenken über Völkerhass und Krieg. Eine Befreiung aus barbarischer Machtausübung gab es auch in den 15 Emslandlagern. Zum Morgen des 6. April 1945 hielt ein in Fullen internierter italienischer Unterleutnant fest: „Ja, es war wahr! Die Deutschen waren geflohen, alle Gefangenen waren frei, endlich!“ [jdm]

Deutschlands Gang in den Abgrund: Von Willy Brandts „Ohne Frieden ist alles nichts“ zu Friedrich Merz‘ „Frieden gibt es auf jedem Friedhof“

Nach dem die Deutschen Österreich-Ungarn dazu ermuntert hatten, Serbien anzugreifen und damit den 1. Weltkrieg auszulösen, hielt der deutsche Kaiser Wilhelm II. seine zwei so genannten Balkonreden.

In der ersten am 29. Juli 1914 forderte er die Deutschen zu Geschlossenheit, Opferbereitschaft und Gefolgschaft auf und drohte den Feinden Deutschlands mit dem „Schwert“. Wenn Wilhelm Zwo heute seine Rede halten würde, würde er statt von „Geschlossenheit“ wohl von „Zusammenhalt“ sprechen, wie Olaf Scholz in seiner Neujahrsrede: „"Kraft entsteht aus Zusammenhalt. Und wir sind ein Land, das zusammenhält."

In der zweiten Balkonrede am 31. Juli 1914 gelobte er pathetisch, er kenne „keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr“, stattdessen seien „wir [...] heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder“. Auch hier wird ein „Wir“ beschworen, damit der Verstand ausgehebelt wird und damit alle blindlings mit Hurra zum Militär und in den Krieg, in den Abgrund, rennen.

Einen weiteren Weltkrieg und einen kalten Krieg später, in denen die Deutschen mit dem Spruch „Lieber tot, als rot“ in ihr Verderben gelockt worden waren und erneut gelockt wurden, führte Willy Brandt (SPD) mit seiner Entspannungspolitik eine friedliche Phase herbei, in der es tatsächliche Abrüstungsschritte gab. Sein Motto war „Frieden ist nicht alles. Aber ohne Frieden ist alles nichts!“

Diese Erkenntnis ist mittlerweile vollkommen verloren gegangen. Seine sozialdemokratischen Nachfolger fordern heute die Kriegstüchtigkeit Deutschlands. Sie wollen den Krieg nicht verhindern, sondern sie planen den Krieg. Innenpolitisch war Brandts Politik mit dem Motto „Mehr Demokratie wagen“ verbunden. Die heutige Kriegspolitik ist mit Denkverboten und neuen Berufsverboten verbunden.

Friedrich Merz, der CDU-Kanzlerkandidat, kann Frieden nur noch mit Friedhof assoziieren. Dabei ist es genau umgekehrt: Der Krieg produziert die Toten und die Gräberfelder.

Merz hat mehrfach wiederholt: „Freiheit ist für uns wichtiger als Frieden.“ Auch wenn es nicht jedem CDU-Anhänger klar ist, meint Merz mit Freiheit die Freiheit des Kapitals. Als ehemaliger Blackrock-Manager ist es ihm ein Anliegen, dass die Rendite der Kapitaleigner und Anleger nicht beschränkt wird. Die Freiheit der Gewerkschaften, sich zu betätigen, die Freiheit des Arbeitnehmers durch Mitbestimmung im Betrieb, meint er wohl eher nicht.

Wer glaubt, ohne Frieden habe die Menschheit noch eine Zukunft, hat seine Seele verkauft, hat aus der Geschichte nichts gelernt oder ist dumm. Aber dumm ist Merz wohl nicht. [jdm]

Trump ist ein Ziegelstein der Enttäuschten im Fenster der Etablierten

Ulrich Scholz
Ulrich Scholz

Ein amerikanischer Blogger schrieb diese Worte, um den Wahlerfolg von Donald Trump zu erklären. Man könnte diese Erklärung auf den Erfolg der Rechtsparteien in Europa anwenden. Die meisten vorgetragenen Argumente in den verschiedenen sozialen Netzwerken kann man nachvollziehen. Sie getrennt nach Wirtschaft, Interessen und Werte vorzutragen, wird jedoch dem Problem nicht gerecht. Man kann man sie nicht voneinander trennen.

Aus der Familientherapie stammt der Satz „Wenn man ein Problem lösen will, muss man sich manchmal vom Problem lösen“. - In diesem Geist plädiere ich dafür, sich auf die Philosophie zu besinnen.

Aristoteles hat gesagt, dass es wichtig sei, in Allem das rechte Maß zu finden. Ich meine, dass das nicht nur für das eigene Leben gilt, sondern auch für Gesellschaften, insbesondere für die Politik.

Der neue Präsident wird mit seiner Mannschaft die nächsten 4 Jahre die Geschicke der Welt maßgeblich mitbestimmen. Die USA sind eine Hyperpower. Mit ihnen kann man in dieser Welt viel erreichen, gegen sie nicht viel. Mit den USA auf Konfliktkurs zu gehen, schadet unserer Wirtschaft, unseren Interessen und macht es uns fast unmöglich, unsere Werte weltweit zur Geltung zu bringen. Das heißt nicht, nicht Kritik zu üben und eigene Positionen zu korrumpieren. Für mich heißt es, Nähe zu suchen, das Gemeinsame in den Vordergrund zu rücken und vor Allem persönlichen Kontakt zu den Führungspersonen und ihren Beratern zu pflegen. Wenn man sich kennt und wertschätzt, ist die Chance auf Einflussnahme am größten.

Ein klassisches Beispiel ist der einstige US Präsident Reagan, dessen Wahl hier in Europa mit Mißtrauen kommentiert wurde. Ein ehemaliger Schauspieler in Western-Filmen sollte jetzt die Geschicke dieser Welt bestimmen. Der hatte die Sowjet Union das Reich des Bösen genannt und, von seinen Falken-Beratern„aufs Pferd gesetzt“, das Programm „Krieg der Sterne“ ins Leben gerufen. Satelliten gestützte Laserwaffen sollten die USA in die Lage versetzen, einen Nuklearangriff der Sowjetunion abzuwehren. 1986 traf Reagan zum ersten Mal mit dem damaligen Sowjetführer Gorbatschow in Reykjavik auf Island zusammen. Eine formale Begegnung endete in einem mehrstündigen Gespräch, an dessen Ende beide vor die Presse traten und verkündeten, sie wollten alle Atomwaffen abschaffen. Die beiden Führer der Weltmächte verstanden und vertrauten sich. Sie hatten das Verbindende in den Vordergrund gestellt und nicht das Trennende.

Wenn wir unserer Wirtschaft, unseren Interessen und nicht zuletzt unseren Werten dienen wollen, dann geht es bei der Mächtekonstellation auf der Welt nur über den friedlichen Ausgleich. Wer sein Maß aller Dinge kompromisslos vor sich herträgt, der darf sich nicht wundern, wenn die Lösung am Ende Krieg bedeutet. In diesem Sinne sind der Krieg in der Ukraine, in Palästina und nicht zuletzt die Konflikte im inneren unser Gesellschaften Ziegelsteine in unserer aller Fenster.

Wie wir miteinander umgehen ist das Problem, nicht die Durchsetzung der “richtigen“ Lösung. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrichs Newsletter]

Nordische Revolution in Grönland?

Was machen die USA normalerweise, wenn sie die Ressourcen eines Landes haben wollen? Früher ließen sie einfach von ihnen ausgebildete und finanzierte Offiziere oder Königskinder putschen (Iran, Guatemala, Panama, Kongo, Griechenland, Kolumbien, Chile, usw.). Unter dem Beifall der westlichen „demokratischen“ Staaten. In diesem Jahrtausend wurde man etwas direkter, weil es keine Sowjetunion mehr als Gegenspieler gab: Afghanistan und Jugoslawien wurden einfach überfallen. Libyen auch. Afghanistan ist heute bitterarm und von einem der reaktionärsten Regime regiert. Libyen ist am Boden zerstört und ein permanenter Bürgerkriegsstaat. Jugoslawien erging es etwas besser. Nur Bosnien-Herzegowina und das Kosovo kommen nicht wieder auf die Füße.

In Ägypten und Syrien unterstützte man sofort gewalttätige Gruppen, so dass sich der „Arabische Frühling“ nicht zu einer demokratischen Bewegung entwickeln konnte. In Ägypten ließ man den gewählten, aber nicht genehmen, Präsidenten wegputschen. Immerhin ist das Land nicht in einem Bürgerkrieg versunken.

In Syrien wurde aus dem Arabischen Frühling ein Bürgerkrieg; die USA unterstützten jeden, der schießen konnte. Und heute wird das Land nominell von Islamisten regiert.

In der Ukraine und Georgien ließ man orange Revolutionen organisieren und finanzierte diese „regierungskritischen Bewegungen“ mit Milliarden Dollars. Das Ergebnis ist der derzeitige Krieg in der Ukraine. In Georgien und Moldawien sind die USA und die EU noch dabei, ähnliche Situationen herzustellen.

Wenn jetzt Trump davon träumt, Grönland den USA einzuverleiben, sollten dies Dänemark und die grönländische Regierung durchaus ernst nehmen. Eine Bewegung „Für den Anschluss an die USA – gegen die dänischen Kolonialisten“ lässt sich vom CIA bestimmt mit genügend Geld unter den 56.000 Einwohnern Grönlands initiieren. Wenn man dann noch einige Söldner während der "Nordischen Revolution" in Grönland herumschießen lässt, ist auch der Vorwand gefunden, um Grönland vor den angeblichen imperialistischen Gelüsten Russlands zu retten. Und Ei Pardautz: Schon stehen die Amis in Grönland rum und können sich die Bodenschätze langsam, aber sicher aneignen.

Ein blödsinniges Szenario? Immerhin ein erprobtes Szenario! Und immerhin ist der grönländische Ministerpräsident nach den Sprüchen von Trump nach Kopenhagen gereist. Besorgnis besteht. [jdm]

Angebliche russische Kampagne ist in Wahrheit Kampagne der rumänischen Regierungspartei – Demokratie ade?

In Rumänien wurde Anfang Dezember die erste Runde der Präsidentschaftswahl vom dortigen Verfassungsgericht annulliert. Das Gericht befand, dass der Wahlsieger Călin Georgescu falsche Angaben zur Finanzierung seiner Wahl gemacht habe und dass eine Kampagne auf Tik-Tok als aggressiver russischer hybrider Angriff zu werten sei. Ein TikTok-Account hatte in einem Monat über 350.000 Euro an Influencer bezahlt. Einzige Quelle für diese Behauptung der russischen Beeinflussung: der rumänische Geheimdienst SRI.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) schrieb: „Auch wenn Fachleute eine russische Urheberschaft der teuren Kampagne über soziale Medien wie Tiktok für plausibel halten: Seit der Entscheidung des Verfassungsgerichts vor zwei Wochen lieferte Bukarest bislang keine Erklärung, wer hinter der ausländischen Einmischung stehen soll. Nun erklärte Johannis während einer Pressekonferenz am Mittwochabend in Brüssel, auf diplomatischer Ebene sei es „äußerst kompliziert, mit dem Finger zu zeigen und zu sagen: Sie waren es.“

Jetzt hat die rumänische Recherche-Website „Snoop“ herausgefunden, dass die genannte Tik-Tok-Kampagne nicht wie behauptet von „den Russen“ oder von Călin Georgescu bezahlt wurde, sondern ausgerechnet von der Nationalliberalen Partei (PNL) des bisherigen Präsidenten Klaus Johannis. Johannis stammt aus Siebenbürgen und ist als „Volksdeutscher“ ein Liebling der deutschen Presse.

In Rumänien ist Wahlwerbung auf Tik-Tok verboten. Deshalb beauftragte die liberale Partei eine mit ihr personell verbundene Firma Kensington Communication damit, unpolitische Influencer dafür zu bezahlen, in ihren Filmchen ohne Nennung des Namens von Călin Georgescu Werbung für ihn zu machen. Dazu erhielten die Influencer, deren Themen normalerweise Mode, Kochen oder irgendwelche Challenges sind, Formulierungsvorschläge für ihre Moderationen.

Die rumänische Finanzbehörde ermittelt jetzt wegen dieser illegalen Vorgehensweise und wird die Wahlaufsichtsbehörde informieren.

Jetzt rätselt die rumänische Öffentlichkeit, warum die Partei von Johannis diese Kampagne finanzierte. Dabei gibt es - wenn man nicht davon ausgeht, dass sie tatsächlich Werbung für die Konkurrenz machen wollte - drei unehrenhafte Motive:

Erstens wollte sie eigentlich für sich selbst (illegale) Werbung machen, was ihr gründlich misslungen ist. Zweitens wollte sie Călin Georgescu ins Zwielicht setzen, was ihr auch misslungen wäre. Und drittens ging es ihr vielleicht von Anfang an darum, Călin Georgescu und Russland eine illegale Kampagne in die Schuhe schieben zu können.

Fazit ist jedenfalls, dass der Beschluss, die Wahl von Călin Georgescu zu annullieren auf falschen Angaben des Geheimdienstes und des amtierenden Präsidenten basieren. Während die Tagesschau und Co. über die Annullierung der Wahl und die angebliche russische Kampagne groß und prominent berichteten, ist von der jetzigen Aufdeckung der Machenschaften des liberalen Präsidenten Johannis zur Aushebelung der Demokratie nichts zu hören. [jdm]

Sternsinger kommen am Samstag, den 04.01.2024

Flyer zur Sternsingeraktion 2025 in Wippingen

Die Sternsinger kommen am Samstag, den 04.01.2025. Die Aussendung der Sternsinger findet um 10.30 Uhr in einer Heiligen Messe, die von der Gitarrengruppe musikalisch gestaltet wird, statt. Im Gottesdienst wird der Sternsingerfilm von Willy Weitzel gezeigt.

Das Motto der diesjährigen Sternsingeraktion lautet "Erhebt eure Stimme - Sternsingen für Kinderrechte weltweit". Bei dieser Aktion stehen zwei Regionen im Mittelpunkt der Kampagne: In der Turkana im Norden Kenias haben Kinder kaum Zugang zu Schulen oder medizinischer Versorgung. Wetterextreme sorgen dafür, dass der Teller häufig leer bleibt. Die Gemeinschaft Sankt Paul der Apostel macht sich hier für die Kinderrechte auf Gesundheit, Ernährung und Bildung stark und betreibt u.a. Schulen. 

Sternsingeraktion Plakat 2025

In Kolumbien setzt sich der Sternsinger-Projektpartner Benposta für die Rechte von Kindern auf Schutz, Bildung und Mitbestimmung ein. Denn viel zu oft müssen Kinder hier Gewalt und Vernachlässigung erleben. Programme zur Friedenserziehung und Partizipation, aber auch konkrete Therapien stärken Kinder wieder. [jdm]

Neujahrsansprache von Scholz: Zusammenhalt auch bei Vermögenssteuer?

In seiner Neujahrsansprache hat der Bundeskanzler mal wieder - wie alle seine VorgängerInnen - die Gemeinsamkeit aller Deutschen beschworen. Wir halten alle zusammen - gegen die Anderen. "Kraft entsteht aus Zusammenhalt. Und wir sind ein Land, das zusammenhält", sagte Scholz. Der Anschlag in Magdeburg passt da gerade gut, um eine innere Bedrohung zu imaginären, die er wunderbar mit der von der Nato zunächst herbeigeredeten und danach von ihr geschaffenen Bedrohung des Friedens verbinden konnte.

Wenn es allerdings darum geht, die Mieter vor den Immobilienkonzernen zu schützen, das Krankenhauswesen vor den Begehrlichkeiten der Pharma- und Klinikkonzernen zu schützen, das Rentensystem vor den Abzockern der Finanzkonzerne zu schützen und Geld für Schulen und die Infrastruktur durch die Wiedereinführung der Vermögenssteuer zu besorgen, ist es schlagartig vorbei mit der Solidarität "aller Deutschen".

Und wenn es demnächst darum geht, deutsche Staatsbürger als Soldaten in den Tod zu schicken, wird es auch klar sein, dass es eine privilegierte Schicht geben wird, deren Kinder verschont bleiben.

Der von Scholz beschworene Zusammenhalt dient nur dem Stillhalten bei der Opferung des Sozialstaates, um das Geld der Bürger den Rüstungskonzernen und den Kriegstreibern in den Rachen zu werfen. [jdm]

Krieg regelt nichts

Dwight D. Eisenhower war als General der US-Armee maßgeblich an dem Sieg der Allierten über Nazi-Deutschland beteiligt. Als Kriegsheld wurde er zum US-Präsidenten gewählt und betrieb den Kalten Krieg gegen die Sowjetunion.

Transparent in Bad Zwischenahn
Transparent in Bad Zwischenahn

Trotzdem unternahm er erste Schritte in Richtung einer Entspannung durch die Gründung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA). Auch den Koreakrieg beendete er mit der Zustimmung zum Waffenstillstand.

Eisenhower soll den Krieg abgrundtief verabscheut haben. Er bezeichnete ihn als „Dummheit der Menschheit“ und bewegte sich dabei offenbar auf einer Argumentations-Linie mit seiner Mutter. Als bekennende Pazifistin und tiefgläubiges Mitglied der Zeugen Jehovas trat sie eher für eine Verweigerung des Kriegsdienstes ein. Ihm wird der Spruch "Krieg regelt nichts" zugesprochen.

Eisenhower warnte in seiner Abschiedsrede davor, dass der militärisch-industrielle Komplex die Demokratie in den USA gefährde. Er sagte: "Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen. Wir dürfen es nie zulassen, dass die Macht dieser Kombination unsere Freiheiten oder unsere demokratischen Prozesse gefährdet. Wir sollten nichts als gegeben hinnehmen. Nur wachsame und informierte Bürger können das angemessene Vernetzen der gigantischen industriellen und militärischen Verteidigungsmaschinerie mit unseren friedlichen Methoden und Zielen erzwingen, so dass Sicherheit und Freiheit zusammen wachsen und gedeihen können."

Um diese Warnung eines Mannes, der sein Leben lang mit Militär und Rüstung zu tun hatte, zu entkräften, wird seine Warnung heute gern als "Verschwörungstheorie" verleumdet - eine Methode, die in den letzten Jahren lawinenartig zugenommen hat. [jdm]

Für Diplomatie statt Kriegskitsch und Waffenlieferungen

Die Friedensbemühungen Deutschlands, bestehen darin, das Gemetzel in der Ukraine zu befeuern und weitere Tötungsmaschinen zu liefern, damit das Töten und Verstümmeln ja nicht aufhört. Denn das könnte die Aktionäre von Rheinmetall traurig machen. Und die CDU/CSU/SPD/FDP/Grünen können solche Trauer zu Weihnachten nicht ertragen. Geliefert werden gerade: 15 Kampfpanzer vom Typ Leopard 1 A5, zwei Gepard-Flugabwehrpanzer, 65000 Schuss Flakpanzermunition sowie weitere Munition für das Iris-T-System, eine Panzerhaubitze 2000, zwei Flugabwehrsysteme vom Typ Iris-T, Luft-Luft-Raketen vom Typ AIM-9L/I Sidewinder und zwei Patriot-Abschussbasen.

Damit hat Deutschland Militärhilfen in Höhe von etwa 28 Milliarden Euro für die Ukraine zur Verfügung gestellt. Mit einem Teil des Geldes wurden Rüstungslieferungen der Industrie finanziert, also den Rüstungskonzernen das Geld direkt in den Rachen geworfen.

Die Lehre Deutschlands aus den zwei Weltkriegen, die es begonnen hat, ist, Russland im dritten Anlauf zu besiegen (Gruß von der feministischen Außenministerin und „Völkerrechtlerin“ Baerbock).

Krieg braucht Propaganda und deshalb läuft derzeit ein Programm, um den so genannten Zivilschutz zu stärken. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) will die Bevölkerung ermuntern, in Eigenheimen Schutzräume einzurichten. Dafür bieten sich nach BBK-Angaben Keller an, aber auch Tiefgaragen. Insgesamt soll die Bevölkerung besser darüber aufgeklärt werden, wie sie sich in Bedrohungslagen schützen kann. Was natürlich vollkommener Fake ist.

Bei einem atomaren Angriff oder auch nur bei großflächigen konventionellen Angriffen, bieten „Schutz“-Räume keinerlei Schutz. Bei der Bombardierung Dresdens haben diejenigen überlebt, die noch vor der Ausbreitung der Feuer den Schutzraum verlassen konnten; die anderen sind in ihren Schutzräumen verreckt.

In einem Interview mit der ungarischen Wochenzeitung „Demokrata“ (übersetzt bei den Nachdenkseiten verfügbar) erklärt Sergej Karagano, Leiter der Abteilung für Weltpolitik an der Moskauer Wirtschaftshochschule, warum er glaubt, dass zur Verhinderung eines neuen Weltkriegs der taktische Einsatz von Atomwaffen nötig sein könnte: „Die westlichen Eliten haben vergessen, was Krieg ist und was ein Atomkrieg ist“. Wer also wie Pistorius, Baerbock und Konsorten die Gefahr eines Atomkriegs einfach negiert und für Eskalation und Schutzräume plädiert, plant ein Verbrechen an der Menschheit.

Diplomatie, Friedensgespräche auf allen Ebenen, Hilfe für die Kriegsopfer, Unterstützung für die Kriegsdienstverweigerer aller Seiten: das ist notwendig und wäre eine echte Friedensbotschaft.

In seinem heutigen Kommentar setzt sich Burkhard Ewert in der NOZ mit einer Kitschgeschichte der Kriegspropaganda auseinander. Leseempfehlung! [jdm]

Über Sürien – denn Syrien gibt es wohl nicht mehr

Zwölf Jahre Krieg und 20 Jahre Sanktionen haben Syrien vollständig verarmt. Die Türkei hatte in ihrer „Deeskalationszone“ in Idlib Dschihadisten ausgebildet, die USA und Israel bombten in dem Land, wie es ihnen passte. Sogar Ölquellen beuteten die USA aus ohne die Erlöse den Syrern zukommen zu lassen. Mit den umfassenden Sanktionen wurden alle Perspektiven für die Menschen im Land zerstört. Jetzt gab es nichts mehr zu verteidigen und so konnte das Land fast widerstandslos von der islamistischen Hai‘at Tahrir asch-Scham (HTS) übernommen werden.

Al-Jolani, der Chef der HTS, kommt aus einer reichen syrischen Familie. Er bewunderte die Angreifer vom 11. September, trat der al-Kaida bei und kämpfte im Irak. Mit Beginn des Krieges kehrte er nach Syrien zurück und gründete die Nusra-Front als Teil von al-Kaida. Weil er sich von einigen Ideen distanzierte wird er jetzt als „pragmatischer Radikaler“ bezeichnet. Anders als vorher mit Assad überlegt die EU jetzt, wie sie sich den neuen Machthabern andienen kann.

Syrien als souveränes Land spielt in den Vorstellungen des Westens trotzdem keine Rolle. Israel, die USA und die Türkei bomben und besetzen weiter, wie es ihnen gerade passt.

Martin Sonneborn fasst in einem Video die Lage und Verlogenheit der Phrasen von der „regelbasierten Weltordnung“ mit zielgenauen Fragen zusammen. [jdm]

„Zum Teufel mit den Vaterländern!“

Stolperstein: Stefan Zweig (Kapuzinerberg 5).
Stolperstein: Stefan Zweig (Kapuzinerberg 5, Salzburg).

In dem unvollendeten Roman „Clarissa“ von Stefan Zweig geht es um das Leben der Tochter eines Militärs, die 1914 auf einer Lehrerfortbildung in der Schweiz den Organisator der Fortbildung, einen französischen Lehrer Léonard, kennen lernt. Mitten in diese Fortbildung mit Teilnehmern aus verschiedenen Staaten Europas platzt die Nachricht vom Attentat von Sarajevo auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau durch einen nationalistischen Serben am 28. Juni 1914.

Sofort geifern sich eine österreichische und eine serbische Teilnehmerin an und übernehmen die Konfrontationshaltung ihrer Regierungen. Für den Organisator zerbricht damit seine Hoffnung, durch Veranstaltungen wie diese zur Völkerverständigung beizutragen. Weil er Hoffnungen in die französischen Politiker, die ihre Ziele und Ideale sämtlich im Schachern um die Macht verloren hätten, schon aufgegeben hatte, hatte er sich in die Provinz zurückgezogen um von unten an einer Verbesserung der Verhältnisse zu arbeiten – in seinem Fall mit den Lehrern aus der Provinz, denen er Begegnungsmöglichkeiten schaffen wollte.

In einem Gespräch versucht er Clarissa zu erklären, was ihn jetzt verbittert: „Es geht um diesen verdammten Nationalismus, durch den die Parteien zersprengt werden. International. Er verdirbt alles. Es ist das Böse, das ein einziges Vaterland über alles stellt. Wir werden hineingerissen in die Dummheiten unserer Vaterländer. In die Vaterländerei. Was hilft es uns, ehrlich und guten Willens zu sein, wenn ein Dutzend Leute oben es nicht sein wollen. Eine andere Fahne sehen sie an wie der Stier das rote Tuch. Wir müssen uns von den Vaterländereien loslösen. Zum Teufel mit den Vaterländern! … Wir müssen ehrlich sein. Das Frankreich, das wir tatsächlich sind, und das Österreich und das Serbien. Wir, die kleinen Leute, sind nichts; aber uns wollen sie in ihre Interessen hineinziehen und das Kanonenfutter sein lassen. Der Boden, die Erde, die Sprache, die Kunst, das ist Frankreich, und nicht Camborga (französische Kolonie Kambodscha) und Guayana und Madagaskar. Es bildet kein Haar davon. Ich fühle mich da dumm wie ein Bauer und sage schließlich, was geht es mich an. Man muss primitiv denken, um richtig zu denken. Man muss sich zurückerziehen von diesem Wahn, ganz einfach, ganz ehrlich sein. Ich sage, es geht mich nichts an.“

Das Tragische ist, dass Stefan Zweig, der 1942 Suizid beging, für eine friedliche Zukunft eine Einigung Europas als Voraussetzung ansah. Dass sich ausgerechnet dieses vereinigte halbe Europa „als ein einziges Vaterland über alles stellt“, um einen Krieg gegen Russland zu betreiben und zu eskalieren, hat Stefan Zweig wenigstens nicht mehr erlebt. Nur wir erleben es, dass ein deutscher Kriegsminister die gesamte Gesellschaft wieder "kriegstüchtig" machen möchte, und es ist nicht sicher, dass wir es überleben. [jdm/Foto gemeinfrei © 1971markus@wikipedia.de]

Syrien und Ukraine: Regelbasierte Ordnung vs. Völkerrecht – Keine Waffen in Krisen- und Konfliktregionen

Nach dem Sturz der Assad-Regierung in Syrien, wurde am 10. Dezember Mohamed al-Baschir zum geschäftsführenden Premierminister der syrischen Übergangsregierung ernannt. Am selben Tag gaben die USA bekannt, 75 Luftangriffe auf Ziele in Syrien geflogen zu haben, während von der Türkei unterstützte islamistische Milizen von Kurden kontrollierte Gebiete im Nordwesten Syriens einnahmen. Israel sprach selbstbewusst davon, in den vergangenen 48 Stunden 480 Ziele in Syrien angegriffen und dabei u.a. nahezu die ganze syrische Marine vernichtet zu haben.

In einem Meinungsartikel weist Bernhard Klaus von der Informationsstelle Militarisierung darauf hin, dass es in der deutschen Medienlandschaft als legitim und geradezu normal angesehen werde, dass die eigenen Verbündeten im Zuge von Bürgerkrieg und gewaltsamen Regierungswechsel das betreffende Land mit Luftschlägen überziehen und auch mit eigenen Truppen oder verbündeten Milizen in dessen Gebiet vorstoßen.

Anders als in Bezug auf die Ukraine sei hinsichtlich Syriens in westlichen Medien so gut wie nie von „Souveränität“ oder „territorialer Integrität“ die Rede. Die Türkei hatte bereits im Zuge des syrischen Bürgerkrieges Teile Syriens mit eigenen Truppen (Afrin) und über islamistische Verbündete (Idlib) de facto besetzt. Auch die völkerrechtswidrigen Stützpunkte der US-Armee auf syrischem Territorium fänden hierzulande selten Erwähnung. Es werde ganz offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen. Mehr bei der Informationsstelle Militarisierung... . [jdm]

Unterstützt die Ukraine islamistische und dschihadistische Milizen in Afrika und Nahost?

In einer Kleinen Anfrage fordern die Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen u. a,. aus der Gruppe Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Bundestag Aufklärung darüber, ob in die Ukraine gelieferte Waffen zu islamistisch oder separatistisch motivierten Gruppierungen in Nordafrika gelangen.

Deutschland unterstützt die Ukraine mit Ausrüstungs- und Waffenlieferungen aus Beständen der Bundeswehr und mit vom Staat finanzierten Lieferungen der Industrie an die Ukraine. Bislang sind laut der Anfrage bereits circa 5 Mrd. Euro (2023) und circa 1,6 Mrd. Euro (2022) in die militärische Unterstützung der Ukraine geflossen. Zudem beliefen sich die Mittel der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung allein für das Jahr 2024 auf etwa 7,1 Mrd. Euro. Zu diesen Hilfen kämen Zusagen in Form von Verpflichtungsermächtigungen für Lieferungen hinzu, die erst in den Jahren 2025 bis 2028 ergehen werden. Diese beliefen sich nach aktuellem Stand auf insgesamt 6 Mrd. Euro.

Doch Deutschland stelle nicht nur Waffensysteme zur Flugabwehr, Artilleriegeschütze, Kampf- und Schützenpanzer sowie Munition und Ersatzteile und mehr bereit, sondern auch die Ausbildung an den gelieferten Systemen. Dabei gehe es bei der Ausbildung an den Waffensystemen nicht nur um deren Bedienung, sondern auch um Taktik, damit die Ukrainer eine größtmögliche Wirkung gegen ihren Gegner erzielen könnten.

Die Anfrage thematisiert die mutmaßliche Beteiligung der Ukraine an Angriffen auf die Streitkräfte Malis und von ihnen unterstützte russische Sicherheitskräfte im Juli 2024. Am 27. Juli 2024 hatten Tuareg-Separatisten und die mit Al Qaida verbundene Gruppe Jama'at Nusrat al-Islam wal Muslimeen (JNIM) Angriffe auf die Streitkräfte Malis und von ihnen unterstützte russische Sicherheitskräfte durchgeführt und ihnen erhebliche Verluste zugefügt. Ein Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes habe angegeben, dass die Ukraine den aufständischen Tuareg bei einem Hinterhalt auf einen Konvoi der malischen Armee und der sie unterstützenden russischen Sicherheitskräfte geholfen habe. Gleichzeitig kündigte er weitere Operationen dieser Art in Afrika an. Mali und Niger brachen wegen der mutmaßlichen Beteiligung der Ukraine an den Gefechten die diplomatischen Beziehungen zur Ukraine ab. Die Einmischung der Ukraine in den lokalen Konflikt im Norden Malis stoße auch in anderen, eher prowestlich orientierten afrikanischen Ländern auf Kritik. So habe Senegal am Wochenende den ukrainischen Botschafter in Dakar einbestellt, weil dieser ein Video veröffentlicht hatte, in dem die jüngsten tödlichen Angriffe auf die malische Armee und ihre russischen Verbündeten unterstützt wurden.

Auch die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS), aus der Mali, Niger und Burkina Faso im Januar ausgetreten sind, habe am Montag in einem Kommuniqué „ihre entschiedene Missbilligung und Verurteilung jeglicher ausländischen Einmischung in der Region“ ausgedrückt. Afrikanische Militärexperten beschuldigen nach Abgaben des BSW die Hauptnachrichtendienstabteilung des Verteidigungsministeriums der Ukraine, mit terroristischen Gruppen, einschließlich Al-Qaida, zusammenzuarbeiten. Zugleich kooperiere die Ukraine mit tschetschenischen Separatistengruppen. Im Krieg in der Ukraine kämpfen bereits seit mehreren Jahren drei tschetschenische Bataillone, die in Kooperation mit den Geheimdiensten Spezialoperationen für die Ukraine gegen Russland durchführen: das Bataillon „Scheich Mansur“, das „Dudajew-Bataillon“ und das „Separate Special Purpose Bataillon“, kurz OBON genannt. OBON sei im Oktober 2022 in die Negativschlagzeilen geraten, weil es Abdul Hakim al-Shishani (Rustam Azhiev) aufnahm, den Anführer einer islamistischen Gruppe in Syrien. Dieser sei selbst der herrschenden und al-Qaida nahestehenden Miliz Hai'at Tahrir asch-Scham (HTS) zu extrem gewesen.

Aktuell gibt es in Syrien Gerüchte, dass jordanische Shaheen-Drohnen, die lasergelenkte Raketen abschießen können, von den islamistischen Eroberern der HTS eingesetzt werden. Die Waffe soll auf der Rüstungsmesse SOFEX 2024 erstmals gezeigt und den dschihadistischen Kampfverbänden von ukrainischen Ausbildern mitgebracht worden sein. [jdm]

Appell der 38: Eine Minute vor Zwölf – Einen großen europäischen Krieg verhindern!

Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht haben zusammen mit 36 weiteren Persönlichkeiten einen Appell auf der Internetseite von "Emma" veröffentlicht. Sie warnen eindringlich vor einer Verlängerung des Ukraine-Krieges durch weitere Waffen. Sie fordern ein Ende des Sterbens und Friedensverhandlungen jetzt! Unterschrieben haben auch prominente Mitglieder der SPD, wie Saarlands Ex-Ministerpräsident Reinhard Klimmt oder Bundesinnenminister a.D. Dr. Otto Schily, Der Appell im Wortlaut:

"Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands gegen die Ukraine tobt seit über 1000 Tagen. Täglich sterben Menschen, die Ukraine wird mehr und mehr zerstört. An der Front steht die ukrainische Armee unter Druck; es fehlt nicht nur an Waffen, sondern auch an Soldaten, die Russen erzielen Geländegewinne. Ein Ende des Sterbens ist nicht in Sicht. 

Die Last-Minute-Entscheidung des US-Präsidenten Biden, Angriffe auf Russland mit von den USA gelieferten Raketen zu genehmigen, hat eine neue Eskalationsstufe eingeleitet. Inzwischen haben auch Großbritannien und Frankreich nachgezogen. Damit steigt das Risiko für ganz Europa extrem. Deutschland könnte das neue Schlachtfeld werden. 

Biden hatte sich in der Vergangenheit geweigert, diesen Schritt zu gehen, um, wie er selbst betonte, einen Dritten Weltkrieg zu vermeiden. Gilt das jetzt nicht mehr? 

Statt alles dafür zu tun, die hochgefährliche Situation zu entspannen, wollen CDU, FDP und Grüne jetzt der Ukraine auch noch Taurus-Raketen liefern. Damit könnte Selenskyj Ziele tief in Russland punktgenau angreifen. Da diese Raketen von Bundeswehrsoldaten programmiert werden müssen, käme die Lieferung des Taurus fast einer Kriegserklärung Deutschlands an die Atommacht Russland gleich. Sie würde mit hoher Wahrscheinlichkeit eine militärische Antwort Russlands nach sich ziehen. 

Wir befinden uns in der vielleicht gefährlichsten Phase dieses Krieges. Unsere oberste Pflicht sollte sein, eine Katastrophe für unser Land und alle Menschen in Europa zu vermeiden. Deutschland hat aktuell zwar keine handlungsfähige Regierung, aber immerhin ein handlungsfähiges Parlament. Wir appellieren an alle politischen Akteure: Vergessen wir unsere Differenzen und handeln gemeinsam, um das Schlimmste zu verhindern! 

Es ist höchste Zeit, dass sich die deutsche Politik mit Nachdruck für eine Deeskalation und einen sofortigen Waffenstillstand mit anschließenden Friedensverhandlungen einsetzt. So, wie es zum Beispiel der unter anderem von der Schweiz unterstützte Friedensplan Brasiliens und Chinas vorsieht. 

Den Ukraine-Krieg kann und wird keine Seite gewinnen. Wenn die Waffen nicht bald schweigen, laufen wir Gefahr, alle gemeinsam zu verlieren. Noch nie seit dem Ende des 2. Weltkriegs war die Gefahr eines Nuklearkriegs in Europa so groß wie jetzt. Wir müssen sie bannen, bevor es zu spät ist."

DIE UNTERZEICHNERiNNEN: Prof. Dr. Peter Brandt, Historiker und Publizist, Reiner Braun, Friedensbewegung, Andrea Breth, Theater-Regisseurin, Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler, Prof. Dr. Wolfgang Däubler, , Rechtswissenschaftler, Daniela Dahn, Schriftstellerin, Dr. Petra Erler, Publizistin, Dr. Svenja Flaßpöhler, Philosophin, Prof. Dr. Hajo Funke, Politikwissenschaftler, Dr. Peter Gauweiler, Rechtsanwalt und Bayer. Staatsminister a.D. (CSU), Wolfgang Grupp, Firma TRIGEMA, Prof. Dr. Michael Hartmann, Soziologe, Henry Hübchen, Schauspieler, Prof. Dr. Elisa Hoven, Strafrechtlerin, Prof. Dr. Hans Joas, Mitglied der Grundwertekommission der SPD, Reinhard Klimmt, Ministerpräsident a.D. (SPD), Uwe Kockisch, Schauspieler, Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz, Publizistin, Oskar Lafontaine, Ministerpräsident a.D., Detlef Malchow, Unternehmer, Prof. Dr. Reinhard Merkel, Rechtsphilosoph, Dr. Hans Misselwitz, Mitglied der Grundwertekommission der SPD, Albrecht Müller, Publizist (SPD), Michael Müller, NaturFreunde Deutschlands, Willy van Ooyen, Friedensbewegung, Prof. Dr. Frauke Rostalski, Rechtsphilosophin, Oliver Ruhnert, langjähriger Fußballmanager (BSW), Dr. Otto Schily, Bundesinnenminister a.D., Michael von der Schulenburg, Abgeordneter EU-Parlament (BSW) und ehemaliger Stellv. UN-Generalsekretär, Alice Schwarzer, Autorin und EMMA-Verlegerin, Prof. Dr. Wolfgang Streeck, Soziologe, Günter Verheugen, Vizepräsident der Europäischen Kommission a.D., Dr. Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende BSW, Dr. Nathalie Weidenfeld, Kulturwissenschaftlerin, Hans-Eckardt Wenzel, Liedermacher, Katarina Witt, Sportlerin, Natascha Wodin, Schriftstellerin, Dr. Juli Zeh, Schriftstellerin [jdm]

Friedrich Merz will seine Kriegsrhetorik nicht mehr wahr haben – Baerbock simuliert Friedensvorschläge

So lautete das Ultimatum, das Friedrich Merz (CDU) in seinem Newsletter vom 19.10.2024 formulierte: "Zusammen mit weiteren Staats- und Regierungschefs hätte der deutsche Bundeskanzler zeigen müssen, was „Zeitenwende“ in Europa bedeutet. Und zusammen mit Frankreich und Großbritannien hätte es deutliche Ansagen an Putin geben müssen: Wenn der Kriegsterror gegen die Zivilbevölkerung nicht binnen 24 Stunden aufhört, werden die Reichweitenbegrenzungen der gelieferten Waffen aufgehoben. Wenn das nicht reicht, liefert Deutschland Taurus Marschflugkörper, um die Nachschubwege der russischen Armee zu zerstören."

Das ist zwar eine ziemliche deutliche Aussage. Aber weil auch bei den Bellizisten in Berlin angekommen ist, dass die Bevölkerung keineswegs mit "Hurra" an die Front marschieren will, wies er gestern Vorwürfe von Kanzler Olaf Scholz (SPD) zur Frage weitergehender Waffenlieferungen an die Ukraine zurück. »Ich habe zu keinem Zeitpunkt dem russischen Präsidenten ein Ultimatum gestellt«, sagte der Kanzlerkandidat der Union vor einer Fraktionssitzung in Berlin.

An dieser Aussage von Merz ist alles außer einem Detail falsch: Er hat tatsächlich nicht Putin das Ultimatum gestellt, sondern Scholz aufgefordert, dies zu tun. Er hat von Scholz also gefordert, dass Deutschland sich aktiv an einem direkten Krieg gegen Russland beteiligt. Und will es jetzt im Wahlkampf nicht mehr wahr haben. Immerhin!

Die Horrormeldung, dass Annalena Baerbock (Die Grünen) für deutsche Truppen in der Ukraine plädiere, hat sich als fehlerhafte Meldung herausgestellt. Sie hatte erklärt, neben Sicherheitsgarantien wie einer Nato-Mitgliedschaft stehe auch eine internationale Präsenz zur Absicherung eines Waffenstillstandes im Raum. Auch Bundeswehrsoldaten könnten einen möglichen Waffenstillstand in der Ukraine sichern.

Kritisiert wurde sie dafür von der CDU wieder einmal aus völlig falschen Gründen. Baerbock wurde vorgeworfen, sie nähre damit Zweifel daran, dass die Ukraine in der Lage sei, die territoriale Integrität des Staatsgebietes mit eigenen Soldaten wiederherzustellen und in diesem Sinne den Krieg, den Russland vom Zaun gebrochen hat, zu gewinnen. Mit anderen Worten, die CDU möchte den Krieg unbedingt am Laufen halten, obwohl es die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass die Ukraine nicht gewinnen kann, und Russland außer Geländegewinnen im Osten und viel Zerstörung in der Ukraine auch nichts gewinnen kann. Der Krieg ist ein Segen für die Aktionäre der Rüstungsindustrie - und Friedrich Merz kann als Pate der Aktionäre gelten.

Inhaltlich ist Baerbocks Simulation eines Friedensvorschlags allerdings tatsächlich vollkommen daneben: Russland vorzuschlagen, dass ausgerechnet die Staaten, die den Krieg gegen Russland mit Waffen und Sanktionen statt Diplomatie verlängert haben, ihre Truppen in einer Pufferzone an der russischen Grenze stationieren sollen, um als Unparteiische den Frieden zu sichern, zeugt von kompletter Realitätsverweigerung. Russlands Krieg hatte zum Ziel Nato-Truppen von Russlands Grenzen fern zu halten. Da wird es für die russische Regierung wenig erstrebenswert sein, diese Truppen als Friedenstruppe verkleidet an den Grenzen zu stationieren.

Um tatsächlich Frieden in der Ukraine zu erreichen, braucht die Welt keine solchen Tricksereien von Baerbock und ihren Nato-KollegInnen. Da sollte sie besser einmal die Friedensvorschläge Chinas und Brasiliens studieren. [jdm]

AußenministerInnen ohne Diplomatie

Außenminister werden häufig auch als Chefdiplomaten bezeichnet, weil es ihre Aufgabe ist, für ein möglichst konfliktfreies Nebeneinander mit anderen Staaten (denen außerhalb des eigenen Staates) zu sorgen.

Die gemeinsame Erklärung der Außenministerinnen und -minister Deutschlands, Frankreichs, Polens, Italiens, Spaniens und des Vereinigten Königreichs in Warschau vom 19.11.2024 ist eine Erklärung, die mit Diplomatie nichts zu tun hat, sondern sie liest sich eher wie eine Kriegserklärung.

Die erste Hälfte der Erklärung strotzt vor Beschimpfungen Russlands und vor moralischen Entrüstungen („ruchlos“). Und dann folgt eine Aufzählung von Maßnahmen, die allesamt nur einen Inhalt haben: die Nato muss aufrüsten, wir brauchen mehr Waffen und mehr staatliches Geld muss in jede Art von Kriegstechnik gesteckt werden.

Im vorletzten Aufzählungspunkt ist den Außenministerinnen und -ministern plötzlich eingefallen, dass sie offiziell ja gar keinen Krieg gegen Russland führen – das macht ja ihr Stellvertreter Ukraine. Deshalb heißt es „dass Frieden nur mit der Ukraine verhandelt werden kann…“. Aber auch in diesem Absatz können die Außenminister es nicht lassen, durchblicken zu lassen, wie gern sie den Krieg führen:“…,die die europäischen, amerikanischen und G7-Partner an ihrer Seite hat, und sicherzustellen, dass der Aggressor die Konsequenzen seiner rechtswidrigen und den in der UN-Charta festgelegten Regeln zuwiderlaufenden Handlungen – auch in finanzieller Hinsicht – trägt“.

Es ist eine Binsenweisheit, dass jeder Krieg nur durch Verhandlungen mit dem Gegner beendet werden kann. Ausnahmen sind der Sieg einer Seite, der in der Ukraine nicht zu erwarten ist und seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr vorkam, sowie der  Zusammenbruch eines Landes und Umwandlung in ein dauerhaft zerstörtes Land (failed States), wie in Libyen, Syrien, Somalia oder Afghanistan. Diese Binsenweisheit erreicht die Außenminister nicht. Entweder sind sie vollkommen dumm und ungebildet oder aber sie haben nicht die Interessen ihrer Länder und der Ukraine im Sinn, sondern ausschließlich die Interessen der Rüstungsindustrie und des militärisch-industriellen Komplexes der USA.

Die eigentliche Aufgabe der Außenministerinnen und -ministern wäre gewesen, zu erörtern, wie dieser Krieg beendet werden kann und welche Angebote man den beiden Kriegsgegnern machen kann, um das Gemetzel zu beenden. Aber vermutlich wissen diese „Chefdiplomaten“ um ihre eigene Bedeutungslosigkeit und dass der Krieg letztlich durch Verhandlungen oder Nichtverhandlungen zwischen den USA und Russland beendet oder bis zum alles vernichtenden Atomkrieg eskaliert wird. [jdm]

„Die Idioten bauen immer noch F-35 Jets“ – Elon Musk

Der Leiter der Behörde für effizientes Regieren in der zukünftigen Trump-Regierung erregte mit seinem neuesten Statement die Gemüter des zivilen und militärischen Rüstungsestablishments. Er begründete sie mit mit der Fähigkeit von Kampfdrohnen. Sie würden Kampfjets wie die F35 überflüssig machen. Als ehemaliger Pilot solcher Flugzeuge und NATO-Luftkriegsplaner kann ich ihm nur beipflichten. Im folgenden Artikel, der meinem neuesten Buch „Krieg“ entnommen ist, begründe ich „aus dem Nähkästchen“ warum.  

„Toys for the Boys“, nannte sie mein US-Airforce Fluglehrer und Vietnamveteran. Der Eurofighter hätte eigentlich das letzte Kampfflugzeug der Luftwaffe sein müssen. Davon war ich fest überzeugt. Die Geschichte des Luftkrieges lässt keinen anderen Schluss zu. Nun ist man doch wieder dem alten Denkmuster gefolgt und beschafft als Nachfolger für die Tornado die F18. Flugzeug- und Waffen-technisch der Tornado weit überlegen stand sie in Konkurrenz zu einer Fortentwicklung des Eurofighter und zur teuren F35, die seit dem Ukraine-Krieg wieder als mögliche Option gehandelt wird. Auswahlkriterien sind in der Hauptsache Vergleiche mit Leistungsdaten anderer Neu-Entwicklungen, wie der französischen Rafale, der schwedischen Gripen und natürlich der russische SU 35. Man könnte den Beschaffungsprozess in der Luftwaffe fast mit dem Spielen eines Flugzeug-Quartetts vergleichen. Das gilt übrigens auch für alle anderen technischen Systeme beim Heer (z.B. Panzer) und bei der Marine (z.B. Korvetten). Mit einem Unterschied. Im Vergleich zu allen anderen Waffensystemen können Kampfjets auf Grund ihrer inhärenten Fähigkeiten (Geschwindigkeit, Reichweite, Präzision und Waffenwirkung) in allen Ebenen der Kriegsführung (taktisch, operativ und strategisch) gleichzeitig wirken.

Luftkrieg, eine Wissenschaft

Feind in Ziele-System aus 5 Ringen

Diese weit über das Technische hinausgehende doktrinäre Betrachtungsweise des Luftkrieges verdanken wir Luftkriegsvisionären wie Billie Mitchell, Weltkrieg I Pilot und einer der geistigen Väter des strategischen Luftkrieges im 2. Weltkrieg. Seine Vision: Air Power allein kann Kriege gewinnen. Der militärische Durchbruch dieser Idee gelang erst 1991 im 2. Golfkrieg gegen den Irak (Desert Storm). Im Geiste Billie Mitchells hatte US Air Force Colonel John A. Warden eine neue Doktrin entwickelt. Sie basiert auf der politischen Zielsetzung von Krieg nach Clausewitz und konstruiert den Feind in ein Ziele-System aus 5 Ringen (siehe Grafik).

Es gilt, bestimmte Ziele in den verschiedenen Bereichen (Ringen) so auszuwählen und “abzuarbeiten”, dass der Gegner sich dem eigenen Willen unterwirft. Der KO-Schlag ist der, wenn man es schafft, die Führung zu „enthaupten“. (to decapitate ist der Fachausdruck in US-Doktrin Papieren). Nach diesem System wurden die Luftkriege gegen den Irak 1991 und 2003 geplant und durchgeführt. Den Krieg hatte man so gewonnen. Ein politisches Ziel, hat man jedoch nicht erreicht. Und man blieb lernresistent, wie der NATO-Luftkrieg gegen Libyen (2011), die US Luftkriege gegen die Taliban in Afghanistan (2001 bis 2021), gegen den IS (2014 bis heute) und nicht zuletzt die seit Jahrzehnten andauernden israelischen Luftschläge gegen die Palästinenser beweisen. Trotzdem spukt der Kernsatz der Mitchell-Doktrin unbeirrt in den Köpfen von Luftwaffen-Generalen, Politikern und Fachleuten weiter herum.

Luftwaffen können Kriege gewinnen

Als Begründung bemüht man schon lange nicht mehr die Mitchell-Doktrin des Kriege-Gewinnens, sondern argumentiert bei der Entwicklung und Beschaffung von Kampfflugzeugen mit Bedrohungen (Terrorismus, Schurkenstaaten, Russland) und dem Vergleichen von Leistungsparametern anderer Kampfflugzeuge. Man begreift nicht, dass man auf diese Weise das Lieblingskind jeder Luftwaffe, den Kampfjet, grundsätzlich in Frage stellt. Denn …

Terroristen 

lassen sich nämlich nicht über das Warden-Modell „abarbeiten“. Die einzigen Ziele sind die Kämpfer selbst einschließlich deren Führungspersonen. Sie bewegen sich in der Bevölkerung wie Fische in einem Schwarm, so dass es fast unmöglich ist, sie aus der Luft auszumachen. Jeder Luft-Angriff auf sie ist mit großem Aufwand verbunden. Dabei spielt der Selbstschutz eine immer größere Rolle. Man greift nur noch aus mittleren und großen Höhen an, um nicht zu riskieren, im Tiefflug abgeschossen zu werden. Die Bomben treffen mit Präzision und manchmal auch Terroristen, all zu oft aber auch unschuldige Zivilisten.

Schurkenstaaten 

kann man mit Kampfjets über das Warden-Modell zwar „abarbeiten“, wie die Beispiele Irak und Libyen gezeigt haben. Es ist aber vergebliche Mühe, wenn kein politisches Ziel dahintersteht bzw. dieses mit Luftkrieg nicht zu erreichen ist. Westliche Politiker greifen dennoch gern zu diesem „letzten“ Mittel, um Menschen vor Diktatoren zu schützen, wie sie sagen. Diktatorische Regime hat man auf diese Weise stürzen können, wie obige Beispiele belegen. Menschen wurden aber nicht geschützt. Durch das Machtvakuum hat man Bürgerkriege entfacht, die vielen Menschen das Leben gekostet hat bzw. zu Flüchtlingen gemacht hat. Man könnte sagen, dass die Flüchtlingswellen nach Europa u.a. durch den Einsatz von Kampfjets ausgelöst wurden. In diesem Sinne sind Kampfjets nicht nur in ihrer militärischen Wirkung gefährlich, sondern noch viel mehr in den Auswirkungen ihres Einsatzes, für die Menschen in der Einsatzregion und für uns. Diese Bewertung passt im Übrigen auch auf den Ukraine-Krieg. Die Ukraine ist zwar kein Schurkenstaat aber ein „symmetrischer“ Gegner und wird von den russischen Streitkräften gem. Warden-Modell „abgearbeitet“. Wie zu erwarten war, haben die Bombardierungen, die sicherlich die ukrainischen Streitkräfte zum Ziel hatten, Flüchtlingswellen erzeugt. Auch hier muss bezweifelt werden, ob der Einsatz von hochmodernen Kampfjets im Sinne des politischen Zieles (Verhinderung des ukrainischen NATO-Beitritts) erfolgreich sein kann. Wir werden sehen.

Russland 

in einem Krieg über das Warden-Modell „abarbeiten“ zu wollen, wäre ein gefährliches Unterfangen. Die Russen würden gegen die NATO-Länder eine ähnliche Strategie verfolgen. Das Ergebnis wäre ein katastrophaler Abnutzungskrieg, an dessen Ende entweder Verhandlungen stehen oder der nukleare Weltuntergang.

Für mich sind die Argumente überwältigend. Kampfjets sind senil, überflüssig und damit gefährlich. Der Aufwand, den man betreiben muss, um sie irgendwie effektiv zu machen und gegen die gegnerische Luftverteidigung zu schützen, steht in keinem Verhältnis mehr zu ihrer Wirkung. In diesem Sinne sind Kampfjets sind senil geworden. Die Gefährlichkeit besteht nicht in ihren Fähigkeiten, sondern in den katastrophalen politischen und menschlichen Auswirkungen, die mit einem Luftkrieg einhergehen. Die nüchterne Bewertung der Geschichte des Luftkrieges lässt keinen anderen Schluss zu. Trotzdem bin ich der Überzeugung, dass wir eine Luftwaffe brauchen, nicht um Kriege zu gewinnen oder Bedrohungen abzuschrecken oder zu bekämpfen, sondern um klar formulierte politische Ziele in der Außenpolitik zu unterstützen. Wie Luftwaffen dazu beitragen können, darüber gibt es Beispiele aus der Geschichte. Aber das soll Thema eines anderen Artikels sein. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrich’s Newsletter, Foto pixabay]

Nächste Stufe der Eskalation: Jetzt schlagen die Mittelstreckenraketen ein – noch ohne Atomsprengköpfe

"Russland hat gestern die Ukraine mit der neuartigen ballistischen Mittelstreckenrakete Oreschnik beschossen, nachdem die Ukraine zuvor erstmals Russland mit britischen und us-amerikanischen Raketen beschossen hat. Wenn dieser Weg der Eskalation fortgesetzt wird, kann uns das Schritt für Schritt dem Dritten Weltkrieg näher bringen", warnt Gregor Gysi, außenpolitischer Sprecher der Linken im Bundestag.

Gysi fordert: "Für Deeskalation jetzt runter vom Gas und rauf auf die Bremse! Die Atommächte Russland und USA haben eine Verantwortung gegenüber der Weltgemeinschaft, jetzt den Dialog zu suchen. Erstes Ziel sollte eine Waffenruhe bis zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten im Januar sein, um Voraussetzungen für einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine und ernstzunehmende Friedensverhandlungen zu ebnen. Das Töten, Verletzen und Zerstören muss beendet werden."

US-Präsident Biden hatte kürzlich überraschend grünes Licht an die Ukraine für den Einsatz weiterreichender US-Raketen gegen Russland gegeben. Großbritannien gab ebenfalls seine Zustimmung zum Einsatz seiner Systeme.

Screenshot Putin bei seiner Fernsehrede am 22.11.2024

In einer Fernsehrede bestätigte Russlands Präsident (deutsche Übersetzung des englischen Transkripts der Rede hier) dass am 19. November sechs taktische ballistische ATACMS-Raketen aus US-amerikanischer Produktion und am 21. November während eines kombinierten Raketenangriffs mit britischen Storm Shadow-Systemen und HIMARS-Systemen aus US-amerikanischer Produktion militärische Einrichtungen innerhalb der Russischen Föderation in den Regionen Brjansk und Kursk angriffen. Es habe Tote und Verletzte gegeben.

Als Reaktion auf die Stationierung amerikanischer und britischer Langstreckenwaffen hätten die russischen Streitkräfte am 21. November einen kombinierten Angriff auf eine Einrichtung des ukrainischen Verteidigungsindustriekomplexes durchgeführt. Unter Feldbedingungen habe Russland eines der neuesten russischen Mittelstreckenraketensysteme, eine nichtnukleare ballistische Hyperschallrakete mit dem Namen Oreschnik getestet.

Russland entwickele Mittelstreckenraketen und Kurzstreckenraketen als Antwort auf die Pläne der USA, Mittelstreckenraketen und Kurzstreckenraketen in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum zu produzieren und zu stationieren. Russland sei der Meinung, dass die Vereinigten Staaten einen Fehler gemacht hätten, als sie den INF-Vertrag 2019 unter einem weit hergeholten Vorwand einseitig aufkündigt hätten.

Russland halte sich für berechtigt, seine Waffen gegen militärische Einrichtungen derjenigen Länder einzusetzen, die ihre Waffen gegen Russlands Einrichtungen einsetzen dürfen, und im Falle einer Eskalation aggressiver Handlungen sei Russland entschlossen spiegelbildlich zu reagieren. Derzeit gebe es keine Mittel, um gegen solche Waffen Russlands vorzugehen. Die Raketen könnten Ziele mit einer Geschwindigkeit von Mach 10 angreifen, was 2,5 bis 3 Kilometer pro Sekunde bedeute. Die derzeit auf der Welt verfügbaren Luftabwehrsysteme und die von den Amerikanern in Europa entwickelten Raketenabwehrsysteme könnten solche Raketen nicht abfangen. Deshalb werde Russland aus humanitären Gründen vor dem Einsatz solcher Waffen Zivilisten und Bürgern befreundeter Länder, die sich in diesen Gebieten aufhielten, im Voraus vorschlagen, die Gefahrenzonen zu verlassen.

Bundeskanzler Scholz sprach angesichts dieser Entwicklung von einer „furchtbaren Eskalation“. Er sah sich gleichzeitig in seiner „Besonnenheit“ bestätigt, der Ukraine die Lieferung deutscher „Taurus“-Marschflugkörper zu verweigern.

Putin äußerte in seiner Rede, dass es nicht Russland, sondern die Vereinigten Staaten gewesen seien, die das internationale Sicherheitssystem zerstört hätten. Indem sie weiter kämpften und an ihrer Hegemonie festhielten, trieben sie die ganze Welt in einen globalen Konflikt.

Russland habe es immer vorgezogen und sei auch jetzt bereit, alle Streitigkeiten mit friedlichen Mitteln zu lösen. Aber Russland sei auch bereit für jede Wendung der Ereignisse und werde immer eine Antwort geben. [jdm]

Drohen, Einmarschieren, Krieg führen – Des Menschen Natur?

Krieg - ein Computerspiel

Ulrich Scholz

Der Krieg in der Ukraine ist im 33. Monat. Politisches Agieren und Berichterstattung durch die Medien bewegen sich, eigentlich von Beginn an, auf dem Niveau von Schuljungen, die ein Computerspiel spielen. Der, der am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt. Es werden Moral und Recht-Punkte vergeben, Truppenstärken-Punkte, Verluste-Punkte, Panzer und Artillerie-Punkte und natürlich Kampfjets-Punkte. Für Fortgeschrittene gibt es Spielerweiterungen in Richtung operative Kriegführung. Es gibt jetzt Punkte für die Fähigkeit, aus der Luft Ziele im gegnerischen Hinterland anzugreifen. Auch eine politische Erweiterung ist schon in Arbeit. Sie vergibt Punkte für Zielerreichung bei zukünftigen Verhandlungen. Nun ist Krieg kein Spiel, bei dem es einen Gewinner gibt. Den gab es in der Geschichte nur, wenn er total bis zur bedingungslosen Kapitulation (Deutschland am Ende des zweite Weltkriegs) bzw. der totalen Vernichtung (Karthago) geführt wurde.

Der Staat – die eigentliche Ursache für Kriege

Wenn Herr Putin oder Herr Zelensky und dessen Protegés im Westen dennoch glauben, diesen Krieg gewinnen zu können, dann sind Zweifel an deren Intelligenz angebracht. Weder können sie ihn gewinnen noch ihre politischen Ziele auf diesem Wege erreichen. In meinem Buch „Krieg-eine Beleidigung der menschlichen Intelligenz“ führe ich das Argument darüber. Wenn dem so ist, stellt sich doch die Frage, warum Staatsführungen immer noch zu dem Mittel „Krieg“ greifen, um Konflikte mit anderen Staaten zu lösen. Die Gründe liegen tiefer als nur in der Intelligenz der Verantwortlichen. Man könnte sie unter dem Schlagwort „mangelnde Bildung“ zusammenfassen. Die Politikwissenschaften und hier die Staatentheorie, die sich auf Philosophen wie Thomas Hobbes und Immanuel Kant berufen, haben schon vor einem halben Jahrhundert wissenschaftliche Antworten gegeben und noch weiter, Wege aufgezeigt, wie Konfliktlösungen zwischen Staaten ohne Krieg möglich sind. Im Folgenden sollen die zwei dominierenden Staatentheorien vorgestellt werden. Sie lauten „Realism“ und „Liberalism“. Da die deutschen Begriffe Realismus und Liberalismus andere Bedeutungen haben, werden die englischen als eindeutige Namensgeber benutzt. Sie stehen für Sichtweisen auf die Natur des Menschen (gut oder böse) und auf die Pflicht des Staates, für die äußere Sicherheit seiner Bürger zu sorgen (Militärische Stärke oder friedliche Ko-Existenz). Wenn Sie um diese scheinbar einfachen Unterscheidungen im Zusammenleben von Staaten wissen, werden Sie vielleicht ahnen, wie wichtig es ist, sie in Hinblick auf die gegenwärtigen Konflikte in der Ukraine und in Westasien zu verstehen. Dieser kleine Artikel soll dazu beitragen.

Realism - eine archaische Sicht auf die Welt

Als Urvater des Realism gilt der englische Philosoph Thomas Hobbes (5. April 1588 - 4. Dezember 1679). Erschüttert von der grenzenlosen Gewalt im englischen Bürgerkrieg postulierte er den starken Staat. Nur der könne für die Sicherheit seiner Bürger sorgen. In seinem Buch „Leviathan - oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und staatlichen Gemeinwesens“ beschreibt er den Menschen in seinem Naturzustand als frei von jeder Moral und traditionellen Einschränkungen. Im Zusammenleben seien Gewalt und Anarchie die Folge (Der Mensch ist des Menschen Wolf). Nur ein starker Staat könnte das verhindern. Politikwissenschaftler des daraus entwickelten Realismus übertrugen dieses Bild auf Staaten. Im Naturzustand verhielten sich die ähnlich wie der Mensch. Da es keine übergeordnete Macht gäbe, sei ihr Zusammenleben von Gewalt und Anarchie geprägt. In diesem Dschungel könne nur ein starker Staat für die Sicherheit seiner Menschen sorgen. Der Lauf der Geschichte nach dem Westfälischen Frieden (14. Oktober 1648), der den 30jährigen Krieg beendete und als Gründungsdatum des Staates, wie wir ihn heute kennen, angesehen wird, bestätigt dieses Bild. Sicherheitspolitik basierte hauptsächlich auf militärischer Stärke. Die großen konnten es sich leisten, die kleinen suchten Bündnisse mit den großen, um zu überleben. Die kriegerischen Auseinandersetzungen des 18., 19. und 20. Jahrhundert liefen nach diesem Muster ab. Die Staatentheorie des Realism befand sich in einer Zirkularität mit der Geschichte. Man könnte nun meinen, dass er bis heute gilt. Dem ist aber nicht so. Beeindruckt durch die Schrecken des 2. Weltkrieges und dem Beginn des Kalten Krieges erfuhr er eine entscheidende Veränderung. Und nicht nur das. Eine neue Staatentheorie entwickelte sich. Die des Liberalism.

Realism – eine vernünftige Sicht auf die Welt

Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Hans-Joachim Morgenthau  (17. Februar 1904 – 19. Juli 1980), der nach dem 2. Weltkrieg die Außenpolitik seines Landes entscheidend beeinflusst hat, gab dem Realism einen zeitgemäßen Anstrich. Für ihn galt es, bei aller Interessenverfolgung Kriege zu vermeiden. So war er ein kompromissloser Gegner des US-amerikanischen Vietnamkriegs. In seinem Jahrhundertwerk „Politics Among Nations – The Struggle for Power und Peace“ finden sie folgende Schlüsselgedanken:

  • Politische Macht dient Interessen
  • Interessenausgleich geht vor Einschüchterung
  • Werte zu Interessen erklären ist Heuchelei
  • Universelle Werte haben ihre Grenzen

Wie Sie am Verhalten der Staaten im Ukrainekrieg erkennen können, sind diese Weisheiten, die auf geschichtlichen Erfahrungen und politischen Erkenntnissen beruhen, an ihnen vorübergegangen. Wir erleben gerade den Rückfall in einen archaischen Realism. Wenn die Staatsführungen von Russland und den USA diesen Weg eingeschlagen haben, kann man es getreu dem Zitat, wer einen großen Hammer besitzt, der sieht in jedem Problem einen Nagel, vielleicht noch verstehen. Wenn die europäischen Staaten dabei mitmachen, nur noch sehr schwer. Die europäische Einigung nach dem 2. Weltkrieg erfolgte nämlich im Geiste des Philosophen Immanuel Kant. Daraus hat sich die Staatentheorie des Liberalism entwickelt.

Liberalism – der Weg zum freundlichen Staat

Auf seiner Prämisse, dass der Mensch gut ist, stellt Kant in seinem Werk „Zum Ewigen Frieden“ ethische Forderungen an den Staat.

  • Moral und Politik gehören zusammen
  • Keine gewaltsame Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Staates
  • Versöhnungsbereitschaft im Kriege
  • Republikanische Verfassungen
  • Föderalismus freier Staaten

Der europäische Einigungsgedanke war einstmals von diesen Forderungen beseelt. Man hatte den Staat mit seinen Interessen als Ursache für Krieg begriffen. Die politische Konsequenz: Schaffung von internationalen Organisationen und Abgabe von staatlicher Souveränität an dieselben. Die Umsetzung war viel versprechend, wie eine lange Liste von internationalen Organisationen zeigt (UNO, WHO, WTO, IAEA, ICC, EU, Europäischer Gerichtshof, Europäisches Parlament, u.v.m.).

Die Lösung

In vielen Bereichen funktioniert das internationale System, in einigen nicht. Es versagt, wenn Staaten nationales Interesse über das Interesse der Staatengemeinschaft stellen. Diesem „Vergehen“ sind sie alle schuldig. Herr Putin ist in bester Gesellschaft. Die neuere Geschichte, die in der Tradition des Realism von Staaten des Westens geschrieben wurde, ist voller Beispiele. Der Weg von einem aggressiven Realism zu einem Staaten freundlichen Liberalism geht meiner Ansicht nach nur über die Selbstbezüglichkeit, wie Kant sie fordert und auch Morgenthau´s Realism sie anmahnt. Gandhis Zitat bringt es auf den Punkt. Sei Du die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünscht. Was für ethisches Verhalten im Zwischenmenschlichen gilt, muss auch für Staaten gelten. Wenn Staatenlenker ((und wir alle) das begreifen, werden irgendwann einmal Drohen, Einmarschieren und Krieg führen der Vergangenheit angehören. Die wahre Natur des Menschen wird sich zeigen, und die heißt Liebe. [Ulrich Scholz, erstveröffentlicht auf Ulrich’s Newsletter]

Krieg statt Sozialstaat – Die Presse will Pistorius zum Kanzler hochschreiben

Vor der letzten Bundestagswahl 2021 haben die Medien die Grünen regelrecht hochgeschrieben. Die damalige "Kanzlerkandidatin" Annalena Baerbock wurde wie ein Superstar vermarktet und die Grünen wurden als neue Volkspartei dargestellt. Davon kann nach deren Leistung in der letzten Regierung, wo sie neben der FDP für Kriegseskalation und Sozialabbau zuständig waren, keine Rede mehr sein. Nur die von sich selbst besoffenen Grünen glauben, in Robert Habeck trotz oder wegen seiner vollkommen inhaltsleeren Reden auf dem Grünen-Parteitag einen neuen Heilsbringer gefunden zu haben.

Friedrich Merz und sein Adlatus Carsten Linnemann (beide CDU) können mit ihren Hassreden auf Bürgergeldempfänger und Migranten keinem Denkenden mehr deutlich machen, wo der Unterschied ihrer Positionen zu denen von der AFD zu finden ist. Außer bei eingefleischten Parteisoldaten ist ihr Sympathiefaktor sehr begrenzt.

Die Presse hat in diesem Wahlkampf deshalb eine neue Person ausgesucht, die ihrem Anspruch auf "Führung" - das bleibt weiterhin des Deutschen höchstes Glück - gerecht wird und die sich leicht tut, mit unbewiesenen Behauptungen eine "klare Sprache" zu sprechen. Anfangs konnte man meinen, dass nur die NOZ aus reinem Lokalpatriotismus den ehemaligen Osnabrücker Oberbürgermeister Boris Pistorius zum Kanzlerkandidaten hochschreiben wollte. Aber mittlerweile ist die gesamte Presse darauf eingestiegen, so dass sich auch erste SPD-Hinterbänkler trauten, Olaf Scholz zu kritisieren.

Bei den beschädigten Internetkabeln in der Ostsee ist für Pistorius z. B. klar, dass es sich um Sabotage handeln muss und der Schaden nicht durch einen Unfall verursacht sein kann. Alles andere wäre undenkbar. Aber selbst die Tagesschau zitiert einen schwedischen Fachmann, der darauf hinweist, dass solche Schäden meistens genau durch solche Unfälle, z. B. durch Schleppnetze der Fischerboote, ausgelöst werden. Aber Fakten interessieren einen Pistorius nicht sonderlich. Für einen Kriegsminister gehört das ständige Malen von Bedrohungsszenarien zur Arbeitsplatzbeschreibung. Unbewiesene Annahmen sind das tägliche Brot der Nato-Kriegstreiber. Ein Beispiel dafür ist auch die Sichtung von nordkoreanischen Soldaten in Russland. Anfangs konnte die Nato keine entdecken, obwohl Selenskis scharfe Augen schon fündig geworden waren. Dann entdeckten die USA plötzlich, dass nordkoreanische Soldaten vermutlich in russische Uniformen gesteckt wurden. Und jetzt sprechen alle Medien und Kriegspolitiker von einer Tatsache, obwohl die Beweislage sich nicht verändert hat.

Aber reale Gefahren werden einfach negiert. Annalena Baerbock warnte angesichts der neuen russischen Nuklearstrategie nicht vor der erhöhten Gefahr eines Atomkriegs, sondern davor, sich von den Russen Angst machen zu lassen. Ein atomar hochgerüstetes Land, das damit droht, Atomwaffen notfalls taktisch einzusetzen, falls es sich zu stark bedrängt fühlt, einfach nicht ernst zu nehmen, zeugt von einer nicht zu überbietenden Dummheit. Einer Dummheit, der sich die führende Politikerkaste aber angeschlossen hat. Und die Presse, die einerseits Putin alles zutraut und ihm die schlimmsten Taten zuschreibt, macht dabei mit und schreibt, als ob sie glaube, dass Russland sich sehenden Auges vom Westen, der jetzt massenweise Waffensysteme zum direkten Angriff auf Russland liefert, besiegen lassen würde und sein Waffenarsenal nicht nutzen würde, um dieses zu verhindern.

Olaf Scholz scheint bei der Kriegspresse in Ungnade zu fallen, weil er sich noch immer gegen die Lieferung weitreichender Waffensysteme (die von deutschen Soldaten bedient werden müssten) wehrt. Es würde leichter fallen, Olaf Scholz hierfür zu loben, wenn er in der Vergangenheit nicht immer wieder bei wichtigen roten Linien umgekippt wäre.

Da ist es logisch, dass die Presse Pistorius zum Kanzler schreiben möchte, der die Deutschen kriegstüchtig machen möchte, die Jugend des Landes zwangsweise in die Armee eingliedern möchte und den Sozialstaat und die öffentliche Infrastruktur zu Gunsten des Militärs zugrunderichten möchte. [jdm]

IMI-Papier analysiert neue russische Nuklearstrategie

Angesichts des weiteren Ausbaus der Überlegenheit der westlichen konventionellen Rüstung wirken die Bemühungen der NATO, die atomare Zweitschlagsfähigkeit Russlands durch neu stationierte Mittelstreckenwaffen mit Hyperschallgeschwindigkeit auszuschalten, für Russland existenzbedrohend.

Russlands Antwort ist eine neue Nuklearstrategie. Sie definiert verschiedene Ereignisse - z. B. einen Angriff auf Belarus -die es erlauben, mit Nuklearwaffen zu antworten. Diese atomare Antwort soll auch gegen Nichtnuklearstaaten angewendet werden. Denn Russland geht hier von Stellvertreterkriegen der NATO aus.

Die westliche Hochrüstung und das westliche Herunterspielen der Gefahr eines Atomkriegs durch den Konflikt mit Russland erhöhen die Atomkriegsgefahr.

Laut Karaganow, einem Berater der russischen Regierung, soll das Hauptziel der russischen Nukleardoktrin darin bestehen, „dass alle gegenwärtigen und zukünftigen Feinde überzeugt sind, dass Russland bereit ist, Atomwaffen einzusetzen“.

Die Informationsstelle Militarisierung e. V. analysiert in einem Papier die neue russische Nuklearstrategie und die erforderlichen Schlussfolgerungen für die westliche Politik. [jdm]